Trent Haaga ist schon weit herumgekommen im Indie-Filmgeschäft, sowohl als Drehbuchautor (Cheap Thrills, Deadgirl) als auch als Schauspieler (Citizen Toxie, Terror Firmer). Gerade Cheap Thrills war ein fieser, kleiner Thriller-Bastard und hat mir persönlich ziemlich gut gefallen. Jetzt hat er mit 68 Kill sein Regie-Debüt gegeben, zu dem er erneut auch für das Script verantwortlich ist. Da stellt sich natürlich die Frage: Ist es ihm gelungen, an den Vorgänger anzuknüpfen?
Über die Story sollte man am besten nicht allzu viel wissen, bevor man sich besagtes Erstlingswerk anschaut, denn diese schlägt mehrere Haken und bietet einige nette Plottwists, die zu verraten einen beträchtlichen Teil des Spasses an 68 Kill nehmen würde! Ganz allgemein gesagt geht es um den irgendwie doch ganz liebenswerten Loser Chip, seine etwas dominante Freundin Liza, 68.000 $ und, um den Film zu zitieren, die eine Sache, auf die alle Probleme Chips' zu reduzieren sind: PUSSYS!
Das hört sich jetzt wahnsinnig chauvinistisch und frauenfeindlich an, ist es aber lustigerweise nicht. Im Gegenteil: 68 Kill hat einige wirklich starke Frauenfiguren zu bieten, die zugegebenermaßen ziemlich daneben sind, ihre männlichen Kollegen allerdings jederzeit locker dominieren. Damit bricht der Film mit der oft sehr männlich belegten Riege der Film-Psychopathen.
Das mag einerseits an der literarischen Vorlage liegen, denn der amerikanische "Slasher-König" Bryan Smith hat ein augenscheinliches Faible für gewalttätige weibliche Akteure. Neben 68 Kill, das leider nur auf Englisch zu haben ist, seien hier Interessenten vor allem die Bücher The Killing Kind 1 & 2 (im Festa-Verlag unter den Titeln Todesgeil und Blutgeil erschienen, die von mir hiermit den Innovationspreis des "Vereins zur Erhaltung deutscher Titelverbrechen e.V." erhalten!) empfohlen. Wer zumindest eins der beiden kennt, weiß, wovon ich spreche!
Andererseits liegt es aber auch an den grandiosen Darstellerinnen, die dieser Film auffährt. Vor allem Annalynne McCord spielt bereits erwähnte Liza mit einer Mischung aus Verruchtheit, Bösartigkeit und Sex-Appeal, die den (wahrscheinlich vor allem männlichen) Zuschauer ihr zuliebe mit Freuden sämtliche moralischen Vorsätze über Bord werfen lassen würde. Nun hat Ms. McCord bereits in Excision Mut zur Hässlichkeit bewiesen und in der ziemlich gestörten Hauptrolle geglänzt. Diese Performance überbietet sie in 68 Kill nochmals, da sie hier die Ambivalenz des Bösen (sexy Äusseres, absolut verdorbenes Inneres) einfach glänzend rüberbringt!
In Sachen Abgefucktheit steht ihr Sheila Vand allerdings in nichts nach. Die Hauptdarstellerin aus dem grandiosen s/w-Arthouse-Vampirfilm A Girl Walks Home Alone at Night ist zwar rein optisch etwas stereotyper geraten, was sie aber mit einer absolut wahnsinnigen Performance mehr als wett macht.
Insgesamt ist an der Darstellerfront wenig bis gar nichts auszusetzen. Alisha Boe als Violet schafft problemlos den Spagat zwischen zart und hart, wobei ihre Figur vor allem durch die Umstände zu letzterem gezwungen wird, und Matthew Gray Gubler (Criminal Minds, Life After Beth) ist in der männlichen Hauptrolle so naiv-trottelig, dass man fast schon Mitleid bekommt.
Der schauspielerischen Qualität steht glücklicherweise die des Drehbuchs in nichts nach, und so kann sich der geneigte Zuschauer über geschliffenen Dialoge, zahlreiche herrlich absurde Situationen, tiefschwarzen Humor und, vor allem gegen Ende hin, einige richtig blutige Splattereffekte freuen, die Trent Haaga's Regiedebüt einfach zu einem über die gesamte Laufzeit unterhaltsamen Thriller der etwas abseitigeren Natur machen. Das macht mir die Bewertung dieses Films zum Glück sehr leicht:
Fazit
68 KILLS ROCKT!!!
10/10