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Requiem for a Dream

Herstellungsland:USA (2000)
Standard-Freigabe:FSK 16
Genre:Drama
Alternativtitel:Delusion Over Addiction
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,80 (66 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Hausfrau Sara ist ein TV- und Naschwerk-Junkie. Als sie (fälschlicherweise) annimmt, in einer beliebten Quizshow auftreten zu dürfen, kommen auch noch radikale Appetitzügler hinzu. Sohn Harry ist viel zu sehr damit beschäftigt, den eigenen Kokain- und Heroinkonsum zu koordinieren, als dass ihm Muttis dramatische Veränderung sonderlich auffiele. Als er und sein dealender Kumpel Tyrone ein dickes Ding aushecken, bleibt nicht nur die Beziehung zur (ebenfalls drogensüchtigen) Freundin auf der Streck (Constantin)

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von dotd:

Darren Aronofski ist ein Regisseur der für seine unkonventionellen Filme bekannt ist. Mit seinem Debüt „Pi“ von 1998 hatte er bewiesen, dass er weiß, wie ein spannender Film auszusehen hat. Nach „Requiem for a Dream“ aus dem Jahr 2000 hat er erneut unter Beweis gestellt, dass er nicht davor zurückschreckt, sich gegen die massentauglichen Konventionen zu stellen indem er die Auswirkungen von Abhängigkeit und Sucht ungeschönt darstellt. Mit Arbeiten wie „The Wrestler (2008)“, „Black Swan (2010)“ und „Mother (2017)“ hat er seine unvorhersehbare und unkonventionelle Arbeit fortgeführt. Heute geht es um seine zweite Regiearbeit „Requiem for a Dream“.

Die Story dieses erdrückenden Werkes dreht sich nicht nur um Drogensucht, sondern auch um instabile Beziehungen wo keiner der Beteiligten dazu fähig ist, seinen Mitmenschen das Gefühl Liebe zu geben. Dieses verleiht dem Umgang mit der Thematik der Isolation mehr Tiefe und unterstreicht was Drogen, egal ob legale oder illegale für einen negativen Einfluss auf die eigene Person und das eigene Umfeld haben können, wenn man nicht weiß, wo man den Schlussstrich ziehen sollte. Bereits am Anfang des Ablaufes macht der Regisseur deutlich, dass die Situation für alle Beteiligten alles andere als rosig aussieht und in einer zerschmetternden Totenmesse enden wird. Die dramatische Spannung als auch die emotionale Bandbreite ist wunderbar in die Materie eingearbeitet und kann von Anfang bis zum Ende gehalten werden.

Der Cast ist sehr gut ausgewählt und schafft es die dramatischen Ereignisse authentisch wiederzugeben. Dabei sind Schauspieler wie Ellen Burstyn, welche unter anderem in William Friedkins Klassiker „The Exorcist (1973)“ mitgespielt hat. Sie spielt ihren Part als Sara Goldfarb mit Bravour und schafft es ihren Charakter Leben einzuhauchen. Dann hätten wir da noch Jared Leto in der Rolle ihres Sohnes Henry Goldfarb. Die meisten werden ihn aus Werken wie „Fight Club (1999)“, „American Psycho (2000)“ und „Blade Runner 2049 (2017)“ kennen. Auch er schafft es seine Rolle glaubhaft darzustellen. Nicht unerwähnt sollten Jennifer Conelly, die den Charakter von Marion Silver und Marlon Wayans, der die Figur von Tyrone C. Love verkörpert. Die innere Leere wird in jedem Augenblick sichtbar und zeigt auf abschreckende Art und Weise zu welchen Extremen diese ausgeweitet werden kann. Die Leistung der Schauspieler ist durch die Bank überzeugend. Ebenfalls eine Erwähnung wert ist die Tatsache, dass am Set während der Dreharbeiten echte Junkies dabei waren.

