Wind River
Herstellungsland: | USA (2017) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Drama, Krimi, Thriller, Mystery |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,53 (26 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
In der schroffen Wildnis des Indianer-Reservats „Wind River“ findet US Wildlife Agent Cory Lambert (Jeremy Renner) den vergewaltigten Körper eines jungen Mädchens. Der Mord erinnert ihn an den gewaltsamen Tod seiner eigenen Tochter. Zur Untersuchung des Falls schickt das FBI die frisch aus der Ausbildung kommende Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen). Doch die ist nur ungenügend auf die rauen Wetterbedingungen und die Isolation durch den vorherrschenden Winter vorbereitet und engagiert Lambert als Fährtensucher und Führer, um ihr bei den Ermittlungen zu helfen. Gemeinsam dringen sie tief in eine Gegend, die stark von latenter Gewalt und den Elementen geprägt ist. Während Jane gezwungen ist, sich von ihrer Ausbildung zu lösen und mehr auf Ihre Instinkte zu vertrauen, wird Cory mit lange verdrängten Emotionen konfrontiert, als sich ihm die Möglichkeit bietet, nicht nur diesen Mord, sondern auch das Verschwinden seiner Tochter aufzuklären. (Wild Bunch Germany)
Wind River
Der in Texas, USA geborene Taylor Sheridan überraschte am 21. Januar 2017 auf den "Sundance Film Festivals" mit seinem Regiedebut "Wind River". Dabei bildet der kühle und düstere Crimethriller, welcher Elemente des Dramas und die des Westerns mischt, nach eigener Aussage Sheridans den Abschluss einer freien Trilogie. Diese fing mit Denis Villeneuves ("Blade Runner 2049", "Prisoners") "Sicario" an, während den Mittelteil David Mackenzies ("Perfect Sense", "Toy Boy") "Hell or High Water" übernahm. Bei allen drei Filmen fungierte Taylor Sheridan als Drehbuchautor, war Sicario zudem sein Drehbuchdebut.
Für Sheridan sind diese drei Filme eine thematische Trilogie. Inhaltlich setzen sie sich alle mit dem modernen amerikanischen Grenzgebiet auseinander: in "Sicario" die Epidemie der Gewalt zwischen den USA und Mexiko, in "Hell or High Water" der Konflikt zwischen Reichtum und Armut und schlussendlich in "Wind River" die Katharsis – die Reinigung. Diesen Gedankengang des gefeierten (2017: Nominierung bestes Originaldrehbuch für "Hell or High Water") Autoren teile ich.
Dem deutschen Verleih "Wild Bunch Germany" gegenüber, welche den Thriller in die Kaufhäuser brachten, erklärte Sheridan: "Auf der persönlichsten Ebene ist es eine Studie, wie ein Mann nach einer Tragödie weitermacht, ohne sie jemals verarbeitet zu haben, ohne einen Abschluss gefunden zu haben. Auf der allgemeinsten Ebene ist es eine Studie, was man angerichtet hat, indem man Menschen zwang, auf Land zu leben, auf dem niemals Menschen leben sollten. Der Film blickt auf das wohl greifbarste Überbleibsel der amerikanischen Grenze, und zugleich Amerikas größtes Versagen: die Indianerreservate."
Doch worum geht es in "Wind River" eigentlich? Es geht um einen Mordfall im Indianerreservat "Wind River". Eine junge Frau wird leblos, ohne Schuhe mit einer großen Platzwunde am Kopf mitten in der verschneiten Natur gefunden. Zufällig entdeckt der Jäger Corey Lambert den Körper. Er erkennt Sie, die Tote war die beste Freundin seiner Tochter, die nur 3 Jahre zuvor auf ähnliche Weise umgekommen war. Dank seines Jobs kennt kein anderer Bewohner das Reservat und seine Wildnis besser als er.
Das FBI schickt die junge Bundesbeamtin Jane Banner in die extreme Winterlandschaft. Allein kann sie den Fall unmöglich lösen, deswegen bittet sie den Jäger, ihr bei der Suche nach dem Täter zu helfen.
In den Hauptrollen glänzen Elizabeth Olsen ("Oldboy", "Avengers: Age of Ultron") als die junge FBIAgentin Jane Banner und Jeremy Renner, bekannt aus Filmen wie "The Town" oder "Tödliches Kommando – The Hurt Locker", in der Rolle des gebrochenen Vaters Corey Lambert. Dabei spielen die Protagonisten so unfassbar gut, dass man sich von der ersten bis zur letzten Minute in ihre Figuren hineinversetzen kann. Das Besondere an Renners Darstellung ist die Trauer, die sich in seinen Augen wiederspiegelt. Mit einer stoischen Mimik vermittelt er den schmerzhaften Trauerprozess eines Vaters, der seine geliebte Tochter begraben musste. Jeremy Renner hat selbst eine Tochter und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Sie einer der Gründe gewesen sein könnte, warum ihm die Dreharbeiten zu "Wind River" sehr nah gingen. Dadurch vermittelt Renner dem Zuschauer genau das, was der Zuschauer spüren soll. Den tiefsitzenden Schmerz, den Verlust eines geliebten Menschen. Und genau dieser Verlust, den Corey Lambert mit sich rumträgt, versucht er Frieden zu bescheren, indem er den Mörder des jungen Mädchens sucht.
