Während der 3D-Hype in den USA schon längst wieder abebbte und Kinogänger meist die 2D-Version eines Films bevorzugen, hat man in Europa und vor allem in Asien oft keine Wahl zwischen 3D und 2D und sieht nur die teurere Variante. Dadurch steht in Amerika oft der Eindruck, 3D wäre außerhalb ihrer Grenzen ein großer Erfolg. Für Europa gilt das aber nur bedingt, für den asiatischen Raum dagegen auf jeden Fall. 3D ist dort ein echtes Verkaufsargument.
Weiterhin sind neben Japan und Südkorea mittlerweile andere asiatische Märkte so groß (insbesondere China), dass sich Hollywood-Studios häufig auch an lokalen Produktionen beteiligen, wie sie es auch in Europa schon ein paar Jahre tun. Nicht neu dagegen sind Co-Produktionen, die sowohl den amerikanischen als auch die asiatischen Markt bedienen sollen und vielleicht über Hollywood-Stars indirekt auch noch den Rest der Welt. Den stetig zunehmenden Kinobesuchen in manchen asiatischen Ländern und dem Extra-Bonus durch begehrtes 3D hat man es aber auch zu verdanken, dass ein Hollywoodstudio schon mal mehr riskiert als gut für sie ist.
Einer jener Fälle ist der Film 47 Ronin von Universal, in dem 47 ehemalige Samurais im 18. Jahrhundert den Tod ihres Herren rächen wollen. Während der Großteil der Ronin von Japanern gespielt wird, hat auch Keanu Reeves eine Rolle, damit das westliche Publikum wenigstens einen Anker hat. Das Budget des Films lag ursprünglich bei 175 Millionen Dollar, was auf den ersten Blick durchaus etwas viel für so eine Geschichte ist, sich aber damit erklären lässt, dass u.a. auch Hexen, Riesen und anderes phantastisches Getier im Film auftreten. Diese Variante ist also klar auch im Fantasy-Bereich angesiedelt, obwohl die Geschichte selbst auf wahren Begebenheiten beruht (und früher schon verfilmt wurde). Regie führt der noch unerfahrene Carl Erik Rinsch.
Gerüchten zufolge war der Regisseur aber ziemlich überfordert und die Filmkosten übersteigen laut mehrerer Quellen das Budget deutlich. Aber selbst hierbei kam offensichtlich kein Film zustande, mit dem Universal zufrieden ist, ordneten sie doch Re-Shoots an, die vor allem Keanu Reeves eine wichtigere Position im Film geben sollten. So war laut TheWrap Keanu Reeves Charakter nicht mal im Showdown dabei. Durch Nachdrehs wurde das geändert und Reeves tritt gegen ein übernatürliches Monster an. Auch sonst wurden ein paar neue Szenen mit ihm gedreht.
Der Regisseur, der diese Szenen noch drehen durfte (weil es die Gewerkschaft der Regisseure so vorschreibt), ist aber in der Post-Produktion jetzt offensichtlich nicht mehr dabei. Universal holte dafür andere Leute ins Boot. Die Kosten werden von manchen Quellen mittlerweile auf 225 Millionen geschätzt. Und das schließt noch nicht einmal die nötige Werbung mit ein, die für einen Film dieser Größenordnung selten unter 100 Millionen Dollar liegt.
Da man in Asien nicht wirklich was von mehr Szenen mit Keanu Reeves hat, ist noch nicht klar, ob die Änderungen nur die westliche Fassung betreffen. Auch Looper bekam ja in China eine eigene Version spendiert (ohne, dass es da zu Produktionsschwierigkeiten kam) (siehe News).
Wann der fertige 47 Ronin ins Kino kommt, ist aber noch unklar. Ursprünglich war schon der November dieses Jahres angedacht, aber dann verschob man ihn vor einigen Monaten auf Februar 2013, bevor er kurz später sogar auf den 25. Dezember 2013 gesetzt wurde. Hierbei handelt es sich aber nach Meinung einiger Beobachter nur um einen Platzhalter, bis man sich bei Universal sicher ist, was man mit diesem Film tut. Der Film ist für das Weihnachtsgeschäft eher ungeeignet. Man kalkuliert hier möglicherweise, dass, solange der Film noch nicht veröffentlicht wurde, er offiziell kein Flop ist und man sich für die hohen Kosten nicht rechtfertigen muss. Gerade die lezten Jahre hatte es Universal da nicht leicht. Zwar hatten sie immer 1-2 sehr erfolgreiche Filme, aber deren Gewinne wurden im gleichen Jahr von Flops wieder verzehrt.
Schon dieses Jahr wird Battleship wohl die Freude über den Erfolg von Ted sehr trüben. 2013 dagegen dürfte Fast & Furious 6 der Moneymaker sein und 47 Ronin das Potential zum Gegenteil. Es ist also wahrscheinlich, dass man ihn lieber auf 2014 verschiebt, das aber noch nicht zugeben will.
