Die heutige Kritik zu
Star Wars – Die letzten Jedi
ist keines meiner üblichen Reviews – eher ein ziemlich mühsamer Versuch, meine doch sehr gespaltene Meinung zu diesem Werk zu formulieren. Gerade auch in der allgemeinen Kritik sind die Meinungen SEHR zweigeteilt und schwanken zwischen Begeisterung und völliger Ablehnung. Für nicht wenige ist dies sogar einer der schlechtesten „Star Wars“-Filme überhaupt, der mal eben die gesamte "Star Wars"-Mythologie zu Grabe trägt. Nachdem ich den Film in einem ersten Kommentar (1 ½ Stunden nach Sichtung) ziemlich gelobt habe, stößt mir doch inzwischen so einiges sauer auf. Daher wirkt das Ganze hier manchmal auch eher wie ein „angry rant“, nicht unbedingt wie eine logisch-stringent geordnete, um Objektivität bemühte Kritik. Sorry.
Um vielleicht mal ein Fazit vorwegzunehmen: Trotz der nachfolgenden (rein subjektiven) Kritikpunkte lohnt sich ein Gang ins Kino dennoch. Es gibt, trotz aller Mäkeleien, durchaus einige Gründe sich dieses SciFi-Abenteuer auf der großen Leinwand anzusehen. Und sei es, um sich selber eine Meinung zu diesem zwiespältigen Film bilden zu können.
Um die Probleme aber genauer zu benennen, ist eine erneute, vorherige Warnung unbedingt vonnöten.
------ACHTUNG – MASSIVE SPOILER IM TEXT – AB HIER BITTE ERST NACH ANSICHT DES FILMS WEITERLESEN-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich bin jetzt auch nicht der große Star Wars-Geek, der sich in dem unübersichtlichen Dschungel aus Romanen, Comics, Serien und Games bestens auskennt, sondern sich lediglich im Kanon der bisher neun Filme (einschließlich „Rogue One“) bewegt.
Die Story beginnt direkt im Anschluss an „Das Erwachen der Macht“.
Rey hat Luke Skywalker ja bereits in seinem selbstgewählten Exil aufgestöbert und erhofft sich von ihm Führung, die Klärung wichtiger Fragen ihrer Vergangenheit sowie eine Anleitung, wie sie mit der „Macht“ umgehen soll bzw. eine mögliche Ausbildung von Luke Skywalker zum Jediritter.
Während, nach einigen Startschwierigkeiten, Luke tatsächlich damit beginnt, die junge Rey im Umgang mit der „Macht“ zu schulen, entwickelt sich gleichzeitig, nach einer heftigen Raumschlacht, eine großangelegte Jagd der „First Order“ auf die verbliebenen Widerstandskämpfer und deren restliche Flotte (anscheinend hat man den Verlust der „Starkiller-Base“ recht gut verkraftet). Dies ist allerdings die langsamste Weltraumverfolgung, die man diesseits oder jenseits von „Star Wars“ jemals gesehen hat. Erinnert sich noch jemand an Han Solos Flucht mit dem „Millenium Falcon“ in „Das Imperium schlägt zurück“, inklusive Asteroidenfeld und riesiger ,,Weltraum-Muräne“? DAS war noch eine Verfolgung, die sich sehen lassen konnte.
Während ihrer Ausbildung wird Rey natürlich ebenfalls mit der dunklen Seite der Macht konfrontiert. Zudem stellt sich eine unangenehme, psychische Verbindung zu Kylo Ren ein, mit der er es sogar schafft, Rey zu sich aufs Schiff zu locken. In einer Parallelhandlung bemühen sich Finn und Rose Tico bei der Jagd auf einen typischen McGuffin, in diesem Fall einen genialen Code-Knacker, der sie zu Sabotagezwecken auf ein Schiff der „First Order“ schmuggeln soll. Am Ende kulminiert alles in einem dramatischen Finale auf einem Planeten voller Salzkristalle, wo sich ein letztes Häufchen Widerständler der mit gewaltigen Kampfmaschinen angreifenden „First Order“ entgegenstellt (auch wenn hier einige Parallelen zum Bodenkampf in „Das Imperium schlägt zurück“ unübersehbar sind).
Kommen wir erst einmal zu den positiven Punkten des Films:
Visuell ist „Die letzten Jedi“ einfach nur perfekt. Fantastische Aufnahmen gehen Hand in Hand mit mehr als überzeugenden Spezialeffekten. Was das angeht, ist „Star Wars - Die letzten Jedi“ wieder einmal eine Referenznummer. Wie in „Das Erwachen der Macht“ wurde auch hier erneut auf eine ausgewogene Mischung aus CGI und praktischen Effekten, bzw. klassischer Make-Up Kunst gesetzt. Die neudesignten „Walker“-Angriffsmaschinen der „First Order“ im Finale sehen wirklich bösartig aus und wurden diesmal nicht Elefanten oder dem urzeitlichen Paraceratherium-Rhinozeros, sondern Gorillas nachempfunden. Fremde, eigenartige Landschaften wurden ebenfalls mit beeindruckender Detailliebe umgesetzt. Egal ab es sich hierbei um einen mit Salzkristallen überzogenen Planten handelt, den „Casino-Planeten“ Canto Bight oder Luke Skywalkers schroffes und abweisendes Exil.
