Review zu anderen, französischen Filmen:
Martyrs - Die Horde - 96 Hours - Colombiana - Der Graf von Monte Christo - Willkommen bei den Sch'tis
Normalerweise gehe ich, wenns drüber steht, davon aus, dass jedem bewusst sein müsste, dass eine SPOILERWARNUNG auch die Besprechung des Endes beinhalten kann. Da ich in meinem Review aber verschiedene Vergleiche mit anderen Filmen und deren Enden beschreibe, kommt hier nochmal ganz klar und ausdrücklich, vor allem beim Absatz direkt unter dem Zitat, die
-> SPOILERWARNUNG! <-
Nachdem ich mein Review zu „Die Horde“ (2009) geschrieben und hierin die „neue französische Horrorfilmwelle“ mit den (für mich) dazugehörigen Filmen („Irreversibel“ (2002), „High Tension“ (2003), „Inside“, „Frontiere“ (beide 2007), „Martyrs“ (2008), „High Lane“ sowie „Die Horde“ (beide 2009)) aufgelistet habe, dachte ich mir, ich müsste doch eigentlich, also für mich logischerweise, auch mal ein Review zu meinem Lieblingsfilm dieser Reihe schreiben:
- OT: „Haute Tension“ (2003), der in Deutschland zensurbedingt in seiner ungekürzten Fassung keine Freigabe bekam und dessen deutsche Fassungen gekürzt sind: FSK: keine Jugendfreigabe - 2:10 Minuten gekürzt, ehemals irrtümlich indiziert (das war ja auch eine Geschichte, man oh man! Siehe Special) sowie SPIO/JK geprüft: strafrechtlich unbedenklich - 1:05 Minuten gekürzt, indiziert (Liste B). Aber selbst in Amiland musste der Film für ein R-Rated um 1:13 Minute gekürzt werden, um das NC 17 Rating zu umgehen und letztendlich dann zusätzlich als Unrated Fassung ungekürzt veröffentlicht zu wurden!
Hier hat Alexandre Aja wirklich sehr gute und brutale Arbeit geleistet, wobei „High Tension“ als Hommage an die Old-School Horrorfilme der 70er und 80er Jahre konzipiert war und in 36 Tagen in Rumänien gedreht wurde. Sollte man beim Anschauen des Films also jemals gedacht haben, ein (Eltern-) Haus in einem Mais- / Kornfeld? Erinnert mich an „Kinder des Zorns“ (1984) oder wenn die Szene, in der sich Marie im Schrank versteckt, irgendwie an „Halloween“ (1978) erinnert bzw entsprechend die Versteckszene auf der Tankstellentoilette einer Szene aus „Maniac“ (1980) ähnlich sieht - das war Absicht! Lustig hierbei ist natürlich, dass Aja das Drehbuch zur „Maniac“ (2012) Neuverfilmung schrieb, welches auch als „Alexandre Ajas Maniac“ vermarktet wird - ich sehe gerade, dass beide „Maniac“ Filme immernoch beschlagnahmt sind... eine Schande! Die Atmosphäre sollte an das Terrorkino der 1970er und Klassiker wie Tobe Hoopers „Blutgericht in Texas“ (1974) oder Wes Cravens „Das letzte Haus links“ (1972) erinnern, was meines Erachtens nach auch bestens gelungen ist. Egal ob eigenständig oder mit Bezug auf u. a. die genannten Filme, es macht einfach Spaß sich den Film und seine ausgezeichnete Darstellung anzusehen.
