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Cowboys vs. Dinosaurs

Herstellungsland:USA (2014)
Standard-Freigabe:FSK 16
Genre:Action, Science-Fiction
Bewertung unserer Besucher:
Note: 5,50 (2 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Nach einer Minen-Explosion bahnen sich gefährliche Raptoren und andere gefräßige Dinosaurier einen Weg in die Freiheit. Die ausgehungerten Dinos stürmen eine nahegelegene Western-Stadt und machen Jagd auf ihre Einwohner. Cowboy Val muss sich mit seinem Erzfeind Sheriff Henry zusammentun, um die Auslöschung der Stadt zu verhindern. Mit Hilfe einiger Revolverhelden und den schönsten Frauen der Gegend trotzen sie den Urzeit-Monstern auf ihre ganz eigene Wild-West-Manier. (splendid film)

eine kritik von therealash:

Wo Kalkofe und Rütten irren - eine Bestandsaufnahme zu den besten Filmen aller Zeiten

(BeFaZ vs. SchleFaZ)

Der Plot des Filmmeisterwerks Cowboys vs. Dinosaurs (auch unter dem viel stimmigeren Titel Jurassic Hunters bekannt) aus dem filmhistorisch bedeutsamen Jahr 2015 (Fack ju Göhte 2 und Fifty Shades of Grey) liest sich wie ein homogenes Konglomerat aus perfektem Pacing und anspruchvollster Dramaturgie:

Livingston, Montana, einer der nördlichsten Bundesstaate der USA, direkt über dem Yellowstone-Park gelegen. In einem kleinen Arbeiterstädtchen gibt es eine mit radioaktivem Beimaterial gemischte Minenexplosion, durch die im Erdkern verschlummernde Dinosauerier freigesetzt werden. Diese verlustieren sich wild metzelnd an heißen Hasen in hauchdünnen Höschen oder Cowboys in Camelboots mit Charisma.

Wer aufgrund der Alliterationen meint, wir sind bei Vera Int-Veen oder Inka Bause, ist auf dem Holzweg. Nein, wir befinden uns auf Tele5 bei Die Schlechtesten Filmen aller Zeiten (SchleFaZ), jener betreuten Trink- und Filmkommentatur, die sich aus dem Mystery Science Theater 3000 (MST3K) entwickelt hat und in die deutschen Lande nicht nur den Gröfaz und den Ex von Onkel Hotte aus der Fernsehlandschaft ad absurdum geführt hat, sondern einem gewissen Sharknado zu Weltruhm verholfen hat und alles durch den Kakao zieht, was da kreucht und fleucht, von Sumuru, Zwiebel-Jack (dem Hund von Terence Hill), dem - wie ich finde - gar nicht mal so schlechten Knochenbrecher im Wilden Westen, Titanic II, Supersonic Man, Roboter der Sterne oder Samurai Cop, bis hin zu Hobgoblins, Spiceworld und dem zuletzt leider mittlerweile unter traurigen Umständen zu sehenden Daniel, der Zauberer

Aber weiter bei Cowboys vs. Dinosaurs: Unter der zunächst oberflächlichen Dino-Cowboy-Zwischenmahlzeit-Handlung wird die melodramatische Geschichte von Val Walker erzählt, dem lonesome Cowboy mit einer Bindungsstörung, aber einer beinharten Backstorywound, der sich Henry, dem Sheriff entgegenstellt, um seine geliebte Exfreundin zurückzuerobern. Douglas Sirk und Rainer Werner Fassbinder sind hier nicht ansatzweise so tiefgründig und hoffnungslos. Am Ende müssen beide Männer die bittere Wahrheit annehmen, dass man gegen Dinos gemeinsam stark sein muss (spätere Wünsche nach Double-Penetration nicht ausgeschlossen).

Noch tiefer und versierter aber in den Mythos des Wilden Westens und der letzten alleszerstörenden Asteroidengürtel eingewoben gibt es einen schwer ausbeuterischen und auf Radioaktivität abfahrenden Monopolisten und Minenchef, der sich von einer vom Personaldienst unüberlegt eingestellten Collegestudentin den Sinn des Lebens und ökonomischen Ernst von Nachhaltigkeit eintrichtern lassen muss.

