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Zatoichi - Der blinde Samurai

Originaltitel: Zatôichi

Herstellungsland:Japan (2003)
Genre:Action, Eastern
Bewertung unserer Besucher:
Note: 7,83 (6 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Japan im 19. Jahrhundert: Der blinde Wandermasseur Zatoichi kommt in ein kleines Bergdorf, das von einem ehemaligen Samurai und seiner brutalen Ginzo-Gang terrorisiert wird. Zatoichi stellt sich auf die Seite zweier jungen Geishas, deren Eltern von den Unterdrückern ermordet wurden und die seither auf Rache sinnen. Bald schon eskaliert die Lage und Zatoichi, hinter dessen Fassade sich ein präziser und gnadenloser Schwertkämpfer verbirgt, sieht sich gezwungen, mit seiner tödlichen Klinge einzuschreiten. (Concorde Home Entertainment)

eine kritik von horace pinker:

Takeshi Kitano (Violent Cop, Boiling Point) wurde als Regisseur in den 90iger Jahren vor allem durch seine exzellenten Yakuza Dramen bekannt. Nach Brother wandte er sich allerdings vorerst von seinem Lieblingsthema ab und neuen Horizonten zu. Ein Resultat dieser Schaffensperiode war der Samuraifilm Zatoichi. Dieser stellte ein Reboot der gleichnamigen Filmreihe und zugleich den ersten Epochenfilm Kitanos dar. Dabei übernahm Kitano in Personalunion die Stellen des Regisseurs, Drehbuchautors, Hauptdarstellers und Cutters. Die Handlung dreht sich um den titelgebenden blinden Samurai. Dieser trifft in einem Ort auf ein als Geishas getarntes Geschwisterpaar auf der Suche nach den Mördern ihrer Familie und beschließt ihnen bei ihrem Rachefeldzug zu helfen.

Statt einen bitterernsten Samuraifilms abzuliefern, wurden die Actionsequenzen und dramatischen Momente mit einer ordentlichen Prise Humor angereichert. Dies ist meist durchaus witzig geraten, so sorgen besonders die Eskapaden von Shinkichi für den ein oder anderen Lacher und auch sonst sind viele Ideen herrlich amüsant. Auf der anderen Seite wurde aber auch nicht an überraschenden Wendungen (u.a. was die Identität der Mörder angeht) gespart und der nötige Ernst ist durch die Einbindung schwieriger Themen wie Prostitution oder Homosexualität mit eingebunden wurde. Die Figuren wurden zum Großteil auch erfreulich vielschichtig gezeichnet, so ist einer der Antagonisten etwa einerseits ein skrupelloser Killer, andererseits aber auch ein liebender Ehemann und auch unser Titelheld ist nicht immer moralisch einwandfrei und handelt an mancher Stelle so erbarmungslos wie seine Widersacher. Hinzukommen dann noch einige herrlich schräge Figuren, wie der jeden Tag mit seinem Speer durch die Gegend rennende Nachbarsjunge oder die gewiefte Tante. Eine Sache die in einem Samuraifilm natürlich nicht fehlen darf sind die Schwertkämpfe und auch in dieser Kategorie wird mehr als ausreichend geliefert, so kommt es im Laufe des Films immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, was von einem entsprechend sehr hohen Body  Count begleitet wird. Wenn Klinge und Fleisch aufeinandertreffen fließt dann der rote Lebenssaft auch reichlich bzw. spritzt in Kaskaden durch die Luft und vereinzelt sind sogar Splatterelemente wie eine abgetrennte Hand vorhanden, einziger Wehrmutstropfen ist, dass beinahe ausschließlich auf CGI zurückgegriffen wurde, was dann auch entsprechend künstlich aussieht.