Den Kontrast stellt Olsens Figur dar. Die FBI-Agentin Jane Banner ist nicht nur nicht vertraut mit dem Gebiet des Indianerreservates, sondern auch noch sehr neu in ihrem Job. Für Sie ist das alles Neuland. Hier und da übersieht sie den einen oder anderen Hinweis, nicht umsonst sagt Lambert zu ihr: "Halten Sie die Augen offen."
Zwar wollen beide dasselbe Ziel erreichen, jedoch gehen beide unterschiedlich an den Fall heran. Während Banner versucht so schnell wie möglich den Mörder zu fassen, wie eine junge Naive die noch frisch in ihrem Beruf ist und erst Erfahrungen sammeln muss, geht Lambert eher ruhig an die Sache heran. Die eine, die nach dem Lehrbuch handelt und der andere, der wie ein Jäger langsam auf die Pirsch, dem Mörder und der Auflösung immer näherkommend, an das Ganze herangeht. Und es passt, es funktioniert. Wäre Er in ihrer "Welt", in der Großstadt, wäre es genau andersherum. Sie würde sich besser auskennen als er. Das ist das Zusammenspiel Mensch und Natur, die Einflüsse und wie sich der Mensch an die Natur anpasst.
Die wundervolle Kameraarbeit ist Ben Richardson ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter") zu verdanken. "Für die grundlegende Stimmung sollte die Natur sehr dramatisch als das ultimative Raubtier gezeigt werden. Der Zuschauer soll sich chancenlos gegen ihre Macht fühlen" sagte er einst in einem Interview. Und es stimmt. Schon in der Eröffnungsszene wird dieser Ansatz visuell glasklar. Eine Frau rennt durch eine endlose Winterlandschaft. Egal wie schnell sie läuft, sie kann der Kälte nicht entkommen. Auch wenn die verschneite Landschaft wunderschön ist, bringt Sie am Ende den Tod.
Corys Perspektive gleicht die eines Jägers, was er ja selbst von Beruf ist. Es sind sehr lange und weitwinklige Aufnahmen, die wie ein Raubtier seine Beute im Blick haben, gleichzeitig aber auch alle seine möglichen Fluchtwege. Im Gegensatz dazu besteht die Sicht seiner "Beute" nur aus kurzen Sequenzen.
Hut ab, vor diesen schönen Landschaftsaufnahmen, welche in Park City, Utah gedreht wurden. Die meisten Aufnahmen wurden zudem per Hand gefilmt, da man im hohen Schnee keine Schienen verlegen kann. So Sheridan über die Kameraarbeit.
Zuletzt sollte noch der großartige Soundtrack seine Erwähnung finden, welcher die Stimmung, die Atmosphäre und die eiskalte Landschaft einfängt und wiedergibt. Für den Score zeichnen Nick Cave und der australisch-französische Musiker Warren Ellis verantwortlich. Auch wird vielen das Stück "feather" von William Wild am Ende, welches den Abspann einleitet, ans Herz und die Tränendrüsen gehen. Eine Mischung aus Verlust, Befreiung und Sünde.
Die US-Regierung weiß seit Langem von den sozialen Problemen in den Reservaten. Armut, Alkohol- und Drogenabhängigkeit sind hier an der Tagesordnung. Aber niemand in den USA sieht sich gezwungen, etwas zu unternehmen und den Menschen, allen voran den amerikanischen Ureinwohnern soziale Unterstützung zu bieten. Am Ende des Filmes wird eingeblendet:
"Für jede Bevölkerungsgruppe gibt es in den USA Vermissten-Statistiken.
Für amerikanische Ureinwohnerinnen nicht."
"Niemand weiß, wie viele vermisst werden."
Dies wird von Drehbuchautor und Regisseur Taylor Sheridan gekonnt kritisiert (nicht umsonst in Cannes für die beste Regie ausgezeichnet für "Wind River") und macht aus dem düsteren und kalten "Wind River" nicht nur einen der wichtigsten Filme der letzten Jahre, sondern auch zu einem der besten Crimethriller aller Zeiten.
Kommentare
11.07.2018 19:13 Uhr - Ghostfacelooker |
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11.07.2018 19:22 Uhr - Knochentrocken |
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11.07.2018 19:26 Uhr - Ghostfacelooker |
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12.07.2018 09:51 Uhr - JasonXtreme |
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12.07.2018 13:17 Uhr - Ivan_Danko |
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03.09.2018 10:40 Uhr - alraune666 |
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Exzellenter Film, hat mich ungemein positiv ueberrascht! Unbedingt ansehen!
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