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Cabin Fever

Herstellungsland:USA (2002)
Standard-Freigabe:FSK keine Jugendfreigabe
Genre:Horror, Splatter, Thriller
Bewertung unserer Besucher:
Note: 6,12 (120 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Party, Pot und Poppen: Paul, Karen, Marcy, Jeff und Bert haben den College-Abschluss in der Tasche. Zur Belohnung starten sie zu einer einwöchigen Mega-Fete in einer einsamen Holzhütte. Doch was keiner der Teenager ahnt: im Gehölz lauert der Tod. Ein fleischfressender Virus hat sich in der Abgeschiedenheit eingenistet. Als ein infizierter Jäger Blut spuckend Hilfe beim Partyvölkchen sucht, geraten die Kids in Panik. Mit Knüppeln und Feuer schlagen sie den Kranken in die Flucht. Der schleppt sich als lebende Fackel zum Trinkwasser-Reservoir des Blockhauses. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Karen trifft's als erste. Und als der Rest Hilfe bei einheimischen Hinterwäldlern sucht, machen die zu allem Überfluss auch noch Jagd auf die kranke Gruppe. (Sunfilm)

eine kritik von dicker hund:

Drei Jahre vor seinem berüchtigten Durchbruch "Hostel" lieferte Eli Roth sein Regiedebut "Cabin Fever" ab. Dabei handelt es sich um eine satirische Mischung aus Backwood-Movie und Virus-Thriller. Vordergründig wird darin eine Geschichte erzählt, in der eine Gruppe von Twens durch Rednecks und eine schlimme Krankheit dezimiert werden, nachdem sie doch nur einen Ausflug mit viel Bier in den Wald unternehmen wollten.

Hört sich abgedroschen an? Das ist es sicherlich. Zudem sind die fünf Freunde keine hochgradig durchcharakterisierten Identifikationsfiguren. Bert (James DeBello) gibt den devianten Spinner mit der umgedrehten Schirmmütze, Jeff (Joey Kern) den arroganten Schnösel mit hübschen, mittellangen blonden Haaren, mit denen auch Karen (Jordan Ladd) blendet, die ihren Verehrer Paul (Rider Strong) mit seinem liebeskranken Dackelblick am langen Arm verhungern lässt. Ranlassen ist nur etwas für Marcy (Cerina Vincent), die in zwei recht kurz geschnittenen Nummern und einer Badewannensequenz ihren hübschen Körper exponiert (Sex 4/10). Allesamt haben sie nur Flirten und Rauschmittelkonsum im Sinn, was sogar für den pflichtvergessenen örtlichen Deputy (Giuseppe Andrews) gilt. In so einer Gruppe ist auch der Regisseur in seinem Kurzauftritt als Justin willkommen, sobald er einen Beutel Marihuana vorzeigt.

Eine derart negative Darstellung junger Collegeabsolventen ist nicht neu. Im herkömmlichen Slasher-Universum wird das promiskuitive Verhalten in der Regel durch eine mit Stichwaffen effektiv zu Werke gehende Urgewalt bestraft. Was in "Cabin Fever" allerdings abweicht, ist die makabere Ironie (Humor 5/10). Diese wird zum Schluss überdeutlich, weil die Darstellung der Hinterwäldler dann offensichtlich die gängigen Klischees auf die Schippe nimmt. Subtiler sind da schon die zahlreichen Zitate, etwa der athletische Damenpo in enger Jeans, der vor der schräg stehenden Kamera auf dem Weg zu einem verlassenen Haus im Grünen vor sich hinwackelt - eine versteckte Ästhetik aus den Schlaghosenvordergründen in "Blutgericht in Texas". Der Spruch "Die Party ist vorbei!" dürfte Fun-Splatter-Freunden ebenfalls ein Begriff und die Waldhütte ein vertrauter Ort sein. Bereits diese Querverweise werden in manchen Kritiken als Plagiate missverstanden. Besonders schwer zugänglich jedoch scheint die Gesellschaftskritik zu sein, die hier zwischen den wohlformulierten Zeilen liegt.

Ganz typisch für die abgebildete Generation ist nämlich nicht nur der Fokus auf den hedonistischen Lebenswandel, sondern vor allem der Mangel an Solidarität. Wenn die grassierende Seuche zuschlägt, geht es allen zuvörderst darum, sich nicht anzustecken und keine Schwierigkeiten zu bekommen. Die Hilfe für die angeblichen Freunde wird da binnen eines Wimpernschlages zur Nebensache. Die hochnäsige Unnahbarkeit der narzisstischen Grazien wandelt sich zu wimmernder Ohnmacht und hässlicher Aggressivität. Im neoliberalen Kontext von eitler Selbstdarstellung und egoismusförderndem Konkurrenzdenken, welches westlichen Gesellschaften wie der nordamerikanischen nicht ganz zu Unrecht vorgeworfen wird, darf das vermeintlich unlogische und selbstzerstörerische Verhalten der Yuppiegören durchaus als dezent anspruchsvoller Subtext verstanden werden.

