Inhaltsangabe:
Ein Maler mittleren Alters hat seinen Nachbarn, ein Pärchen, das zusammen lebt, mitgeteilt, dass seine Frau verstorben ist. Das Pärchen macht sich darüber Gedanken, wie der Künstler das wohl verkraftet. Der hält sich immer wieder in der Kanalisation in Okinawa auf, die mit Spielsachen und anderen Dingen gefüllt ist. Und dort vegetiert eine Meerjungfrau, die eine enge Bindung mit dem Künstler aufnimmt. Dieser hilft der Meerjungfrau aus der Kanalisation, und bringt sie innerhalb seines Hauses in einer Badewanne die mit Wasser gefüllt ist unter. Die Meerjungfrau sagt dem Künstler, er sei seine Bestimmung, ein Bild von ihr zu malen. Der Maler beginnt damit, aber die Meerjungfrau leidet bei jedem Pinselstrich, denn während dieses künstlerischen Prozesses geschieht auch ein qualvoller Prozess für sie. Auf ihrem Körper enstehen schmerzhafte Ekzeme, die aufplatzen, aus ihnen quillt auch Farbe. Die Meerjungfrau erklärt dem Künstler, dass sie sieben Farben im Körper habe, mit denen er sie malen soll. Der Maler und sein Objekt leiden, aber beide haben sich dazu entschieden, dass das Bild gemalt werden muss. (Cecil b) ()
Die 7-teilige Guinea Pig-Reihe ist in den Kreisen die sich außerhalb des Mainstreams wohlfühlen keinesfalls unbekannt. Die Reihe hat auch daher einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, weil der Schauspieler Charly Sheen (Platoon) einst den Eindruck hatte, dass der zweite Teil dieser Reihe ein Snuff-Film sei, weshalb er das F.B.I. darüber informierte. Sheen ist ja nicht den Drogen abgeneigt, anders kann ich mir diesen Eindruck nicht erklären. Egal in welchem Zustand, hinter dem fünften Guinea Pig-Film kann man kaum einen realen Hintergrund vermuten. Die Regie führte Hideshi Hino, der Sheen mit seinem Regie-Debüt erschreckt hat, schon so einige Vorlagen und Drehbücher verfasst hat, und mit Mermaid in a Manhole einen seiner Mangas verfilmt hat. Der in einer japanischen Kolonie in China aufgewachsene Hino bot auch die Comic-Vorlage für Kyoufu ressha, und im Buch Thomas Weissers "Japanese Cinema" steht geschrieben, er habe auch die ursprüngliche Idee für den ersten Guinea Pig-Film gehabt, einen äußerst simplen Film, der sich nur auf die Darstellung der Folterung einer Frau konzentriert. Für Bug Boy (毒虫小僧, Dokumushi kozō) wurde Hino 2004 mit dem International Horror Guild Award ausgezeichnet. Dass der Zeichner und Regisseur durchaus weiß, wie man einen Film gut inszeniert, sieht man an seiner Meerjungfrau-Variante der etwas anderen Art. Der härteren Gangart. Hinos Vorliebe für Geschichten in denen sich Menschen in Monster verwandeln, zeigt sich in Mermaid in a Manhole, nur anders gedacht. Asiatischer Bodyhorror, sehr speziell.
Die Story weicht nun wirklich völlig vom Üblichen ab. Für mich ein Pluspunkt, so etwas Ungewöhnliches. Die Story näher zu besprechen, kann schnell zu Spoilern führen, weshalb ich nicht viel auf diese simple Idee eingehe. Die bisherige Inhaltsangabe verriet gleich das Ende, daher habe ich einen Ersatz geschrieben, inspiriert von dem Originaltext. Die Story hat einen philosophischen Touch, die Inszenierung auch.
Die Straßen und die Häuser sind mit einer billigen, amateurhaft wirkenden, Kamera in Szene gesetzt. Aber die Kanalisation, und der Raum, in dem sich der Maler und die Meerjungfrau aufhalten, diese Orte sind surreal und künstlerisch anspruchsvoll gestaltet. Allein schon die Kanalisation ist durch die herausragende Beleuchtung, sehr gut ausgewählte Nahaufnahmen und blaugraue Farbfilter ein Kunstwerk. Und das ist es unter anderem, was Guinea Pig 5 auch so sehenswert macht. Die Verbindung von Wasserfarben, wie sie der Künstler für seine Gemälde nutzt, und der Realität, wie sie im Film dargestellt wird. Der Manga wird zur 'Realität', die Kunst des Malers vermischt sich mit der Realität. In den vielen Szenen, in denen sich Maler und Objekt gegenüber sitzen und liegen, durch halbtotale, nahe und halbnahe Einstellungen gut erfasst, mit guten Schnitten dramaturgisch immer gut kombiniert, werden der Ekel und das Drama überraschend ansprechend dargestellt. Es ist wirklich dramatisch, wie die Meerjungfrau leidend den Künstler auffordert, sie zu malen, und wie dieser extrem aufgeregt und mitfühlend sein Werk vollendet. Irgendwie ist beiden klar, dass dieser Prozess viel Schmerz bedeutet. Hochinteressant, meiner Meinung nach. Es ist so vertraut und intim zwischen den beiden, fast liebevoll, und dennoch so erschreckend. Einzigartig. Die Meerjungfrau wird zudem superb von Mari Somei gespielt, und Shigeru Saiki (Audition) kann mit ihr auf Augenhöhe den Künstler darstellen. Manchmal wirken beide mit sehr aufgeregten Bewegungen fast lächerlich, aber zum Glück dauert es nicht lange, bis die Darstellung wieder ernstzunehmen ist. Mit psychedelischen, intensiven Klängen, zwischen harmonischen Tönen und bedrohlichen wie schönen musikalischen Passagen, den gut eingesetzten Farbspielen, und der sicheren Kameraführung ist dieses Szenario großartig gelungen. Die Nahaufnahmen von Ekzemen, die aufplatzen, und aus denen die Farben für das Bild, und vielfach interpretierbare Larven und anderes Gewürm ( etwas entsteigt dem Unterbewusstsein?) kriechen, die sind gut gemacht, und ich frage mich, wie die das mit den Viechern so gut hinbekommen haben. Auch das Kostüm macht eine gute Meerjungfrau her. Das Ende steigert sich dann in Splatter, der auch nicht übel gemacht, und inhaltlich zufriedenstellend ist.
GUINEA PG 5 ist was ganz Besonderes, und kann Fans des etwas anderen Horrors empfohlen werden. Ich denke, dass ein so komischer Film polarisiert, aber ich bin mir auch sicher, dass jeder mit sich selbst ausmachen kann, ob er so etwas überhaupt sehen möchte, und ob es ihm gefallen kann. Neben den Low-Budget-Bildern ist es schon bemerkenswert, wie Hideshi Hino mit einfachen Mitteln einen so kunstvollen Film gedreht hat, der mit Farbspielen, eine durchweg gelungen Inszenierung, guter Musik und zwei guten Protagonisten punktet. Die schlechten Nebendarsteller fallen zum Glück nicht ins Gewicht.
7/10