Das Grundgerüst dieses pessimistischen Filmes ist vielseitig und funktioniert auf narrativer als auch auf performativer Ebene. Wie schon oben erwähnt, sieht man das Geschehen aus den Blickwinkeln der 4 Hauptprotagonisten. Alle 4 Charaktere konsumieren täglich Drogen und fallen immer tiefer in die von sich selbst kreierte Abwärtsspirale. Dadurch dass die Story so abwechslungsreich und dementsprechend so aufgeteilt ist dass man genügend Zeit mit jedem Einzelnen verbringt, bekommt man eine sehr gute Perspektive in deren Innenleben als auch in deren persönlichen Gefühlswelt. Die Narrative Ebene ist wichtig um dem Publikum die Geschichte der Leidenden näher zu bringen während die performative Komponente in Form von negativ konnotierten körperlichen Auswirkungen als auch durch alptraumhafte Visionen eindrucksvoll demonstrieren, wie abgefucked das Leben sein kann, wenn man seinen täglichen Konsum auf die Spitze treibt. Gut finde, ich dass Darren Aronofsky sich nicht zurückhält, wenn es explizite Details angeht und dem Zuschauer einen hässlichen Blick auf die knallharte Realität ermöglicht. Neben dem unzensierten Director’s Cut gibt es eine entschärfte R-rated Fassung die den Schnittauflagen der MPAA entspricht.

Die Schauplätze für ein negativ konnotiertes Drama sind perfekt und unterstreichen die nihilistische Atmosphäre, die von der ersten bis zur letzten Minute eingefangen wird. Die Tatsache, dass sich die Szenarien in denen intensiv Drogen konsumiert auf die eigenen vier Wände welche des Öfteren in kühlen abgedunkelten Räumen oder im Auto beschränken unterstreicht den realistisch konnotierten Grundton. Der tägliche Konsum in Kombination mit den visuellen Auswirkungen unterstreicht den Fatalismus der sich routiniert durch die Handlung zieht. Man kann die Szenen wo die Personen sich nach dem Konsum besser fühlen als eine träumerisch konnotierte Metapher deuten, in denen sich die Charaktere vor ihren Traumata verstecken wollen.

Die kalten als auch trostlos wirkenden isolierten räumlichen Gestaltungen sind der perfekte Rahmen, um alle wichtigen Faktoren die nötig sind um ein rundes Gesamtbild zu erzeugen sind wunderbar ausbalanciert. Die fantastische Kameraarbeit von Matthew Libatique ist grandios und überzeugt durch einfallsreiche Winkel, einer faszinierenden Beleuchtung und einer variablen Nutzung von umfangreichen Farbpaletten die für einen optischen Hochgenuss sorgen. Speziell der Gebrauch von Splitscreens um die Isolierung der einzelnen Individuen zu beschreiben fügt sich nahtlos in das Geschehen ein und zeigt, dass der Film wie bereits oben erwähnt mehr als Suchtprobleme behandelt.

Eine Sache die jeder Film braucht um Atmosphäre erzeugen zu können ist eine fesselnde musikalische Untermalung. Kein anderer als Clint Mansell ist für die brillante Vertonung verantwortlich. Sowohl bei „Pi (1998)“ Arononofskis Regiedebüt als auch bei „Black Swan (2010)“ hat dieser sich um die Komposition gekümmert. Das Ergebnis ist wie absolut gelungen und weiß in jeder Hinsicht zu gefallen. Vor allen Dingen das bekannte Theme von Kronos Quartet passt wie angegossen zur hoffnungslosen Atmosphäre, die durch die grandiose Musik Optimal zur Geltung kommt. Dadurch dass die Handlung in 3 Perioden strukturiert ist, wird dieser Eindruck spürbar. Der erste Abschnitt spielt im Sommer, welcher einem vermittelt, dass sich die Situation für die Agierenden verbessern könnte. Der zweite spielt im Herbst wo die Anzeichen, dass es eine Chance auf Erlösung gibt, drastisch dezimiert werden. Ab dem dritten und finalen Kapitel wird jegliche Hoffnung auf ein positiv konnotiertes Ende komplett zerrissen. Was die audiovisuelle Wirkung des Scores dieses depressiven auf Celluloid gebannten Meisterwerks verdichtet.

Fazit: Darren Aronofskys „Requiem for a Dream“ ist eine konsequent durchgezogene Abwärtsspirale, die ohne Rücksicht auf Verluste den täglichen Ablauf eines von Sucht beeinflussten Menschen bloßstellt. Die Bildsprache, die musikalische Untermalung und die Struktur sind behutsam eingesetzt und stellen sicher, dass die Message dieses düsteren Werkes trotz der expliziten Einzelheiten nicht außer Acht gelassen wird. Vom ersten bis zum letzten Moment wird die Spannungskurve auf einem hohen Niveau gehalten und kann bis zum bitteren Schluss gehalten werden. Das einige Abläufe sich wiederholen ist bei einer Suchtthematik logisch, da dieser Aspekt im Leben eines Junkies zum Alltag gehört und dementsprechend auch authentisch zur sein sollte. Die Schauspieler liefern allesamt eine verdammt gute Leistung ab und schaffen es mühelos diese ernste Erzählung mit der notwendigen Intensität wiederzugeben. Alle wichtigen Faktoren sind berücksichtigt worden und verschmelzen zu einer Einheit. Von mir aus gibt es klare 10/10 Nadeln.

