Vorab, wie üblich:
Ich kenne Lee Childs Romane nicht und bewerte den Film
daher als eigenständiges Werk, nicht als Romanverfilmung.
Ich liebe 80er Jahre Actionfilme, wie „Rambo“ (1982), „Phantom Kommando“ (1985), „Bloodsport“ (1988) u.v.m., ebenso wie auch aktuelle(re) Actionfilme, solange es nicht unbedingt Comicverfilmungen sind, wobei auch hier Vertreter dieses Genres, wie „Kick-Ass“ (2009) oder „Logan“ (2017) absolut überzeugen. Einen der bisher (Anno 2018) besten und gelungensten Actionfilme der 2010er Dekade ist für mich
(2012), welcher die Verfilmung von Lee Childs Roman „Sniper“ (2008 - OT: „One Shot“ (2005)) ist.
Klar könnte man bemängeln, dass alleine schon im Vorfeld einiges „schief gelaufen“ (?) wäre - Jack Reacher ist im Roman fast zwei Meter groß, Tom Cruise nur 1,70m; in England wurde das Werk für die „12A“ Freigabe um rund 2 Sekunden in zwei Szenen gekürzt (zum Vergleich: In Deutschland waren es bei der TV Ausstrahlung 9 Szenen mit 31 Sekunden), der exklusiven Trailerszene und dem Ärger hierum oder dem Fakt, dass der Film eher ein Thriller / Krimi mit lustigen Sprüchen und Actionszenen ist, statt einem Actionhammer - aber dies sind für mich eher Tatsache denn negative Aspekte.
„Es gibt vier Arten von Menschen beim Militär:
Bei manchen liegt es in der Familie,
dann gibt es Patrioten, die mit Hingabe dienen,
dann gibt es welche, die brauchen einen Job und
die letzte Sorte sucht einen legalen Weg, Leute umzubringen.“
Für mich ist gerade diese (Genre-) Vielfalt, dass ein ruhig und spannend erzähler Krimi / Thiller mit handwerklich sehr gut gemachten Actionszenen gepaart mit komödiantischen Sprüchen und Szenenrien, geboten wird ein Punkt, der „Jack Reacher“ zu solch einem herausragenden Film werden lässt. Als ich letztens mal wieder „Jason Bourne“ (2016) angeschaut habe, nervte mich dieses Schnittmassaker, das man nicht mal zumindest ein paar Sekunden am Stück die Kamera draufhält ohne zig Schnitte zu setzen. (Ich mag die „Bourne“ Reihe (ab 2002)trotzdem.) Sowas gibt es bei „Jack Reacher“ glücklicherweise nicht. Tom Cruise ist einfach ein sehr guter Schauspieler und dürfte auch einige Erfahrungen mit Kampftechniken gesammelt haben, sodass die Kamera auch gerne mal zeigen kann, was gezeigt werden soll - ohne Schnittmassaker oder Wackelkamera! Wie er mit seiner Kampftechnik, die durchaus nach Militärausbildung aussieht und optisch überzeugt, seine Gegner ausschaltet - Hebeltechniken, Angriffe auf Primärziele - neben Augen, etwa die armen Klöten :( - die Schusswechsel, Messerkämpfe und Co reihen sich entsprechend ein. Es gibt an der Action einfach nichts auszusetzen - top! Der Bodycount liegt zwar nur bei 12, wirkt aber durch die vielen (Schwer-) Verletzten deutlich höher.
Die FSK 16 Freigabe finde ich hier daher angemessen; das 31 Sekunden gekürzt / weniger für ne 12er Freigabe reichen, wundert mich tatsächlich etwas...
„Denkst Du?“
„Ja, andauernd und Du?“
Allgemein kann man der durchweg erfahrenen, schauspielerischen Besetzung nichts vorwerfen, alle wirken überzeugend, spielen vernünftig und bringen sich in den Film ein - Rosamund Pikes Dekolleté wird für einen amerikanischen Film ebenfalls auffallend oft eingebracht :-D dass das kein NC17 Film war... Scherz beiseite.
Jai Courtney und Urgestein Robert Duvall seien als einer der kompromisslosen Gegner bzw charmanten Unterstützer in jedem Fall noch genannt. Der Romanautor Lee Child hat einen Cameoauftritt als Polizist, der Jack Reacher seine persönlichen Sachen zurückgibt, als dieser aus dem Gefängnis entlassen wird.
Aber was wäre dieser Film ohne seine witzigen Sprüche? Gary: „Tja, irgendwas muss ich sehen.“, Jack Reacher: „Wie wäre das Innere von nem Krankenwagen?“ oder Jack Reacher zu Sandy:„Am billigsten kommt einem die Frau, für die man bezahlt.“ gepaart mit Running Gags, die mehrfach wiederholt werden ala Jack Reacher: „Danke für den Kaffee, Frau Anwältin.“. Dies lockert das Geschehen deutlich auf und lässt den (Anti- (?)) Helden Jack Reacher sehr cool rüber kommen. Humor ist und bleibt aber natürlich immer Geschmackssache und ich sehe auch ein, dass wenn dies nicht der Humor des Zuschauers ist, könnten hier einige negative Aspekte im Film aufkommen, aber es trifft meinen Humor, weshalb ich vollstens zufrieden bin.
„Ein Mordkomplott an fünf beliebigen Menschen? Völlig lächerlich.“
Das hier mehrere Handlungsstränge parallel laufen, sich zwischenzeitlich überscheiden und letztendlich zusammen geführt werden, bei der Suche nach der Wahrheit finde ich sehr geschickt eingefädelt und hält die Spannung entsprechend auf einem angemessenen Niveau. Der Film nimmt sich für seine Handlung und Nebenhandlungen, Ursprünge und Darsteller aber auch genug Zeit -130 Minuten lang darf man sich begeistern lassen. aufgrund des finanziellen Erfolgs von über 200 Millionen Dollar Einspielergebnis, bei einem Budget von 60 Millionen Dollar, folgte bereits 2016 Teil 2 „Kein Weg zurück“ und wenn man bedenkt, wie viele Romane Lee Child hierzu geschrieben hat in Verbindung mit Tom Cruise Drehpensum, darf man sich sicherlich / hoffentlich auf weitere Filme freuen!
Fazit:
Jährliches Pflichtprogramm!
Ohne Einwände
10 von 10 Punkte
PS: Ich hoffe, dass die vielen Zitate nicht stören, ich habe mich bereits gezügelt.
10/10