Auf unterster Ebene aber wird die Geschichte der modernen Frau von heute erzählt, die sich in Hotpants und Patronengurt das Recht zur Selbstbestimmung erkämpft, in einer Welt, die nur vor den sprichtwörtlich fleischlüsternen Dinosauriern Marke Weinstein trieft, von denen sich die sirenenhaften Grazien im Fluss blutig besabbern lassen müssen. Nein, in Cowboys vs. Dinosaurs geht es um den Sieg über die ewige Weiblichkeit in Goethes Urfaust, was letztlich wie eine direkte Verfilmung von Donna Haraways A Cyborg Manifesto gelesen werden muss. Kein Wunder, dass in einer phallogozentrischen Welt ein verkaufsfördernder Film nicht Cowgirls vs. Dinosaurs heißen darf, sondern nach wie vor die Dino-Boys bevorzugt werden, womit ein weiterer Missstand auch früherer Gesellschaftssysteme angeprangert wird.

Kommen wir zum bildnerischen Wert dieser Inszenierung, die eines Rembrand van Rijn wie eines Andy Warhol würdig ist und Larry Flint wie Hugh Hefner vor Neid erblassen lässt. Diese lustvolle und verführerische farb- und zentralperspektivische Inszenierung eines barocknaturalistischen Impressionismus mischt Historie mit Zeitgeist, weibliche Rundungen mit Waffencharme, Natur mit Kultur und Sage mit Märchen.

Drum merket euch, wie es bei der ach so vermeintlichen Weissagung der Cree heißt: erst wenn der Dinosaurier zuschlägt, schießt der Mensch! 

Kurz gesagt, Shakespeare ist ein Scheißdreck gegen diese eng gestrickten Intrigen, die hinter dem Betreiber der Bergmine auch die alte Parabel zwischen dem Kapitalismus und dem Liberalismus zeigen wie ein munteres Versteck-dich-und-ich-fang-dich auf höchstem Unterhaltungsniveau. Wer an eine unmotivierte Kolportage von Gwangis Rache denkt, der sehe sich das herausragende CGI mit hausgemachten Gore-Effekten an und staune, um zu verstehen, dass Ray Harryhausen und Harry Wijnvoord nur vor Neid erblassen können.

Jeder, der sich diesen Film aufgrund genretechnischer Bedenken verwehrt, dem sei gesagt, dass hierfür eher Arthouseschinken mit dem Kaliber eines Citizen Kane, Panzerkreuzer Potemkin, Die sieben Samurai, Andrei Rublev Pate standen oder nach dem Vorbild zum Remake von Martyrs geformt wurden. Ganz klipp und klar muss auch gesagt werden, dass Steven Spielberg mit seiner effekttechnisch zu belächelnden Jurassic-Park-Serie hier dreist in Zurück-in-die-Zukunft-Manier mit dem Grays Sports Almanach geklaut hat. Ausnahmeregsisseur Ari Novak, bekannt aus der Visual-Effects-Crew des erschütterenden Liebesfilms Stirb Langsam 4.0, hat sich nach diesem Meisterwerk nicht umsonst auf heilsbringende Hundegeschichten wie Timber the Treasure Dog, PawParazzi oder den gerade erst fertiggestellten Sk8 Dawg über skateboardfahrende Hunde spezialisiert und wir dürfen sicher noch viel von diesem Meister auf dem schwarzen Klappstuhl erwarten, dem Alfred Hitchcock zu Knien gefallen wäre.

Auch Drehbuchschreiber Anthony Fankhouser muss hervorgehoben werden (nicht zu verwechseln mit Frank N. Hooker von Basket-Case-Erfinder Henenlotter). So war Fankhouser immerhin Line Producer für I Spit on Your Grave 2 und (ohne Scheiß!), also derjenige, der am Filmset neben dem Regisseur steht und darauf achtet, dass alles den gewollten Gang geht. Nicht zuletzt vom Kreativteam sei Rafael Jordan genannt, der nicht nur mit A Mermaid's Tale seine Handwerkskunst zeigen konnte, sondern auch den in Post-Production befindlichen und lange erwarteten Pony with a Broken Wing auf den Bildschirm bringen wird. Auf welchen Bildschirm ist indes noch fraglich.

Schauspieltechnisch gibt es die höchste mimische Güte des stanislawskierprobten Method-Actings aus amerikanischen Landen. Eric Roberts, der Michael Z. Wolfmann aus Inherent Vice, der mit seinen bisher 514 Rollen wirklich sehr umtriebig ist, adelt den Film tatsächlich. Unvergessen bleibt er als Maroni in Christopher Nolans The Dark Knight und last but never least als Buck McGeehy in Runaway Train. Die Rolle des heiligen Trinkers Trent Walker spielt er aber wirklich gut und sticht heraus. Mal im Ernst.