Einen giftigen Kontrast dazu täuscht der idyllische See durch seinen trügerischen Frieden vor. Der in dieser Natur versteckte Virus erweist sich dabei als mindestens genauso tödlich wie seine maskierten Metzlerkollegen aus dem Camperdezimieruniversum bekannter Franchises. Mit nervösen Streichinstrumenten entsteht dadurch schließlich wirkungsvoller Horror (6/10), der sich an entsetzlichen Aufnahmen wunder Haut und ausgespuckter Blutstöße austobt. Insoweit wird kompetent und immer großzügiger getrickst. Ein kleines Highlight des Films stellt eine gescheiterte Rasur dar. Erst spät zieht Roth zusätzlich die Gewaltschraube (5/10) an, wobei der dahingehende Bodycount überwiegend unspektakulär bleibt und kaum über Genreroutinen hinauszugehen wagt. Die vielversprechendste Szene - die mit dem Hund - bleibt offscreen, der Rest ist Standard.

Mehr braucht "Cabin Fever" indes auch nicht unbedingt. Seine Schockszenen kennen nur wenig Vergleichsware aus dem Bereich des Bodyhorror, sein Sarkasmus wird schön konsequent auf die Spitze getrieben, ohne die Abscheulichkeiten atmosphärisch allzusehr zu relativieren. Blutige Inhalte liefert er genug ab, um sowohl in der hier geprüften Kinofassung, als auch im kaum nennenswert anderen Director's Cut den roten Flatschen der FSK abzugreifen. Und dann kann er auch noch als Metapher für den zeitgenössischen Mangel an sozialem Gewissen und für den Widerspruch zwischen Stolz und Vergänglichkeit verstanden werden. Das macht diesen oft unterschätzten Bastard zu einer großen Filmperle (8/10 Punkten).

8/10
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Kommentare

03.05.2018 15:42 Uhr - sonyericssohn
1x
Moderator
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Eli Roth ist für mich das Valium unter den Langweilern. *schnarch* Da hilft auch Schmodder ned weiter.
Er scheint aber Fans zu haben
Angenehme Kritik.

03.05.2018 20:52 Uhr - NoCutsPlease
1x
DB-Helfer
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Coole Kritik, quasi echtes Dog Fever! ;)
Der Film macht auf seine Weise schon Spaß, aber ein Flachwasserfisch wie Roth und anspruchsvoller Subtext? Sehr fragwürdig.

03.05.2018 21:58 Uhr - dicker Hund
1x
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Erfahrungspunkte von dicker Hund 5.365
Danke Ihr zwei!

@Sony
Mit dem Wort "Fan" würde ich mich nicht beschreiben, aber als Sympathisant;-)

@NCP
Ich habe ja ausführlich begründet, worin ich hier Subtext sehe. Mir erscheint es wenig wahrscheinlich, dass Roth solche Deutungsmöglichkeiten aus Versehen in den Film gerutscht sind. Wobei - ganz ausschließen mag ich das jetzt auch nicht...

03.05.2018 22:02 Uhr - sonyericssohn
1x
Moderator
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Immer noch besser als "Jünger"... :-D

03.05.2018 23:24 Uhr - DriesVanHegen
1x
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Ist mir mein liebster Roth.
Wundert mich ja fast, dass du trotz triefendem Sarkasmus und aller der anderen positiven Elemente "nur" auf eine 8 kommst - da hätte ich beinahe höhere Wertungsphären erwartet.

Mir gefällt aus dem Franchise der Erstling am deutlichsten - vergleichsweise subtil und zurückgenommen, aber doch wieder bitterböse und gallig.

Teil 2 ist dann eine durch und durch stumpfe, aber unterhaltsame Aneinanderreihung an pubertärem Witz/Geschmacklosigkeiten und Teil 3 kann beides recht solide vereinen. Mir gefällt das Franchise insgesamt ziemlich gut.

04.05.2018 14:00 Uhr - Intofilms
1x
'Abgedroschen' sind deine Rezis jedenfalls nie. "Virus-Thriller" ist irgendwie hübsch, merke ich mir. Und was du sonst wieder an witzig-pfiffigen Formulierungen so ganz lässig aus dem Ärmel schüttelst, ist einfach ganz große Klasse. Riesen-Kompliment, Moppi! ;D
Ich kenne bisher nur diesen und den zweiten Teil des Franchise. Habe zudem beide auch erst ein einziges Mal bei 'nem Kumpel gesehen. Ich muss mir da wirklich noch die Trilogie-Box zulegen (Remake lasse ich vielleicht vorläufig auf sich beruhen), da mich die ersten beiden Filme doch einigermaßen begeistert haben (fand die angenehm oldschoolig). Jeweils eine starke 8/10 von mir. - Noch diese kleine Anmerkung: Ich glaube, es gibt wohl kaum ein anderes Genre, das eine derart zitierfreudige Nabelschau zelebriert wie eben der Horrorfilm. Western und Sci-Fi sind da freilich auch nicht eben prüde. Im krass inzüchtigen Horrorgenre geht's dann aber so richtig ungeniert zur Sache. Und das macht alles so verdammt viel Spaß!
P.S.:
Ach so war das gemeint, du kleiner Schelm. Das steckte also hinter deiner ominösen Ankündigung 'Das war's jetzt mit den B-Movies': C wie "Cabin Fever" usw. Schon klar. Und ich dachte schon... Peinlich.

05.05.2018 12:04 Uhr - Horace Pinker
1x
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Wie gewohnt hat mir deine Kritik sowohl stilistisch als auch inhaltlich mal wieder sehr gut gefallen. Wie du mag ich Cabin Fever auch sehr gerne und finden den Film auch immer noch sehr unterhaltsam (und besser als den übermäßig albernen Nachfolger), wobei ich auch allgemein Roths Filme mag und nicht so ganz verstehe warum diese von so vielen runtergemacht werden, da es in dem Genre weitaus schlechtere Vertreter gibt.

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