*Der Begriff Performativ ist den Büchern von Prof. Dr. Marcus Stiglegger entnommen.

10/10
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Kommentare

29.12.2018 19:23 Uhr - rosso_sangue
3x
Mansell's soundtrack bzw das Theme ist wirklich bahnbrechend. Seinen Sound zu Aronofskis "The Fountain " oder auch zum horror Film : der Eisige Tod mit Emily Blunt sind ein Fest. Ja dieser hier ist schwerer tobak, und Ellen Burstyn Ist perfekt in ihrer Rolle als Mutter aber das erste was bei mir damals bei erstsichtung hängen geblieben ist war die Arsch an Arsch Szene mit Jennifer conelly 😂 10/10 kann ich so ohne weiteres unterschreiben

29.12.2018 22:18 Uhr - deNiro
3x
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Informatives Review, und das zu einem Werk, das sicher nicht leicht zu "konsumieren" ist. Schwer zu rezensieren, aber toll umgesetzt!

29.12.2018 22:57 Uhr - DOTD
1x
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@rosso_sangue
Danke für das Feedback. Alles andere als harter Tobak ist untertrieben. Die Szene die mir nach der ersten Sichtung im Kopf geblieben ist, war der Kühlschrank. Weiß bis heute nicht warum es gerade diese Szene gewesen ist...

@deNiro
Danke für das Lob. Ein Film der einem nach der Sichtung definitiv noch im Gedächtnis herumschwirren wird. Einer der Werke die schwer zu beschreiben sind, da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Mit dem richtigen Ansatz findet man immer eine Möglichkeit, solange man seiner eigenen textlichen Struktur folgt die man für sich selbst entwickelt hat.

30.12.2018 05:56 Uhr - McGuinness
1x
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Hammer - Rezension... Ehrlich, aufschlussreich, sehr detailliert. Einfach nur klasse !!!

Man spürt deine Begeisterung für diesen Film mit jeder Zeile und die Höchstwertung kann auch ich hier ohne weiteres unterschreiben.

Mir sind besonders zwei Szenen im Gedächtnis geblieben, die für mich das ganze elende Ausmaß der zerstörerischen Kraft des Drogenkonsums zum Ausdruck bringen : Einmal, wo sich Marion dem
Oralverkehr an " Big Tim " hingibt, nur um an die Drogen zu kommen, zum anderen die Szene, in der sich Harry einen weiteren Schuss in seinen bereits übel infizierten Arm setzt, den er ja dann letzten Endes auch verliert... Einfach nur furchtbar !!!

Ganz starker Film, mit einer eindringlichen Botschaft, die niemanden kalt lässt !

30.12.2018 08:11 Uhr - DOTD
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@McGuinness
Besten Dank für dein positives Feedback. Der Film ist voller Szenen, wo die Hauptcharaktere aus Verzweiflung alles machen um ihre Sucht befrieden zu können. Die von dir genannten Beispiele sind einige der erschreckendsten die man im Film sieht. Die Orgie an der Marion teilnimmt kann definitiv zugeordnet werden.

30.12.2018 11:41 Uhr - NoCutsPlease
1x
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Schön, dass du wieder in alter Stärke zurückgekehrt bist, DOTD!
Dafür hast du dir einen entsprechend starken Streifen herausgesucht. Dieses Werk kann einem in seiner niederschmetternden Wucht so richtig den Tag verderben, was natürlich absolut für seine Qualität spricht.

01.01.2019 14:08 Uhr - DOTD
1x
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@NoCutsPlease
Danke für das Lob! Immer gut zu wissen, dass die Kritiken die man verfasst auf Anklang stoßen. Den Film vorzustellen war ein Wunschprojekt, welches ich schon längere Zeit in Angriff nehmen wollte. Bin froh, dass dieses endlich umgesetzt wurde.

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