Japanese Hell
Originaltitel: Jigoku
Herstellungsland: | Japan (1999) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK geprüft: strafrechtlich unbedenklich |
Genre: | Horror, Splatter, Trash |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 5,14 (7 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Das Mädchen Rika erhält die Chance, einen Blick in die Hölle zu werfen. Hier werden ihr verschiedene Grausamkeiten der Bestrafung (Zerstückelungen, Verbrennungen, Enthauptungen...) detailliert offenbart. Auch ihre Zukunft hat sie vor Augen! Nachdem sie sich einer besessenen Sekte anschließt, welche einen tödlichen Sarin-Anschlag auf die japanische U-Bahn ausübt, werden die Sektenjünger der Hölle zum Fraß vorgeworfen. Was jetzt kommt, ist nicht in Worte zu fassen... (Cult Movies Entertainment DVD)
Teruo Ishii war ein japanischer Regisseur, der von 1924-2005 lebte. Er war der Schöpfer der berüchtigten TOKUGAWA-Filmreihe, die Ende der sechziger Jahre das Publikum mit sexualisierten, menschenverachtenden Grausamkeiten konfrontierte, die in dieser Dimension (vor allem für westliche Kinogänger) völlig neu waren. In fernöstlichen Ländern hat man ja oftmals eine etwas andere Einstellung zu Sexualität und Tod, die in unseren Breitengraden durchaus für Unverständnis sorgt. Vor allem die Frau spielt teilweise leider immer noch eine untergeordnete Rolle und muß sich dem Willen des Mannes beugen. Diese Vormachtsstellung wird in Ishiis Werken durch sadistische Folterszenen ausgedrückt, die meist extrem ausgewalzt sind. Kein Wunder also, daß die schockierende TOKUGAWA-Serie selbst heute noch für die breite Masse der Filmseher ungenießbar ist.
Diese Filme sind handwerklich gesehen jedoch äußerst versiert gefertigt, was man von seinem JAPANESE HELL absolut nicht behaupten kann. Zugegebenermaßen hat mich noch nie ein Film so ratlos zurückgelassen wie dieser. Auch nach mehrmaliger Sichtung habe ich immer noch gar keinen blassen Schimmer, wie ich dieses "Ding" einordnen soll.
Ist es höchste Kunst, die ich aufgrund meines mangelnden Intellekts nicht erfassen kann? Hatte der Regisseur wirklich überhaupt kein Budget zur Verfügung? Wollte er die größte Trashkanone aller Zeiten drehen? War Teruo Ishiis Gesundheitszustand (er war damals schon schwer krank) ursächlich für die Unglaublichkeit des Endproduktes? Fragen, die ich mir oft gestellt habe, aber bis heute nicht beantworten kann.
Kommen wir zur unglaublichen Story: Enmra ist die Fürstin "des Königreiches der verlorenen Seelen" (= die Hölle/JIGOKU). Angesichts der zunehmenden Verderbtheit der Welt beschließt sie von nun an, schuldig gewordene Exemplare der Spezies Mensch in ihrem Reich zu foltern. Um die Menschheit über ihr Vorhaben in Kenntnis zu setzen (und zur Vernunft zu bringen), entführt sie das 16-jährige Schulmädchen Rika, die den grausamen Bestrafungen beiwohnen muß, um den Erdenbürgern später darüber zu berichten. Als Beispiel dient ein Kindermörder. Er wird grausamst mit einer Säge zerstückelt. Anschließend wird sein Körper wieder zusammengesetzt und die Tortur beginnt von neuem. Ein Vorgang, der sich in einer Endlosspirale bis in alle Ewigkeit wiederholt. Bevor Rika (Miki Sato) jedoch wieder zur Erde zurückkehren darf, erhält sie Einblick in ihre Zukunft: Sie wird sich einer religiösen Sekte anschließen, die einen tödlichen Sarin-Anschlag auf eine U-Bahn verübt. Die Mitglieder landen anschließend in Enmras Hölle, wo sie zersägt, gehäutet, zerstückelt, enthauptet oder auf jede andere erdenkliche Art und Weise bestraft werden. Diese Bilder sollen das Mädchen dazu bewegen, dem Bösen zu entsagen. Sie darf zur Erde zurückkehren, um den Menschen von ihren Erfahrungen zu berichten.