Für die Kameraführung griff Kitano wiedermal auf  Katsumi Yanagijima (Outrage, Battle Royale) zurück, welcher dann auch wunderschöne Bilder auf den Bildschirm zaubert, die dank ruhiger Kameraführung auch optimal überschaut werden können. Ebenfalls eine lobenswerte Erwähnung verdient die musikalische Untermalung von Keiichi Suzuki (Outrage Beyond, Ryuzo and the Seven Henchman), welche die Szenerie passend untermalt und teils mit dem gezeigten Hand in Hand geht (etwa wenn Bauern ihre Arbeit auf dem Feld genau im vorgegebenen musikalischen Rhythmus verrichten oder der Bau eines Hauses bzw. die dadurch erzeugten Geräusche zur Musik beitragen und stellenweise im Kontrast zu ihr stehen). Eine gesonderte Erwähnung verdient auch der am Filmende gezeigte Tanz der Dorfbewohner, in welchem er Elemente des klassischen japanische Kabuki Theaters mit afroamerikanischem Stepptanz verbindet. Auch optisch wissen die dargestellten Bauten und Kostüme zu überzeugen und transportieren den Zuschauer in die dargestellte Epoche.

Vor der Kamera sticht natürlich vor allem Kitano selbst als Zatoichi positiv hervor, so gelingt es ihn sowohl glaubwürdig eine blinde Figur zu verkörpern, als auch trotz seines recht hohen Alters in den Kampfszenen zu brillieren und auch seine Vergangenheit als Stand Up Comedian in einigen Momenten positiv durchscheinen zu lassen. Eine ebenfalls starke Performance gibt Tadanobu Asano (Ichi the Killer, Gemini, hat mit Auftritten in der Thorreihe auch schon den Sprung nach Hollywood geschafft) als Hattori Genosuke ab. Es gelingt ihm nicht nur im Umgang mit seinem Schwert zu brillieren, sondern auch den Zwiespalt seiner Figur zwischen der tiefen Liebe zu seiner kranken Frau und dem Wunsch sie zu retten und den brutalen und gnadenlosen Morden die er für seinen Meister begeht zu verkörpern. Für die komödiantische Auflockerung ist dann vorwiegend Taka  Guadalcanal (Zebraman 2: Attack on Zebracity, Boiling Point) zuständig, der vor allem durch die Tollpatschigkeit und Naivität seines Charakters zum Lachen anregt, dabei aber auch recht sympathisch erscheint. Auch sonst sind in den Nebenrollen keine Ausreißer nach unten zu vermelden und alle Darsteller geben ihr Bestes  um ihre Rollen auszufüllen.

Wie bisher alle hierzulande veröffentlichten Regiearbeiten Kitanos, bekam auch Zatoichi keinerlei Probleme mit der FSK und wurde mit dem 16er Siegel durchgewunken und erschien in dieser Form später auch auf DVD und Blu-Ray.

Mit seinem Ausflug ins feudale Japan ist Kitano sicher einer seiner zugänglichsten und spaßigsten Filme gelungen, der sich vor allem für Einsteiger in das Schaffen des Regiemeisters dank der gut abgeschmeckten Mischung aus Humor, Action und Dramatik eignet. Nicht so fantastisch wie seine Meisterwerke Hana Bi oder Sonatine, aber dennoch allemal einen Blick wert und auch sehr unterhaltsam, dafür gibt es von mir 8/10 blinde Masseure.

 

 

Zusatzinfos: Michiyo Ohkusu, die hier Tante Oume spielt, trat bereits 1966 in Zatoichi’s Pilgramage auf.

Takeshi Kitano blondierte sich für den Film seine Haare um seine Figur moderner zu gestalten und seinen Außenseiterstatus zu unterstreichen.

Kitano sagte in seinem Interview, seine Intention sei gewesen „das Blut wie auf dem Bildschirm erblühende Blumen erscheinen zu lassen“ um die Intensität der vielen Gewaltszenen etwas zu mindern.

Die gute Freundin des ursprünglichen Zatoichi Darstellers und Besitzerin der Filmrechte Chieko Saito wandte sich mit der Bitte an Kitano die Reihe fortzuführen und selbst die Hauptrolle zu übernehmen.

