Regisseur Christian Viel inszenierte den hier besprochenen „Evil Breed“ bereits im Jahr 2003. Der Produktionsprozess schien dabei komplizierter gewesen zu sein, als man es für solch einen handelsüblichen Low-Budget-Slasher, der ziemlich nah am Thrash vor sich hin wildert, vermuten würde. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt, aber der vorliegende Film wirkt szenenweise bestenfalls wie ein Rohschnitt. Unfertig ist hier mit Sicherheit der treffendste Terminus. Veröffentlicht wurde der bereits 2003 produzierte Film in den USA erst drei Jahre später. Im Jahr 2007 folgte dann die Veröffentlichung hierzulande auf DVD. Witzigerweise gab es in Deutschland sogar eine Unrated-Version zu bestaunen, während die Amis mit einer zensierten R-Rated Version vorlieb nehmen mussten. Und auch wenn Fassungs-Wirrwarr und die lange Zeit zwischen Produktion und Veröffentlichung mitunter Anzeichen dafür sind, dass "Evil Breed" unter keinem besonders guten Stern stand… der Streifen hinterlässt gar keinen sooo miesen Eindruck.
Ein solide produziertet Soft-Rock-Soundtrack untermalt das ansonsten leicht semi-professionell angehauchte Erscheinungsbild. Und wenn in der Eröffnungsszene ein, sich im tiefsten B-Sumpf verirrter, Richard Grieco mit Pornosternchen Chasey Lain, in einem Zelt im tiefstenen Wald rumvögelt, muss man nicht mal bis drei zählen können, um sich auszumalen was als nächstes passiert. Die beiden Auftaktmorde etablieren einen gesunden Härtegrad, der in solider Effektearbeit präsentiert wird.
Im ersten Filmdrittel bleibt dann alles im standardisierten Genre-Rahmen. Der Film etabliert seine Protagonisten, die sich als Schülertruppe auf einem Wochenendausflug im irischen Hinterlande entpuppen. Vor Ort soll etwas über die einheimische Mythologie im Hinblick auf das Totenfest „Samhain“ recherchiert werden. Die agierenden Darsteller sind für solch eine kleine Produktion brauchbar und als eingeschränkt fähig zu bezeichnen, wobei neben Chasey Lain noch weitere Prominenz aus dem horizontalen Filmbusiness, in Form von Jenna Jameson und Ginger Lynn, durchs Bild hüpfen darf.
Die Charaktere geben sich betont Horrorfilm geschult und man versucht relativ plump, durch genreaffinen Meta-Humor zu punkten, was (zum damaligen Zeitpunkt) ganze sieben Jahre nach „Scream“ keine Begeisterungsstürme hervor rufen kann. Gipfel dieses selbstparodisierenden Ansatzes ist sicher eine schreiend billige „Halloween“-Kopie, die sich die Jugendlichen hier zusammen ansehen und sich über die Formelhaftigkeit und die dilettantische filmische Umsetzung beschweren. Ganz schön selbstsicher, für einen Film, der selbst nicht weit entfernt ist, von dem hier angeprangerten Produktionsniveau. Neben diesem, wenig zündenden selbstparodistischen Ansatz überwiegen in der ersten Hälfte dann lahme Jump-Scares die sich als falscher Alarm herausstellen, in dem sich die Schüler, mehr oder weniger unbeabsichtigt, andauernd gegenseitig erschrecken, was in der hohen Frequenz tatsächlich schnell zu nerven beginnt. Dieser Umstand verbessert sich in Filmhälfte zwei dann etwas.
Während die „False-Scares“ also zurück in die Mottenkiste gepackt werden, holt man aus ebendieser den degenerierten Inzestmutanten, der hier zur Jagd auf die Schülertruppe bläst. Und das tut er, im Rahmen der technischen Möglichkeiten einer solchen Low-Budget-Produktion, sogar relativ effektiv, wobei der Film hier definitiv nicht genau weiß was er denn nun eigentlich liefern will. Soll es lieber ein grimmiger Schocker mit kurzen aber herben Slasher-Schocks sein, oder doch lieber eine, beinahe tromaesk anmutende, Funsplatterparade werden. Diese inhaltliche Inkonsequenz ist mit Sicherheit ebenfalls den problematischen Umständen während der Produktion zu zuschreiben. Das stilistische Ungleichgewicht fördert allerdings zwei wirklich bemerkenswert übertrieben-brutale Splattereien zu tage, die das ansonsten vorherrschende Slasher-Standardrepertoire weit überflügeln und in ihrem Ablauf anscheinend eher belustigen als schockieren sollen. Sowieso regt der hier präsentierte Hinterwäldler-Mutant, der die ein oder andere skurrile Geste unter seinem leicht zu durchschauenden Kostüm zum Besten gibt, eher die Komik an.
Hört sich jetzt alles wenig berauschend an, oder ? Nun… objektiv betrachtet mag das so sein. „Evil Breed“ ist weit weg davon ein guter Film zu sein, aber man bekommt hier immer wieder den Eindruck, dass er dies auch gar nicht sein will. Denn, ganz spaßig ist dieser skurrile Zirkus aus semi-professionellem Filmschaffen, matschigem Gore und unfreiwilliger (?) Komik irgendwie schon. Zumindest in der richtigen Stimmung kann man sich ohne körperliche Schmerzen durch das hier präsentierte Kasperletheater schmunzeln. Außerdem präsentiert sich die Regie im Rahmen ihrer finanziellen und technischen Möglichkeiten mal zur Abwechslung nicht komplett talentfrei, sondern lässt hier und da tatsächlich gute Ansätze im Umgang mit Spannung und Atmosphäre erkennen. Dieser Umstand entfernt diesen Film daher ein gutes Stück vom Bodensatz des Genres . Das wird selbstverständlich für viele zu wenig sein, und damit haben sie objektiv betrachtet natürlich recht. Ich für meinen Teil kann derlei Horrormumpitz ab und zu was abgewinnen. Demnach darf die Wertung hier gerne subjektiv gefärbt verstanden werden und kann, je nach Preferenz des jeweiligen Zuschauers entweder konform gehen (eher unwahrscheinlich) oder 1-2 Punkte nach unten variieren (sehr wahrscheinlich ;-)) ).
5,5 Punkte (auf der Low-Budget-Trash-Skala versteht sich)
5/10