Dinosaurier faszinierten die Menschheit bereits seit Jahrhunderten, so dass sie wenig überraschend schon Gegenstand etlicher Bücher und später auch Filme waren. Eine der bekanntesten und beliebtesten Varianten dürfte dabei die auf den beiden Romanen des Autors Michael Crichton basierende Jurassic Park Reihe sein, welche 2015 mit Jurassic World fortgeführt wurde. Da sich auch dieser Teil als finanzieller Erfolg herausstellte war es nur eine Frage der Zeit bis die geklonten Dinos abermals die Kinos unsicher machen dürfen. 2018 ist es schließlich soweit und mit Jurassic World: Fallen Kingdom (hierzulande als Jurassic World: Das gefallene Königreich bekannt) flimmert der inzwischen fünfte Teil über die Leinwände. Auf dem Regiestuhl nahm diesmal der Spanier J.A. Bayona (The Orphanage, When a Monster Calls) platz, während der Regisseur des Vorgängers Colin Trevorrow ( The Book of Henry, Journey of Love) gemeinsam mit Derek Conolly (Kong: Skull Island) das Drehbuch verfasste und neben Steven Spielberg (Raiders of the Lost Ark, Jaws) auch als Produzent involviert war. Nach dem katastrophalen Ausbruch des Indominus Rex ist Jurassic World geschlossen und die Dinosaurier streifen frei durch die Insel. 2 Jahre später droht ein Vulkanausbruch die Urzeitriesen erneut auszulöschen. Um dies zu verhindern planen die sich inzwischen für den Schutz der prähistorischen Echsen einsetzende Claire Dearing und der ehemalige Raptorentrainer Owen Grady mit der finanziellen Unterstützung des Millardärs Benjamin Lockwood so viele Tiere wie möglich von der Insel zu retten. Zu spät merken sie, dass dessen Assistent Eli Mills ganz eigene finstere Pläne mit den Parkbewohnern hat.
Insgesamt lässt sich der Film in 2 tonal sehr unterschiedliche Hälften teilen. Die erste Hälfte ist eher Abenteuerlastig und erinnert recht stark an die Vorgänger. Dabei wird schon mit dem recht spannenden nächtlichen Intro ordentlich Action geboten und nach einer kurzen Einführung der Figuren geht es dementsprechend mit der Ankunft auf der Islar Nublar ebenso weiter. Dabei kommt durch das Zusammentreffen mit verschiedenen (Raub-) Sauriern, den aufgedeckten Intrigen des mitgesendeten Teams und den recht spektakulären Vulkanausbruch nie Langeweile auf. Schön ist auch, dass neben dem Wiedersehen mit alten Bekannten wie dem T-Rex wieder einige neue Dinosaurierarten, darunter etwa der Carnotaurus, der Baryonyx oder der Allosaurus eingeführt werden. Für Fans der alten Teile gibt es auch verschiedene Anspielungen zu entdecken. Nicht gespart wurde auch an emotionalen und teils sogar richtig traurigen Momenten (wobei mir besonders das Ableben eines auf der Insel zurückgelassenen Brachiosauriers naheging).
Mit dem Verlassen der Insel bewegt sich der Film dann in eine komplett andere Richtung, wobei ein starker Einschlag ins Horrorgenre bemerkbar ist. Verstärkt wird dies dadurch, dass eine alte Villa, die man sonst wohl eher in einem Geisterhorrorfilm erwarten würde, als Hauptschauplatz dient. Dabei wird die bereits im Vorgänger angedeutete Kritik an der skrupellosen und profitorientierten Ausnutzung der Natur durch Unternehmen passend fortgeführt (ich sage nur Dinosaurierauktion). In diesem Zusammenhang sei noch gesagt, dass auch die menschlichen Antagonisten dieses mal sehr unsympathisch sind, so dass man sich als Zuschauer schon bald wünscht, dass sie als Dinosnack enden. Die immer wieder zutage tretende Selbstüberschätzung wird dabei vor allem durch den für den Kriegseinsatz designten Indoraptor verdeutlicht. Dieser ist dann auch, trotz seiner für einen Dinosaurier relativ kleinen Größe recht fies und furchteinflößend und sorgt nach seiner Freisetzung für den ein oder anderen Gänsehautmoment. Positiv empfand ich auch die Weiterentwicklung des Raptoren Blue, dessen Verbindung zu Owen hier imho besser als im Vorgänger verdeutlicht wurde und der hier auch wieder eine tragende Rolle spielt (zudem die gezeigten jungen Raptoren recht niedlich aussehen). Zu guter Letzt fällt auch das Ende recht überraschend aus und öffnet ganz neue Möglichkeiten für eine potentielle Fortsetzung.