Was in einem „Krieg der Sterne“-Film natürlich nicht fehlen darf ist der „Krieg“, sprich die Action. Und auch hier liefert „Die letzten Jedi“ problemlos. Egal ob die Weltraumschlacht am Anfang, das Finale am Ende (trotz der erwähnten Parallelen zu „Das Imperium schlägt zurück“), dem Zweikampf zwischen Finn und Captain Phasma oder der Konfrontation zwischen Rey, Kylo Ren und den Elite-Wachen.
Doch wo viel Licht ist, ist leider auch viel Schatten.
Was mich am allermeisten störte, war der völlig lieblose Umgang des Films mit seinen Figuren. Dies ist für mich seitens der Filmemacher ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung Fanpublikum.
Poe Dameron, der vorgeblich beste Pilot des Widerstandes, wird wie ein Schuljunge und mit den ältesten Klischees die man finden konnte, abgestraft („Sie sind nur ein hitzköpfiger „Flyboy“ der sich nicht an Befehle halten kann“. „Sie gefährden leichtsinnig das Leben anderer“, „Durch Ihre Aktion verloren wir…“ bla bla bla…)
Finn wird fast schon zum Sidekick degradiert. Es soll wohl komisch sein, wenn er anfangs, nachdem er aus seinem Tiefschlaf erwacht ist, wie ein Depp halbnackt und mit seinem „Hyperschlaf“-Anzug (aus dem aus diversen Löchern Wasser spritzt) durch das Raumschiff tapert. Seine nicht ganz freiwillige Kooperation mit Rose Tico ist zwar ganz nett, aber auch relativ belanglos. Dass sich am Ende zwischen den beiden auch noch eine Liebesbeziehung entwickeln soll, wirkt einfach nur aus der Luft gegriffen und ist für mich als Zuschauer schlichtweg nicht nachvollziehbar (Ganz nebenbei sorgen sie aber für einen der besseren Gags im Film: „ Ich weiß, wo die Rettungskapseln sind!“ „DAS war mir klar!“).
Bei Senatorin/Prinzessin/General Leia Organa kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, was allerdings keinesfalls an Carrie Fisher liegt! Jeder weiß, dass Carrie Fischer inzwischen nicht mehr unter uns weilt. Sie erhält auch eine interessante Sterbeszene und wird bei der Explosion des Raumschiffs in die schwarze Leere des Raums gesogen. Und was passiert? Nach einiger Zeit fängt sie an, ihre Finger zu bewegen, erwacht und fliegt (?) aus eigener Kraft (oder mithilfe der „Macht“) zu einer rettenden Luftschleuse, wird gerettet und liegt ab da im Koma?!? Ja, geht’s noch?
Und Luke Skywalker? Ach herrje! Schon Mark Hamill fiel beim Lesen des Drehbuchs auf, dass Skywalker hier Dinge sagt und tut, die der altbekannte Luke niemals getan hätte. Den Lichtsäbel, den Rey ihm reicht, achtlos wegzuwerfen, ohne auch nur ansatzweise zu fragen, wo sie ihn herhat? Die Gewichtigkeit des Treffens wird hier einem billigen Gag geopfert. "It's time for the Jedi to end!" WIE BITTE? Laut Hamill würde ein Jedi-Meister dies NIEMALS sagen, niemals so einfach aufgeben. Wenn Luke sich am Ende der angreifenden „First Order“ entgegenstellt, ist das der ultimative „Bad Ass“-Auftritt von Luke Skywalker, gefilmt in einer bombastischen Einstellung. Und dann…??? Ätsch, fickt euch, war alles nur eine Projektion!! Und dabei verausgabt sich der gute Luke so sehr, dass er prompt darauf stirbt und sich *pfft* standesgemäß in Luft auflöst.
Snoke, der oberste Führer der „Ersten Ordnung“, wird ebenfalls völlig lustlos und unspektakulär aus dem Film entsorgt. Fast so als hätte Rian Johnson gesagt: „Scheiß auf die Fans und ihre Theorien über seine Identität, der alte Knacker kommt weg, basta!“
Chewbacca ist inzwischen nur noch eine absolut unwichtige Nebenfigur, die keinerlei Einfluss auf die Entwicklung der Story nimmt. Sie darf lediglich für den besten Gag des Films sorgen, als sie eines dieser ekelhaft-süßen "Porgs" als Brathähnchen zweckentfremdet.
