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Malastrana

Herstellungsland:Italien, Deutschland, Jugoslawien (1971)
Standard-Freigabe:FSK 16
Genre:Horror, Thriller, Mystery
Alternativtitel:Malastrana - Das Todessyndrom
Das Todessyndrom
Unter dem Skalpell des Teufels
La Corta notte delle bambole di vetro
Paralyzed
Short Night of the Glass Dolls
The Short Night of the Butterflies
Short Night of Glass Dolls
Bewertung unserer Besucher:
Note: 7,80 (15 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Der amerikanische Journalist Gregory Moore (Jean Sorel) war in Prag auf der Suche nach seiner spurlos verschwundenen Verlobten Mira (Barbara Bach). Jetzt liegt er im Leichenschauhaus, weil er für tot gehalten wird, da sein Körper keine Lebenszeichen mehr von sich gibt. Doch Gregory lebt. Er liegt in einer Art Wachkoma und versucht das bisher Erlebte in seinen Gedanken zu rekonstruieren... ()

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von le samouraï:

Short night of glass dolls / Unter dem Skalpell des Teufels / Paralyzed / Das Todessyndrom

Malastrana ist eine jugoslawisch-italienisch-westdeutsche Koproduktion aus dem Jahr 1971. Allein das ist eine Nennung wert. Der in Prag spielende Giallo handelt vom US-amerikanischen Journalisten Gregory Moore (Jean Sorel, Belle de Jour, 1967), der im Stadtpark scheinbar tot aufgefunden wird. Was niemand weiß: Gregory ist noch bei vollem Bewusstsein. In einer Art inneren Monolog erzählt er, wie es zu seiner misslichen Lage gekommen ist. Flashbacks und Erinnerungsfetzen blitzen auf ... Alles begann mit dem spurlosen Verschwinden seiner Freundin Mira (Barbara Bach, The Spy Who Loved Me, 1977) ...

Bereits die Opening Credits setzen ein Zeichen: Aus der Perspektive des Krankenwagens erkunden wir die dunklen Gassen und Winkel der tschechischen Hauptstadt in einem hektischen Strudel aus Architektureindrücken. LA CORTA NOTTE DELLE BAMBOLE DI VETRO (Die kurze Nacht der Glaspuppen). Welch ein obskurer Titel! Auf der Tonspur hört man das zarte Hauchen und Atmen einer Frau, unterlegt mit rhythmischem Herzklopfen. Wie so oft erweist sich Ennio Morricones experimenteller Soundtrack als unheimlich stimmungsvoll und poetisch. Malastrana erfüllt genau diese Kriterien.

Eine neblige Ungewissheit schwebt permanent über dem Geschehen; Mädchen gehen verloren, die Ermittlungen der Behörden führen ins Leere. An Gregorys Seite sind Jessica (Ingrid Thulin, Das Schweigen, 1963) und Jacques (Mario Adorf, Die Blechtrommel, 1979) als Nebenfiguren zu sehen. Die osteuropäische Aura ist überall spürbar, vor allem aber in den Bildern zerrüttelter politischer Verhältnisse sowie des 'urban decay'. Prag wird gespalten präsentiert - als magisch-mystischer Schauplatz und Keimstätte geheimer Organisationen. Einerseits ist da die junge, aufgeklärte Generation und andererseits die herrschenden alten Eliten, die ihre Macht nicht abgeben wollen.

Aldo Lados erste Regiearbeit ist schon erstaunlich ausgereift. Kamera und Lichtakzente kreieren die gewollte Menge an suspense. Besonders bis zum alles entscheidenden ekstatischen Okkult-Finale wird diese bis zur Spitze getrieben. Dabei reduziert Lado den giallo auf seine idealen Wesensmerkmale, ohne reißerisch fetischisierte Morde, vielmehr mit einer immer schleichenderen Paralyse. Eben so, wie es dem Protagonisten ergeht - der Zuschauer weiß nie mehr als er in seiner Reise ins Unterbewusstsein.

Fazit:

Ein faszinierender Psycho-Thriller - ungewöhnlich, in seinen Bann ziehend und voll politischer Metaphern. Malastrana beweist, ähnlich dem Il profumo della signora in nero (1974), wie dynamisch das Genre ist - und wie schmal der Grat zum Horror. Ausnahmewerk. 

 

Heimkino-Veröffentlichungen:

DVD: Koch Media (2006), deutscher und englischer Ton, dt. Untertitel

Blu-ray: Camera obscura (2015), deutscher und italienischer Ton, dt. und engl. Untertitel, umfangreiches Bonusmaterial

 

9/10
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Kommentare

07.12.2018 23:37 Uhr - Nubret
2x
User-Level von Nubret 9
Erfahrungspunkte von Nubret 1.126
Eine äußerst wortgewandte Besprechung,die trotz ihrer Kürze keinesfalls die Würze vermissen lässt. Gerne mehr davon!

Und der Film zählt ohnehin zu den Top-Gialli.

08.12.2018 00:17 Uhr - NoCutsPlease
3x
DB-Helfer
User-Level von NoCutsPlease 23
Erfahrungspunkte von NoCutsPlease 12.137
Oh ja, dieses Review ist mal wieder ein hervorragendes Beispiel dafür, dass es hier eben NICHT bloß auf die Länge eines Textes ankommt.
Mit Sprachgewandtheit und Prägnanz lässt sich so mancher Film ohne viele Worte schmackhaft machen.

08.12.2018 14:50 Uhr - sonyericssohn
1x
Moderator
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...vor allem wenn Sätze auch Sinn machen !!!

09.12.2018 21:39 Uhr - kokoloko
2x
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Erfahrungspunkte von kokoloko 1.486
Ich kann nur zustimmen, gelungen hungrig machende Review eines Films, der auf der Wunschliste glatt noch ein paar Plätze nach oben gerückt ist, und deren Autor scheinbar Zeit hatte, sich kurz zu fassen. ;)

10.12.2018 11:40 Uhr - le Samouraï
User-Level von le Samouraï 3
Erfahrungspunkte von le Samouraï 104
09.12.2018 21:39 Uhr schrieb kokoloko
Ich kann nur zustimmen, gelungen hungrig machende Review eines Films, der auf der Wunschliste glatt noch ein paar Plätze nach oben gerückt ist, und deren Autor scheinbar Zeit hatte, sich kurz zu fassen. ;)


In der Kürze liegt die Würze. ;)

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