Auf der negativen Seite ist zu erwähnen, dass sowohl einige Figuren sich ziemlich dumm verhalten (etwa bei der Befreiung des Indorex) und auch einige Plotpunkte etwas fragwürdig sind
SPOILER (wie konnte der Mosasaurier jahrelang ohne jegliche Nahrung überleben, warum wird der Baryonyx nicht durch die auf ihn tropfende Lava getötet?) SPOILER ENDE
oder (wie übrigens auch bereits im Vorgänger) nie erwähnt wird was mit den auf der Islar Sorna lebenden Dinos passiert ist, diese Schwächen mindern den Filmgenuss imho aber nur geringfügig. Ansonsten hätte man noch auf das 3D verzichten können, da dieses ohnehin kaum auffällt und nur wenig effektiv genutzt wird.
Die visuellen Effekte sind wieder ausgezeichnet gelungen, so dass die Dinos ein echter Augenschmaus sind, wobei erfreulicherweise neben CGI-Effekten auch wieder verstärkt auf Animatronik zurück gegriffen wurde. Auch der Härtegrad ist für einen PG 13 Film recht ordentlich, so überleben erneut nicht alle Beteiligten die Ereignisse und es gibt teilweise auch etwas Blut zu sehen
SPOILER wobei besonders die Onscreen zu sehende Tötung eines Söldners durch Blue, das Ableben eines weiteren Unglücklichen dem der Indoraptor den Arm abbeißt, sowie die Lost World Gedächtnisszene zu Filmende, in welcher der T-Rex und ein Carnotaurus gemeinsam einen Menschen in der Luft zerreißen, nicht gerade für kleine Kinder geeignet sind. SPOILER ENDE
Die Kameraarbeit von Oscar Faura (The Impossible, The Imitation Game) fängt das gezeigte dabei ansprechend und nicht zu hektisch ein.
Vor der Kamera sind erneut die schon am Vorgänger beteiligten Darsteller Chris Pratt (Guardians of the Universe, Avengers: Infinity War) als Owen Grady und Bryce Dallas Howard (Terminator: Salvation, Spider Man 3) als Claire Dearing mit von der Partie. Pratt macht seine Sache gut und schafft es erneut sowohl cool zu wirken als auch etwas Humor einzubringen, aber auch in dramatischen Szenen zu überzeugen und besonders seine Verbindung zu Blue gut rüberzubringen. Howard kann da nicht ganz mithalten, ihre Leistung geht aber dennoch soweit in Ordnung , erscheint sie dank der Wandlung ihrer Figur immerhin nicht mehr so nervig wie im Vorgänger und hat auch ihre High Heels gegen Wanderschuhe eingetauscht. Auf Seiten der Antagonisten gibt es mit Rafe Spall (Hot Fuzz, Life of Pi) als Eli Mills, Ted Levine (The Hills have Eyes Remake, The Silence of the Lambs) als Ken Wheatley und Toby Jones (The Mist, The First Avenger) als Gunnar Everlson auch einige bekannte Gesichter. Spall gelingt es dabei sehr gut sowohl den anfangs charmanten, freundlichen und zuvorkommenden Gentleman darzustellen, als auch später den Geldgierigen und skrupellosen Unsympathen der sogar über Leichen geht um seine Ziele zu erreichen, Jones spielt seinen Unterhändler eher als gefühlskalt und nur am Geschäft interessiert, während Levine den Söldneranführer mit Dinozahnfetisch mit etwas Overacting als schmierig und opportunistisch rüberbringt. Der Auftritt von Jurassic Park Urgestein Jeff Goldblum (The Fly, Independence Day) beschränkt sich leider auf 2 kurze Szenen und auch BD Wong (Men of War) darf den überheblichen Genetiker Dr. Henry Wu wieder nur kurz auf die Leinwand bringen, ansonsten dürften die in Nebenrollen involvierten Schauspieler James Cromwell (The Green Mile, Eraser), Geraldine Chaplin (Blood Rayne, The Orphanage) und Peter Jason (Stammdarsteller in John Carpenter Filmen, u.a. They Live und Prince of Darkness) Filmfans noch ein Begriff sein.
Wie bisher alle Teile der Reihe konnte auch Jurassic World 2 in Deutschland ungeschnitten mit dem FSK 12 Siegel erscheinen.
Wenig überraschend gelang es erneut nicht ganz an die Genialität der beiden Ursprungsfilme anzuschließen, dennoch sollte man sich den Film als Fan der Reihe oder als Dinofreund nicht entgehen lassen, da die Effekte toll sind, es viele neue Dinos gibt, die Geschichte mal etwas Abwechslung von dem immer gleichen Inselszenario bietet, ein guter Mix aus Action, Spannung und Humor geliefert wird und auch die meisten Darsteller relativ überzeugend agieren. Von mir gibt es dafür 8/10 Vulkanausbrüche.
Zusatzinfos: Die Darstellung der Carnotaurus weicht stark von der Beschreibung in Crichtons Roman ab, in welchem die Art sich Chamäleon artig an ihre Umgebung anpassen konnte.
Die Dreharbeiten fanden auf Hawaii und im Vereinigten Königreich statt.
Der im Film zu sehende Baryonyx sollte eigentlich schon in JP3 vorkommen, wurde damals aber gegen den Spinosaurus ausgetauscht.
8/10