Im Jahr 2008 kam der Horrorfilm Mirrors mit Kiefer Sutherland in der Hauptrolle ins Kino und glänzte eher mit einigen ausgewalzten Gewaltdarstellungen, die zwar durchaus gut inszeniert waren, aber keinen wirklichen Grusel erzeugten. Dann kam noch das actionorientierte Ende mit Kampf gegen eine monströse Kreatur hinzu und voilà fertig war der Mainstream-Horror, der nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht sonderlich gut ist. Gut, dass es sich dabei nur um ein Remake des 2003 in Südkorea erschienen Filmes Into the Mirror handelt, der mehr auf klassischen Grusel, anstatt auf brutale und blutige Szenen setzte. Zudem arbeitet er vollkommen ohne Jumpscares, was eine wahre Wohltat nach den ganzen modernen Horrorfilmchen ist und endlich konnte ich mal wieder einen Film sehen, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten.
Die Story von Into the Mirror ist nichts besonderes, da das Grundkonzept so ziemlich jedem bekannt sein dürfte und den geneigten Film-Fan nicht sonderlich überrascht. Trotzdem hat sie es geschafft mich von der ersten Sekunde an zu fesseln, was vor allem daran lag, dass man sofort in das Geschehen hineingezogen und mit einigen mysteriösen Vorkommnissen konfrontiert wird, weswegen man natürlich neugierig wird und wissen will, wie es weitergeht. Bis man das aber erfährt, nimmt sich der Film erst einmal Zeit, um seine Protagonisten einzuführen und deren Vergangenheit zu schildern, was sich weder unnötig in die Länge zieht, noch langweilig wird, da diese Phasen immer wieder durch neue Geschehnisse unterbrochen werden, die den Zuschauer bei der Stange halten. SPOILER Bei diesen Geschehnissen handelt es sich um Mordfälle in einem Kaufhaus, die von einer Frau, die Spiegeln entspringt, verübt werden, was der Zuschauer schon innerhalb der ersten Minuten des Filmes erfährt. Somit beschäftigt sich die Handlung damit, wie die Dame denn in den Spiegeln hineingeraten ist und wieso sie all diese Leute tötet.SPOILER ENDE Jetzt muss ich jeden enttäuschen, der auf explizite Mordszene gehofft hat, denn darauf verzichtet Into the Mirror gänzlich, wenn man mal vom Ende absieht bei dem keine (oder doch?) halben Sachen gemacht werden (kleine Anspielung für diejenigen, die den Film kennen ;)). Stattdessen lebt der Film von seiner erdrückenden und schaurigen Atmosphäre, die mit fortschreitender Laufzeit immer intensiver wird. Zudem bietet er auf rein visueller Ebene einige herausragende Bilder, da viel mit Spiegelungen gearbeitet wird, durch die es dem Zuschauer manchmal unmöglich wird die Realität von der Spiegelung zu unterscheiden, wodurch man später nicht mehr weiß, was wahr und falsch ist. Für mich ist das ein ganz besonderer Aspekt des Filmes, der mit der visuellen Wahrnehmung des Zuschauers spielt und ihn auf dieser Ebene genauso wahnsinnig werden lässt, wie den Portagonisten. Man kann sich dadurch förmlich in ihn heineinversetzen und das allein aufgrund der Tatsache, dass man selbst keinen Überblick über die Geschehnisse hat und gerade wenn man denkt, dass man weiß in welcher Welt man sich momentan befindet, sagt der Film "Denkste" und zeigt einem, dass man sich die ganze Zeit geirrt hat. Diese Ahnungslosigkeit, die man empfindet, macht Into the Mirror nur noch intensiver, sodass man sich seiner Wirkung kaum mehr entziehen kann.
Sowas ist mir auch viel lieber, als Unmengen an Blut, die einen angeblich zum Gruseln bringen sollen. Wenn schon Blut ohne Ende dann doch bitte Braindead, Evil Dead etc., die entweder Spaß machen oder schockieren wollen, weil gruselig ist an Blut meistens nichts.
Jetzt aber wieder zurück zum Film und seinen Darstellern von denen die meisten ihre Arbeit mehr als nur gut machen. Sie vermitteln perfekt ihre derzeitige Gefühlslage und übertragen diese gleichzeitig auf den Zuschauer, sodass man sich ab und zu doch ziemlich unbehaglich fühlt. Lediglich der Protagonist hat an wenigen Stellen kurze Hänger bei denen seine Mimik etwas leidet und man sich nicht ganz sicher sein kann, was gerade in ihm vorgeht.
Oftmals laufen Horrorfilme Gefahr durch gnadenloses Over-Acting unfreiwillig komisch zu werden, doch davon blieb Into the Mirror zum Glück verschont, wodurch jede Szene in ihren Kontext hineinpasst. Dazu trägt auch die sparsam eingesetzte musikalische Untermalung bei, die den Szenen, in denen sie zum Einsatz kommt, eine zusätzliche Intensität verleiht.
Der Film bietet ein interessantes Ende KEIN SPOILER, welches die Geschehnisse durch eine psychologische und zugleich mythische Herangehensweise zu erklären versucht, die sogar durchaus plausibel ausgeführt wird. Dies bietet zwar keinen Deutungsspielraum, liefert aber die Grundlage für das fiese kleine Ende und sollte man sich noch nicht das Remake zu Gemüte geführt haben, dann wird man von dem Ende ziemlich umgehauen und es lässt einen mit offenen Mündern zurück.
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass es sich bei Into the Mirror um einen überdurchschnittlich guten Grusler handelt, der sehr viel besser als sein Remake ist und dem leider zu wenig Beachtung geschenkt wird. Er kann sowohl auf visueller, als auch auf darstellerischer Ebene vollends überzeugen und es kann passieren, dass man nach diesem Film entweder ganz schnell an allen Spiegeln vorbeiläuft oder so genau hinschaut, damit man sicherstellen kann, dass das Spiegelbild auch wirklich dasselbe macht wie man selbst...aber man weiß ja nie, was hinter dem Rücken passiert ;)
Mit diesen Worten wünsche ich euch allen eine gute Nacht und hütet euch vor den Spiegeln ^^
9/10