Das wahnwitzige Drehbuch hat der Regisseur übrigens selbst verfasst, aber auch der Rest ist, sagen wir mal, sehr ungewöhnlich. Die Darsteller legen allesamt ein gnadenloses Overacting an den Tag, wie ich es noch nicht erlebt habe. Wirklich talentiert scheint hier niemand zu sein. Die "Hölle" ist in quietschbunte Farben getaucht, zudem scheinen diese Unterweltszenen wirklich auf einer Theaterbühne gedreht worden zu sein. Die gemalten Hintergrundkulissen wirken tatsächlich fast wie von einer Schulaufführung. Zudem hat Ishii eine Nebelmaschine eingesetzt, die ein bisschen "Höllenfeeling" verbreiteten soll, aber das ganze, gepaart mit den billigen Lichteffekten, wirkt dann doch eher erheiternd. Unbedingt erwähnenswert sind noch die schrecklichen Masken, die eher an die DINOS oder DIE AUGSBURGER PUPPENKISTE erinnern. Zudem dürfen die "Höllenmonster" teilweise noch in schnieken Röckchen herumlaufen, die wohl vom letzten Männerballett-Abend entliehen sein dürften. Die musikalische Untermalung beschränkt sich auf einen seltsamen (folkloristischen?) Frauensingsang, der auch nicht so recht in die ganze Suppe passen will, genau wie die Industrialnummer im Abspann. Ach ja, die Tanzaufführung gegen Ende des Streifens ist auch nicht von Pappe!
Ganz und gar nicht zum Rest des Films passen die exzessiv-brutalen Zerstückelungsszenen, die zwar äußerst billig sind, aber irgendwie dennoch wirksam. Immerhin brockten diese detaillreichen Exekutionen dem Streifen hierzulande die bundesweite Beschlagnahmung ein. Vielleicht ist dieses Verbot irgendwo darin gerechtfertigt, daß diese durchaus harten Szenen durch unglaublich dümmliche Dialoge, die gewollt lustig sein sollen, ziemlich verharmlost werden. Beispiele gefällig? Als dem Mörder der Fuß abgehackt wird, beschwert er sich nur darüber, daß seine Pediküre so teuer war. Oder dem Sektenführer entlockt seine grausame Zerstückelung nur ein lockeres: "Aua, das tut doch weh"! Ob der Film nur in der grausigen deutschen Synchro auf "witzig" getrimmt worden ist, vermag ich angesichts meiner mangelnden Japanisch-Kenntnisse natürlich nicht zu sagen. Aber auch das Schulmädchen schlendert dermaßen flapsig und gut gelaunt durch dieses Szenario, als würde sie gerade einen Streichelzoo besuchen. Irgendwie könnte man hier schon eine gewisse Gewaltverharmlosung unterstellen.
Die im Film gezeigten Bezüge zur Aum-Sekte, die 1994 tatsächlich einen Nervengas-Anschlag auf eine U-Bahn verübte, bei der es zahlreiche Opfer gab, wirken zudem angesichts der wenig ernsthaften Inszenierung ziemlich geschmacklos. Hierbei entsteht, zumindest für mich, ein etwas bitterer Beigeschmack.
JAPANESE HELL ist übrigens das bereits zweite Remake des wesentlich besseren JIGOKU von Nobuo Nakagawa, der bereits 1960 (also 3 Jahre vor HERSCHELL GORDON LEWIS!!) heftige Splattereffekte auf das unvorbereitete Publikum einprasseln ließ.
Abschließend kann man nur sagen, daß Teruo Ishiis Film wirklich einzigartig ist. Ob es sich um ein Meisterwerk oder totalen filmischen Sondermüll handelt, muß jeder selbst entscheiden. Ich vermag diese Frage nicht zu beantworten. Immerhin hat er es geschafft, daß ich mir dieses "Ding" immer wieder mal ansehe. Und immer wieder bin ich so erstaunt und baff wie beim ersten Mal.
Deshalb entscheide ich mich für die goldene Mitte.
5/10 Punkten.
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Kommentare
25.03.2018 19:52 Uhr - dicker Hund |
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25.03.2018 20:00 Uhr - Nubret |
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Danke, mein Dicker!
Vielleicht, wenn ich mal alt und weise bin und den Film 1000 mal gesehen habe, werde ich dieses seltsame Teil letztendlich doch noch verstehen. |
25.03.2018 22:18 Uhr - TheRealAsh |
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25.03.2018 22:31 Uhr - Nubret |
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27.03.2018 18:46 Uhr - Laughing Vampire |
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27.03.2018 19:40 Uhr - Nubret |
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Vielen Dank, das bringt ein wenig Licht in mein verwirrtes Dunkel!
Du scheinst ja mit dieser Materie (im Gegensatz zu mir) sehr vertraut zu sein. Hut ab! |
28.03.2018 11:15 Uhr - Laughing Vampire |
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28.03.2018 11:35 Uhr - Nubret |
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