Das erste Mal, das ich „High Tension“ sah, war zu einer Zeit, in der ich sehr viele, sehr gute ultra brutale Filme sah, wie etwa auch „TCM: The Beginning“ (2006) und auch wenn ich selbst „Inside“ (2007) tatsächlich noch eine Spur härter finde und daher „High Tension“ (2003) für mich „nur“ der zweitbrutalste Film der o. g. Reihe bildet, stellt dieser Film für mich den mit Abstand cleversten Teil der Reihe dar und bleibt mir bis heute auch von all den brutalen Filmen mit am meisten in Erinnerung - wobei ich seither „High Tension“ auch bereits mehrfach geschaut habe. Die brutalen Mordszenen, in denen literweise Kunstblut floß, das Draufhalten der Kamera und Zeigen jeder konsequenten Handlung, Leichen, hier gibt es alles, was das Goreherz (oder Splatterherzen oder Slaherherzen? - ach, Ihr wisst, was ich meine) begeht!
Bevor jetzt der Eindruck entsteht, dass hier ein einziges Gemetzel vorliegt - nein! Die Spannung und Atmosphäre im Film stehen im Vordergrund und wird durch diverse Geräusche (Quietschen und kurze Laute) sowie einem netten Soundtrack noch gesteigert; der Film gilt nicht umsonst als Psycho Thriller und Horrorfilm! Gerade bei den beiden o. g. Versteckszenen, wenn Marie (Cecile de France) akribisch alles säubert und so hinterlässt, als stünde das Zimmer leer und der Mörder (Philippe Nahon) sich ganz genau umsieht, treibt die Spannung extrem hoch. Alle drei Hauptdarsteller - Marie (Cecile de France), Alex (Maiwenn) und der Mörder (Philippe Nahon) - machen Ihre Sache aber auch wirklich sehr gut und spielen absolut überzeugend und emotional.
„Ich lasse nie wieder zu, dass jemand zwischen uns steht.“
Ich persönlich liebe ja diese „Twist“ am Ende eines Films, durch die die Bedeutung des gesamten Geschehens einfach mal über Bord geworfen wird - ich muss unbedingt mein Review zu „Lucky # Slevin“ fertigstellen, fällt mir gerade ein. Wobei uns die 2000er im Horrorgenre mit genau dieser Art von Twist am Ende auch praktisch schon eine Auswahl an Filmen stellt - mir fallen spontan „Blair Witch 2“ (2000) sowie „My Bloody Valentine 3D“ (2009) ein, die ebenfalls denselben bzw einen ähnlichen „Twist“ zu bieten hatten - egal für mich trotzdem immer wieder gut und überraschend! Wenn man „High Tension“ dann zum wiederholten Male anschaut, auf die Details und den Ablauf achtet, wird man auch feststellen, dass der Film trotz besagtem Twist immer noch passt und viele Szenen sogar hierauf hinauslaufen: Maries Traum am Anfang des Films, in dem Sie wegläuft und auf den Autofahrer trifft, der am Ende tatsächlich auftaucht, ist praktisch eine Vorwegnahme des Films. Auf Alex Frage, wer Sie verfolgte, antwortet Sie, dass Sie glaubt, Sie hätte sich selbst verfolgt – eine Erkenntnis, die Ihr in Wirklichkeit nicht klar werden wird oder wenn man den Mörder das erste Mal sieht, als er sich mit dem abgetrennten Frauenkopf selbstbefriedigt und diesen im Anschluss aus dem Fenster wirft, kann man sehen, dass dies Alex Kopf ist. Der Mörder fährt danach auf das Elternhaus zu und kommt an, wenn Marie „kommt“ – er ist demnach die Personifizierung Ihrer (Mord-) Lust und dies ist genial umgesetzt. Auch wenn natürlich genau dies das ist, woran sich die Geister scheiden, a la dann kann der ganze Film doch gar nicht so abgelaufen sein, etwa die Verfolgungsjagt im Auto. Ja, stimmt auch, und? Eine Psychopathin lebt in Ihrer eigenen Welt und wir sehen das Geschehen durch Ihre Augen, das sollte doch eigentlich verständlich sein...
Gibt es etwas zu meckern oder auszusetzen? Nein, für mich nicht.
Wie dem auch sei - ultra brutal, clever, spannend, überraschend, genial!
9,5 von 10 Punkten
10/10