Review zu anderen, französischen Filmen:
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Ich kenne weder den Roman (Überraschung) noch eine andere Verfilmung „des Grafen von Monte Christo“ und
sehe bzw bewerte diese rund 6,5 stündige Verfilmung daher für sich alleine ohne Vergleiche zu vorgenannten Werken.
Die filmischen Jugenderinnerungen - Filme, die man vor Jahren oder teils Jahrzehnten sah.
Die Erinnerung kann trügen, der Geschmack verändert sich, man versteht mehr usw. Es gibt viele Gründe, wieso etwa Filme, die man früher - in diesem (meinem) Fall mit 14 oder 15 - sah und mochte, heute nicht mehr gefallen.
Dieser Film zählt nicht dazu!
Diese Verfilmung des Romans (1840er Jahre von Alexandre Dumas)
„Der Graf von Monte Christo“
aus dem Jahr 1998 wurde als TV Mehrteiler gedreht, der in vier Teile unterteilt, die berühmte Geschichte des
von seinen Freunden verratenen Edmund Dantès in rund 6,5 Stunden erzählt.
In Frankreich sahen den Film bei der Erstausstrahlung 1999 über 12 Mio Zuschauer, in Deutschland waren es über
8 Mio. Das ist schon eine Hausnummer, wie ich finde.
Sicherlich hätte man den Film etwas actionreicher, spannender oder kürzer umsetzen können, aber diese ruhige Erzählweise, die sich Zeit nimmt und den Zuschauer in Ihren Bann zieht, hat mich zu keiner Zeit gelangweilt; nur
das gesungene Lied kann man, wenn man mag vorspulen, aber dies sei verziehen!
Insgesamt finde ich, tut hier die Tatsache, dass es „nur“ eine Fernsehverfilmung ist, keinen qualitativen Abbucht!
Gérard Depardieu glänzt, wie man das auch von ihm gewohnt ist, in der Rolle des Rächers, der eigentlich gar kein böser oder schlechter Mensch ist, sondern nur (seine) Gerechtigkeit verlangt.
Neben Edmond Dantès und später den Grafen von Monte Christo verkleidet er sich noch als Priester Abbé Busoni sowie Bankier Lord Wilmore und beeinflusst so raffiniert die Handlungen und Denkweisen deren, die ihm begegnen!
Die Franzosen immer mit Ihrem Verkleidungs- & Täuschungswahn... dies war bereits bei der „Fantomas“ Trilogie (1964 bis 1967) gut in Szene gesetzt.
Aber die zeitlich erste Szene des Films spielt bei Edmond Dantès Verlobungsfeier - gut 20 Jahre vor der folgenden Handlung. Ein lustiger Einfall hierbei war es, dass Gérard Depardieu hier Edmond Dantès Vater spielt, sein richtiger Sohn, Guillaume Depardieu, den jungen Edmond Dantès, wobei man erwähnen sollte, dass Gérard Depardieus Tochter, Julie Depardieu ebenfalls in diesem Film mitspielt (als Valentine de Villefort). Ich meine sogar, dass Ornella Muti in dieser Szene Mercédès Mutter spielt und Ihre Tochter, Naike Rivelli, die junge Mercédès.
Aber dies mal nur so am Rande ;-)
Ich war auch etwas erstaunt, dass die ersten beiden Teile eine FSK ab 6 Jahren Freigabe haben, wohingegen die Teile drei und vier ab 12 Jahren freigegeben wurden. Man sieht zwar nichts wirklich schlimmes, da etwa der tote Zellenkumpane, der Edmond Dantès zur Flucht verhilft, nicht wirklich gezeigt wird, aber ab 6 (?!), naja seis drum.
In dem Alter schaut man Filme sowieso noch nicht alleine.
Auch die anderen Schauspieler spielen sehr überzeugend sowei passend Ihre Rollen und die stets schönen Frauen sind wirklich eine Augenweide! Egal ob Ornella Muti (Mercédès), Julie Depardieu (Valentine de Villefort), Constanze Engelbrecht (Hermine Danglars) oder Inés Sastre (Haydée) - ein herrlicher Anblick!
Die Erschaffung des 19. Jahrhunderts, da der Film größtenteils in den 1840er Jahren spielt, ist ebenfalls sehr geglückt. Die Landschaft, die Anwesen mit riesigen Gärten, Frauen in Kleidern, Männer mit Zylinder im Anzug
- eine schöne Zeit, wenn auch etwas flach und eindimensional dargestellt, aber nun gut. Es gibt hier auch keine hässlichen Menschen und Gérard Depardieu ist wohl auch der einzige, welcher etwas korpulenter ist.
Hier könnte man etwas kritisieren; mich hat es hier aber nicht gestört.
Kleines Manko zum Schluss: dieses kitschige Ende...
9 von 10 Punkte
9/10