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Meine kleine Rezension für Unentschlossene:
Ganz in der Tradition bekannter Propaganda-Actioner der 1980er, wie z.B. 'Die Rote Flut', 'Red Scorpion' oder 'Rambo III' serviert uns der Oscar prämierte Regisseur Antoine Fuqua ('Training Day', 'Tränen Der Sonne') einen dreisten 'Stirb Langsam' - Klon und beweist, dass die einst erfolgreiche Formel der unaufhaltsamen Ein-Mann-Armee gegen einen schier übermächtigen Gegner auch im Jahr 2013 immernoch prächtig funktioniert, solange man sich darauf einlässt.
Fuqua, der zuvor bereits mit 'Shooter' oder 'The Replacement Killers' eindrucksvoll belegte, dass er abseits der Gangster-Thematik auch brachiale, reinrassige Action kann, versucht sich nach sechsjähriger Abstinenz erneut am Genre und holte sich mit Gerard Butler ('Gesetz Der Rache', 'Gamer') einen charismatisch- imposanten und glaubwürdigen Hauptdarsteller vom Zerstörungsfach ins Boot. Doch bei aller Imposanz und Muskelkraft, ohne gestandene Charakterköpfe, im besten Falle Oscarpreisträger, geht auch in 'Olympus Has Fallen' nichts, also überredete man den großartigen Morgan Freeman ('Erbarmungslos') eine Nebenrolle als Sprecher des Weißen Hauses- und die nicht minder begabte Melissa Leo ('Flight'), die Rolle der Verteidigungsministerin McMillan zu übernehmen.
Man möge diese Entscheidung den Verantwortlichen danken, denn bei all der omnipräsenten Männlichkeit Gerard Butlers sorgen gerade diese Beiden für den nötigen Ausgleich, für die Atempausen zwischen den reichlich vorhandenen Schusswechseln, Knochenbrüchen und gelungenen-, wenn auch arg fragwürdigen One-Linern des Mike Banning. "Stumpfsinn!" pfeiffen die Spatzen von den Dächern, natürlich, aber diese offensichtliche Unterforderung, fast Beleidgung des menschlichen Denkapparats ist selbstverständlich kalkuliert.
Mike Banning ist quasi die logische Konsequenz einer aufgesetzten Handlung, der Inbegriff des überzeichneten, fast unverwundbaren Actionhelden der erst, nein, nur schiesst um danach einen situationsbezogenen, dummen Spruch zum Besten zu geben, der zum Schmunzeln einlädt. Dass in Folge dessen die bösen Buben dezimiert werden ist beinahe positiver Nebeneffekt.
'Olympus Has Fallen' ist beileibe nichts für Feingeister oder Kinoästheten, sondern ein Relikt, ein Überbleibsel adaptiert aus einer Zeit, in der in Actionfilmen wenig bis kein Platz für Graustufen, sondern nur für Schwarz-Weißmalerei war. Gut und böse waren klar definiert. Das Gute war so gut wie (un-)möglich und das Böse so böse wie (un-)nötig. Männer quälten ihre Frauen mit Stallone, Lundgren oder Schwarzenegger, deren Filme fast monatlich das Licht der Kinowelt erblickten. Heute sind diese Gesichter beinahe gänzlich aus den Kinosälen der Welt verbannt weil überholt. Überholt von den Vin Diesels, den Stathams oder Dwayne Johnsons des Genre. Ebenfalls charismatisch- stereotypische Urmänner, allerdings angepasster, moderner und angesagter als ihre Vorgänger und deutliche Vorbilder.
Da tut es gut, ist es eine Wohltat, wenn sich ab und zu ein Studio, ein Regisseur oder Produzent erbarmt und den darbenden, nachtrauernden Anhängern dieser guten alten und reaktionären Zeit, ihre Helden für einen Moment, wenn auch nur für 120 Minuten, wieder lebendig werden zu lassen. Klar, Gerard Butler ist kein Arnold Schwarzenegger, dafür ist er zu talentiert, jedoch spielt das in diesem Fall keine Rolle. Es genügt die Ausstrahlung des Schotten, die Entschlossenheit in seinen Augen alles niederzumähen, was den "Patriot Act" nicht auswendig kennt.
Ja, 'Olympus Has Fallen' ist kompromisslose, harte Daueraction ohne Sinn und Verstand, dafür voller amerikanischer Flaggen, Pathos und einem besseren Abziehbild als Antagonisten aber daraus macht der Film keinen Hehl. Er will mit-, abgesehen von den zum Teil grottig-liebevollen, computergenerierten Effekten, zeitgemäßen Mitteln auf altmodischste Art unterhalten indem er an die niedersten Instinkte des Mannes appelliert und dieses Ziel erreicht er im Schlaf. Stillstand oder Langeweile ist ein Fremdwort, Dauerfeuer lautet die Devise, damit kann man leben oder aber auch nicht. Trotz dem Mangel an Nachvollziebarkeit und dem Überschuss an Patriotismus macht der Streifen einen höllischen Spaß, denn Antoine Fuqua versteht sein Handwerk und Gerard Butler unterstützt ihn dabei vorzüglich, weil er seine Figur so unfassbar authentisch verkörpert, wie man sie in der Person des Mike Banning schon sehr lange und in der Form nicht mehr beim wüten erleben durfte.
Fazit:
Gerard Butler schiesst und kämpft sich in 'Olympus Has Fallen' im Dauerfeuermodus durch einen astreinen, knallharten Actionfilm, der zwar an politischem Reaktionismus kaum zu überbieten ist, erstaunlicherweise aber trotzdem oder gerade wegen seiner Schwächen unheimlichen Spaß macht.
Aaaaaaaber: Bestimmt nicht in einer FSK 12 - Fassung.
Edit: Diese Rezension ist ein Auszug aus der der originalen-, ebenfalls von mir geschriebenen Rezension und stammt von einer anderen Website.
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