Es gibt einige Filme, die selbst einen alten Hasen noch erstaunen können. THE SINFUL DWARF, ein von Schmuddel-Produzent Harry Nowak in Auftrag gegebener Exploitation-Streifen, gehört definitiv dazu.
Dieser vollmundig als Mutter aller Dwarfsploitation-Filme angepriesene Bastard ist tatsächlich ein ziemlich fieser Angriff auf das Nervenkostüm und das Gemüt des armen Zuschauers, der gleich ab der ersten Minute mit dem Dampfhammer klargemacht bekommt, in welche Richtung es geht.
Eduardo Fullers (hier unter dem Pseudonym Vidal Raski) Streifen ist sleaziges, völlig enthemmtes Grindhouse-Kino. Selbstzweckhaft, schmierig und niederträchtig. Gewaltpornographie in Reinkultur.
Das vom Alter und Leben gezeichnete ehemalige Showgirl Lila Lash (Clara Keller) betreibt eine Pension mit ihrem kleinwüchsigen Sohn Olaf (Torben Bille), der ihr hilfreich zur Seite steht. Nebenbei führen die beiden noch ein florierendes Bordell auf dem Dachboden, für das sie ständig Frischfleisch benötigen, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Die sich dort unfreiwillig befindlichen Damen werden wie Sklavinnen gehalten, sind angekettet und werden nebenbei noch mit Heroin gefügig gemacht.
Als sich das mittellose Paar Peter (Tony Eades) und Mary (Anne Sparrow) in dem verwahrlosten Etablissement einmietet, wird die Sache erst richtig interessant. Während sich ihr Mann auf Arbeitssuche begibt, kommt Mary dem unheimlichen Dachboden gefährlich nahe.
Schon die erste Szene des Filmes ist dazu geeignet, den zart besaiteten Zuschauer nachhaltig zu verstören: Eine auf Schulmädchen (ein Fall für den Staatsanwalt? Anm. des Verfassers) getrimmte, leicht verbraucht wirkende Porno-Actrice wird vom fiesen Olaf mit einem Spielzeug-Hund angelockt, niedergeschlagen und verschleppt. Direkt im Anschluß folgt der völlig durchgeknallte Vorspann, bei dem man unter ohrenbetäubendem Lärm und Getose allerlei mechanisches Spielzeug durch die Pampa hüpfen sieht.
Wer danach noch keinen Gehörzsturz erlitten , bzw. noch nicht genug gesehen hat, wird mit weiteren Unglaublichkeiten bombadiert. Besonders auffällig ist dabei, daß es dem Regisseur wohl äußerst wichtig war, das gesamte Ambiente seines Streifens so deprimierend wie möglich zu gestalten.
Die triste Farbgebung, das Innere der halbverfallenen Pension und die auf Drogenwracks geschminkten Darstellerinnen sind tatsächlich sehr unschön anzusehen, aber nur die Spitze des Eisberges. Das Schlimmste sind tatsächlich die hässlichen, extrem haarigen Porno-Szenen, die direkt aus einem 70s-Roughie stammen könnten und, in Zusammenhang mit der Vergewaltigungs-Thematik, einfach nur widerlich wirken. Erwartungsgemäß handelt es sich dabei, wie so oft bei dänischen Streifen dieser Tage, nicht um nachträglich eingefügte Inserts. Ich persönlich ziehe dann aus besagten Gründen doch die dieser Szenen bereinigte R-rated-Fassung vor, die in meinen Augen noch genug Schockpotential beeinhaltet. Ja, auch ich habe meine Grenzen!
Das Einzige, was dieses Stück Schmuddelkino wirklich sehenswert macht, ist sein kleinwüchsiger Hauptdarsteller. Torben Bille, ehemals bei einer TV-Show für Kinder (!!) beschäftigt, verkörpert wirklich einen höllisch fiesen Mistkerl von einem Psychopathen. Er erniedrigt, prügelt und vergewaltigt mit einer solchen Wonne, daß er viele seiner bekannteren Schauspielkollegen in den Schatten stellt. Dabei hat er stets ein verzerrtes Grinsen im Gesicht, das von einem wahnsinnigen Kichern begleitet wird, was besonders verstörend wirkt, wenn er gerade eine neue Heroin-Spritze aufzieht...
Die anderen Darsteller sind annehmbar, aber naturgemaß auch keine großen Leuchten. Die technische Seite ist ebenfalls ok, aber bis auf den gestörten Dudel-Soundtrack von Ole Orsted nicht weiter erwähnenswert.
Letztendlich ist THE SINFUL DWARF ein Stück Schmuddelkino von selten gesehener Schmierigkeit. Sittlich verrohend, sozial desorientierend und für zarte Gemüter absolut ungenießbar. Hauptdarsteller Torben Bille macht seine Sache allerdings dermaßen gut, daß die ganz Hartgesottenen durchaus einen Blick riskieren können.
In Schweden durfte Fullers Streifen nicht im Kino aufgeführt werden. In Dänemark lockte er nur wenige tausend Zuschauer in die Lichtspielhäuser.
Bei uns ist der Film unzensiert (mit HC) in einer schicken rosa Candy-Box erhältlich, selbstverständlich in deutscher Sprache. Ebenfalls ungekürzt ist die Grindhouse-Collection von Subkultur. Ich persönlich empfehle jedoch die R-rated-Fassung, die einem die widerlichen Porno-Szenen erspart.
6/10