Kitano choreografierte die Kampfszenen zum Großteil selbst, da er mit geschlossenen Augen kämpfte kam es dabei mehrfach beinahe zu schweren Verletzungen.

8/10
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Kommentare

29.11.2017 17:54 Uhr - sonyericssohn
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Ein weiteres Werk für die Hall of Fame !
How ever!!!!

29.11.2017 18:42 Uhr - Intofilms
1x
Kitano im Allgemeinen und dieser Film im Speziellen habe ich schon länger im Blick. Aber irgendwie wird das einfach nichts mit uns beiden, obwohl ich einige Sachen ebenfalls schon länger hier stehen habe. Fehlende Zeit, der letzte entscheidende Anstoß - keine Ahnung, woran es immer liegt. Deine Rezi hat mich jetzt wieder auf seine Fährte gesetzt. Mal schauen... Wenigstens "Hana Bi" will ich demnächst unbedingt mal in Angriff nehmen!

Fantastische Rezi, Horace! Sehr ansprechend und sehr aufschlussreich. Ich habe einen deutlichen Eindruck vom Film gewonnen. Merci!

"wie auf dem Bildschirm erblühende Blumen": Ach, ist das schön! :D

29.11.2017 19:30 Uhr - NoCutsPlease
1x
DB-Helfer
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Gut verfasster Reminder! Der Film liegt nämlich schon seit Jahren ungesehen in der Sammlung, nachdem ich ihn mal als Heftbeilage erworben habe. Jetzt weiß ich ja, warum sich der lohnt. :)

29.11.2017 19:35 Uhr - TheRealAsh
1x
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Wieder mal eine starke Kritik in deiner Kita-Reihe! Mit dem "zugänglich" hast du sicher recht, den kenn ja sogar ich^^ Damals im Kino sogar gesehen und der hat mich bildlich ob seiner Opulenz schon umgehauen.

29.11.2017 19:47 Uhr - Horace Pinker
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Vielen Dank euch Dreien, freut mich das meine Besprechung euch gefallen hat!
Intofilms: Tu das auf jeden Fall, es lohnt sich da jedes Werk von Kitano auf seine Weise faszinierend und filmisch hochwertig ist. Neben dem von dir erwähnten einfach brillanten Hana Bi (zu dem ich wenn ich die Zeit finde auch noch ein Review schreibe) sind auch Sonatine, Brother und Violent Cop klare 10 Punkte Kandidaten (wobei keine seiner Regiearbeiten bei mir unter einer 7 liegt).
NCP: Dann wünsche ich dir schon mal viel Spaß und zähle fest auf deine Rückmeldung. Kennst du schon einige von Kitanos Filmen?

29.11.2017 20:04 Uhr - Horace Pinker
1x
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29.11.2017 19:35 Uhr schrieb TheRealAsh
Wieder mal eine starke Kritik in deiner Kita-Reihe! Mit dem "zugänglich" hast du sicher recht, den kenn ja sogar ich^^ Damals im Kino sogar gesehen und der hat mich bildlich ob seiner Opulenz schon umgehauen.

Danke dir Ash, freut mich das Zatoichi dir ebenfalls gefallen hat.

29.11.2017 20:30 Uhr - cecil b
1x
Moderator
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Dein Review gefällt mir genauso gut wie immer!

Ich persönlich bin bei diesem Film hin und her gerissen, bei mir funktionierte es nicht ganz so gut, die verschiedenen Richtungen miteinander zu vermischen. Kitanos Spiel fand ich super, aber der Humor ist gewöhnungsbedürftig. Jetzt hast du mir aber schon den Anreiz gegeben, mich noch einmal auf diesen einzulassen. :) Der Nachbarsjunge mit dem Speer ist schon charmant durchgedreht.

29.11.2017 21:04 Uhr - Horace Pinker
1x
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29.11.2017 20:30 Uhr schrieb cecil b
Dein Review gefällt mir genauso gut wie immer!