Ebenso adlig zeigt sich Vernon Wells (Bennett in Das Phantom Kommando, Wez in Max Max 2 - Der Vollstrecker, Lord General in L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn oder Mr. Igoe in Die Reise ins Ich von Joe Dante), der ebenfalls bessere Filme verdient hätte, aber hey, so ist das scheißbeschissene Leben. Das ist nicht nur jenseits der Donnerkugel so, sondern weit jenseits von Eden. Immerhin bringt Wells 175 Schauspiel-Credits auf die imdb-Credit-Liste.

Weniger bekannt sind Rib Hills (vielleicht schon übersehen in Modern Family), John Freeman oder Heather Foote. Am weiteren Mietzemäusestammtisch tummeln sich bikinihaft Casey Fitzgerald und Sara Malakul Lane, wie einige andere knackige Mädels, die schießtechnisch durchaus zu überzeugen wissen.

Bei der schon genannten Partnerseite Internet Movie Database findet man den Film übrigens unter dem sinngemäßen Stichwort: "Mädels, die schwarze Spitzenhöschen tragen" (nur ganz knapp hinter Jennifer Lawrence in Red Sparrow und Charlize Theron in Atomic Blonde).

Kurz und gut: Cowboys vs. Dinosaurs ist nicht nur eine Abrechnung der Vereinigten Staaten unter der Vor-Trump-Ära, sondern auch eine Parabel auf die Menschheitsgeschichte, die bis hin zu Mel Gibsons kommendem Meisterwerk Die Passion Christi: Auferstehung der Parusie ihre Marke verpasst und Jesus als John McClane inszeniert, der in Hotpants und Maschinenpistole die Welt von den Sündern befreit. Es ist das Horn von Gabriel, welches das Jüngste Gericht initiiert. Das wusste schon King Kong.

Über den Rest hülle ich den Mantel des Schweigens.

IRONIEMODUS AUS

In diesem Sinne, SchleFaZ ist einfach ein saugutes Fernsehformat, dem ich die Höchstwertung gebe. Oliver Kalkofe und Peter Rütten bescheren mir mit den Kommentaren zu einigen wirklich schrägen Perlen der Filmgeschichte einen riesigen Spaß, kredenzt mit den schrecklichsten Cocktails, die ich je getrunken habe. Und immer dran denken: nur echt mit dem Haitornado von Tele5.

Von daher, Cowboys vs. Dinosaurs ist allein deshalb ein Fest, das in Wirklichkeit höchstens 2 Punkte verdienen kann (wenn's hochkommt), weil der Päter und der Olli es einfach zu gut machen: danke für die geile Sommerstaffel mit den schlechtesten Filmen aller Zeiten!

Und natürlich TEAM COWBOY, was sonst?

Lasst die Hunger-Dinos beginnen: "Scheiß Finds a Way!"

2/10
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Kommentare

21.09.2018 20:49 Uhr - sonyericssohn
1x
Moderator
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Was zum...? Sowas gibt's ?
Stell dir vor.....den will ich ned sehen ! Unfassbar nicht wahr ? :-D

22.09.2018 10:38 Uhr - Horace Pinker
1x
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Mega witzige, kreativ formulierte und aufschlussreiche Rezension Ash! Eigentlich mag ich ja Dinosaurierfilme, aber Cowboys vs. Dinosaurs scheint ja doch ein recht verzichtbarer Beitrag zu sein. Muss übrigens zugeben bisher noch keine einzige SchleFaZ Folge gesehen zu haben, vlt. sollte ich das mal ändern.
P.S. Nur mal aus Interesse kamen die Urzeitechsen in diesem Machwerk alle aus dem Rechenknecht?

22.09.2018 11:44 Uhr - Nubret
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Geilomat!

22.09.2018 21:57 Uhr - TheRealAsh
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Nicht schauen sony!!! ;-)

Danke, Horace, unbedingt nachholen, Schlefaz ist super, die gestrige Folge war im Gegensatz zu dem gebotenen Film hammergut gemacht, die werden immer besser.

Und ja, Dinosaurier alle cgi, und natürlich schlecht, die goreeffekte waren aber handgemacht, weshalb der zweite Punkt echt gerechtfertigt ist

Tja, sergi, da bin ich auf der weinwanderung und du machst Bayern unsicher, wohl bekomms!

23.09.2018 13:59 Uhr - Nubret
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Aha, nach Freinsheim hat es ihn verschlagen. Mit Bayern liegst Du allerdings daneben. Andechser Bierfest in Haßloch. Ist aber natürlich nicht ganz so schön wie eine zünftige Weinwanderung.

23.09.2018 14:38 Uhr - TheRealAsh
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Stimmt ja, unsere bayrische Enklave im Westen. Das hört sich auch super an und das Wetter haben wir ja geteilt;-)

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