Die Nebengeschichte mit dem Auffinden des Code-Knackers auf dem, ich nenne ihn einfach nochmal „Casino-Planeten“, ist größtenteils schlicht überflüssig und bringt den Erzählfluss des Films doch stark ins Stolpern, wenn nicht zeitweilig sogar ganz zum Halten. Was die Logik angeht…Benicio del Toros Figur beispielsweise hätte offensichtlich jederzeit aus seiner Zelle ausbüxen können, macht das aber erst, nachdem Finn und Rose zufällig auf ihn gestoßen sind. WTF?
Zumindest in dieser Star Wars-Episode wirken John Boyega und Kelly Marie Tran leider nur wie der Quoten-Schwarze und die Quoten-Asiatin, ohne wirklich großen Einfluss auf die Story zu haben. Einzige Ausnahme bleibt der Kampf zwischen Finn und Captain Phasma, wobei natürlich auch diese Figur übereilt und lieblos entsorgt wird, ohne dass man vorher noch irgendetwas über sie erfahren hätte (sozusagen das „Boba Fett“-Pendant der neuen Trilogie).
Die Figur der von Laura Dern dargestellten "Vizeadmirälin Holdo" ist einfach nur nervig. Sie hat natürlich einen raffinierten Plan in der Hinterhand, hält es aber nicht für notwendig, irgendjemandem davon zu erzählen? Naja, zumindest wird sie uns in keinem weiteren Film belästigen.
Eine Frage, die sich mir im Kino sofort gestellt hat: Was, um Himmels Willen, sollen diese arschlangsamen „Bomber“ im Weltall?? Die Bomben fallen, aufgereiht wie auf Perlenschnüren, senkrecht aus großen Schächten ins Vakuum und sollten eigentlich eher ein schönes Minenfeld ergeben, anstatt eine gezielte Bombardierung zu ermöglichen. Zudem sind diese Raumschiffe geradezu extrem angreifbar. So langsam, dass jeder Anfängerpilot sie attackieren und mit ein paar Schüssen auf den Bombenschacht zur Explosion bringen kann. Waren die von derselben Resterampe wie die Gleiter auf der Oberfläche dieses Kristall-Planeten???
--------------------ENDE DER MASSIVEN SPOILER------------------------------------------------------------------------
Die Regie lag in den Händen von Rian Johnson, der 2005 mit dem mehr als gelungenen Highschool/Film-Noir Genremix „Brick“ auf sich aufmerksam machte. Nach den „Brothers Bloom“ (2008) folgte 2012 der äußerst sehenswerte SciFi-Zeitreisethriller „Looper“, der dem Zuschauer auch gleichzeitig einen ziemlichen „Mindfuck“ bereitete. In „The Last Jedi“ war er zusätzlich auch für das Drehbuch verantwortlich.
In den Hauptrollen hätten wir einmal die aus der Ur-Trilogie bekannten Darsteller Mark Hamill, die inzwischen leider verstorbene Carrie Fisher, Anthony Daniels (C3-PO) sowie Frank Oz als Stimme von „Yoda“. „Chewbacca“ wird inzwischen nicht mehr von Peter Mayhew verkörpert, sondern von dem Finnen Joonas Suotamo. Aus der Riege der in „Das Erwachen der Macht“ neu eingeführten Hauptdarsteller gibt es (natürlich) ein Wiedersehen mit Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Domhnall Gleeson (der als General Hux leider mehr und mehr zur Witzfigur verkommt) und (den wieder einmal digital veränderten) Andy Serkis als „Snoke“. Neu mit an Bord sind Kelly Marie Tran als „Rose Tico“, Benicio Del Toro als zwielichtiger „DJ“ und Laura Dern als „Vice Admiral Holdo“.
Der wirklich fantastische Soundtrack stammt wieder einmal von Meisterkomponist John Williams, ohne den auch viele Filme aus den Lucas- oder auch Spielberg-Imperien , neben unzähligen weiteren Werken, nicht denkbar wären („Star Wars“, „Der weiße Hai“, „E.T.“, „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Superman“ usw. usw.). Bei der neuesten Arbeit von Williams sitzt einfach jede Note, ein wahrer Hörgenuss (…den leider nicht jeder zu schätzen weiß. Als ich mich nach dem Ende des Abspanns im Kino umsah, war ich der einzige, der noch im Saal war. Boah, was für Banausen).
Abschließend möchte ich sagen, dass „Die letzten Jedi“ nicht völlig verdammen möchte. Schließlich habe ich mich auch im Kino die meiste Zeit in den (in diesem Fall allerdings zu langen) 2 ½ Stunden gut unterhalten gefühlt. Der Film bietet dem geneigten Science Fiction-Liebhaber auf jeden Fall genug Augenfutter und kurzweilige Action. Allerdings hat "Die letzten Jedi" auch heftig mit den von mir erwähnten negativen Seiten zu kämpfen und bleibt letztendlich ein Film der vielen, leichtfertig verschenkten Möglichkeiten.
Von daher ringe ich mich zu einer möglichst neutralen Wertung von 5/10 Punkten durch.
5/10