Ich persönlich bin bei diesem Film hin und her gerissen, bei mir funktionierte es nicht ganz so gut, die verschiedenen Richtungen miteinander zu vermischen. Kitanos Spiel fand ich super, aber der Humor ist gewöhnungsbedürftig. Jetzt hast du mir aber schon den Anreiz gegeben, mich noch einmal auf diesen einzulassen. :) Der Nachbarsjunge mit dem Speer ist schon charmant durchgedreht.

Arigato Cecil San! In gewisser Weise stimme ich dir ja zu, an seine Großtaten aus den 90igern kommt der nicht ran und der Humor ist sicher auch Ansichtssache, ich wurde aber dennoch gut unterhalten. Kennst du eigentlich zufällig einen oder mehrere Teile der Ursprungsreihe, würde mich nämlich interessieren wie die so qualitativ ausgefallen sind und ob eine Sichtung lohnt?
P.S. Kommt von dir eigentlich bald wieder eine Besprechung zu einem Werk aus dem fernen Osten?

29.11.2017 21:09 Uhr - NoCutsPlease
2x
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Nach einem Kontrollblick in die imdb muss ich sagen, dass ich mit Kitano bislang noch keine filmischen Berührungspunkte hatte. Aber das ist ja das Schöne hier: Man ergänzt sich stets! :)

29.11.2017 21:47 Uhr - Ghostfacelooker
1x
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Eine ebenso große Schande für meine Bro noch keinen Kitano Film gesehen zu haben, wie das es zuwenig filmische Zatoichi Werke in deutscher Sprache gibt, die von Anfang bis Ende episch sind und diese Version nur ein kleiner Regentropfen davon darstellt. Aber keirei (敬礼) Horace Pinker San.

29.11.2017 21:53 Uhr - DriesVanHegen
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Den hatte sich mein Vater vor langer Zeit mal von einem Freund geliehen und wir waren beide gut unterhalten.
Absurder, aber doch etwas gewöhnungsbedürftiger Humor, gepaart mit charmanten Schnetzeleien (deren PC-Herkunft mir damals gar nicht aufgefallen ist...).
Seit letztem Jahr hab ich das UK-Steel ungesehen im Schrank stehen. Muss ich auch mal wieder ändern.

Ich weiß von der Handlung kaum noch was, fand sie damals aber irgendwie sehr verworren und war irgendwie irritiert. Handwerklich aber alles top.
Und was sich eingebrannt hat: die tolle Verknüpfung Bild-Ton. Die im Takt ackernden Bauern waren herzallerliebst.
Allein für diese Sequenz lohnt sich das Einschalten.

Danke für die süße Erinnerung!

29.11.2017 22:32 Uhr - cecil b
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Moderator
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Horace Pinker, über die Ursprungsreihe weiß ich nichts.

Vermutlich wird mein nächster Ausflug nach Asien wenig anspruchsvoll und äußerst brutal. Aber ich habe auch andere Filme auf dem Plan, und muss mich in nächster Zeit wohl erst einmal auf andere künstlerische Tätigkeiten konzentrieren. Die Zeit ist doch eingeschränkt: https://img.shz.de/img/panorama/crop3214586/1643266276-cv3_4-h335/23-27309485.jpg


https://translate.google.de/?rlz=1C1AVFB_enDE752DE755&um=1&ie=UTF-8&hl=de&client=tw-ob#de/ja/es%20gibt%20wenig%20zeit



30.11.2017 07:23 Uhr - Horace Pinker
1x
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Vielen Dank auch an Ghostfacelooker und DriesvanHegen.
Ghost: Danke für die Antwort, dann werde ich bei Gelegenheit auch mal einen Blick auf die Originalreihe riskieren. Weißt du zufällig ob die nicht auf deutsch erschienenen Teile wenigstens mit englischen Untertiteln erhältlich sind?

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