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In Hollywood werden Jahr für Jahr zig Filme unterschiedlicher Qualität produziert, sodass ein Filmfan durchaus auf seine Kosten kommen kann. Aber auch aus anderen Ländern, allen voran unserem schönen Vaterland, stammt die ein oder andere Filmperle sowie andere unterhaltsame Werke, wenn auch (zumindest für mich) eher aus den Genren Komödie, Drama oder Krimi / Thriller denn Action und Horror.
Einer dieser sehr gelungenen, aber durchaus umstrittenen Filme, ist
Kokowääh, die nicht ganz adäquate Aussprache von „Coq Au Vin“ (französisches Gericht: Hühnchen in Weinsauce - Rezept bei Chefkoch.de: https://www.chefkoch.de/rezepte/1574031264947519/Coq-au-vin.html), des einzigen Gerichts, dass der Protagonis des Films Henry (Til Schweiger) kochen kann, bildet den ungewöhnlichen, aber passenden Namen dieses teils amüsante Dramas (gilt offiziell als Komödie) aus dem Jahr 2011, welches neben dem Deutschen Comedypreis für die erfolgreichste deutsche Filmkomödie 2011 (!) u. a. auch von der (bei mir sehr beliebten ;-D) Deutschen Film- und Medienbewertung FBW aus Wiesbaden das Prädikat wertvoll verliehen bekommen hat. - ähnlich, wie andere Hochkaräter a la „Rambo 3“ (1988)! (Das kann ich gar nicht oft genug erwähnen :D)
Aber ja, ich weiß, Til Schweiger (auch verächtlich Schwill Tiger genannt) ist bei uns Deutschen mitunter nicht sonderlich beliebt - das sieht auch daran, dass dies einer der Filme ist, welcher beim deutschen OFDB eine schlechtere Wertung hat, als bei internationalen IMDB - mit seinem Bubigesicht und der immer gleichen Art, aber ich persönlich mag ihn als Schauspieler wirklich gerne und auch seine Regiearbeiten überzeugen mich! Mal schauen, wie dieses geplante Remake abschneiden wird...
„Magst du Schokopops?“
„Ja!“
„Habe ich aber leider nicht da...“
Was mich an „Kokowääh“ immer begeistert, ist dieses Film im Film Szenario, dass Henry (Til Schweiger), Anfang 40 - Frauenheld - bekommt plötzlich seine achtjährige Tochter vorgesetzt, mit seiner Exfreundin Katharina (Jasmin Gerat), die er immer noch liebt, im Begriff ist wieder zusammen zu kommen, während die beiden ein Drehbuch schreiben, wobei Henri über den laufenden Film (also „Kokowääh“) bzw dessen Drehbuch mit unklarem Verlauf und Ende ebenfalls berichtet und zusätzlich noch spaßig-bissige Kommentare a la (sinngemäß) „Drama? Kannst Du vergessen; das läuft nicht.“ einfließen; der ein oder andere Verweis auf weitere deutsche Filme sowie Personen - z. B. „Vorstadtkrokodile“ (2009), ebenfalls ein wirklich guter Film (!), / Bully Herbig - lässt mein Filmnerdherz dann auch höher schlagen - ich mag solche Verbindungen einfach :) nebenbei wurden die Außenszenen in New York nicht separat gedreht sondern aus dem Film „One Way“ (2006), ebenfalls mit Til Schweiger in der Hauptrolle, verwendet.
Die Darsteller, neben den bereits genannten (Til Schweiger und Jasmin Gerat) überzeugt allen voran die kleine süße Maus Emma Schweiger (Sie heißt mit Zweitnamen übrigens wirklich Tiger... :D), als Filmtochter Magdalena, sowie Samuel Finzi als nun doch nicht leiblicher Vater Tristan. Schauspielerisch kann man hier definitiv nicht meckern, alle machen Ihre Sache wirklich überzeugend und gut, egal ob flapsiger Spruch, lustige Anekdoten oder tragische Selbstzweifel.
„Leg die scheiß Pilze in den Wagen!“
Die zentrale Frage hierbei - gemäß fiktivem Drehbuch - „Was ist ein Vater“ - einhergehend mit dem Zerwürfnis der beiden bisherigen Ehegatten (Tristan und Charlotte (Meret Becker)) ist sehr rührend inszeniert. Wenn Vater und Tochter sich langsam aber sicher annähern, die Konflikte - zwischen neuem und altem Vater bzw zwischen Henri und seiner Exfreundin - aufflammen und sich die gesamte Geschichte und Handlungszweige des Films langsam aber sicher entfalten, ist dies wirklich ausgezeichnet und überzeugend inszeniert, haben Tiefgang und verlieren auch beim wiederholten Anschauen nicht Ihre Wirkung / Ihren Reiz. Für mich sind besonders diese Konflikte die wesentlichen Merkmale der Zuordnung zum Drama, statt zur (reinen) Komödie - gipfelt in die Märchengeschichte und dem Liebestrank. Hingegen ist das ans Wayne Manor erinnernde Schloss Neuhardenberg als Wohnsitz von Katharina dann vielleicht doch etwas sehr übertrieben, aber sei es drum - warum sollte man sich nicht sein eigene Schloss mitsamt Bediensteter gönnen :D Viel mehr stört mich diese hässliche Kurzhaarfrise. Nunja, das ist Geschmackssache... Aber nicht dass man mich hier nun falsch versteht - selbstverständlich hat der Film auch seine lustige Seiten und Szenen, nicht nur, wenn in der Küche der Gasherd außer Betrieb gesetzt oder die Eiervorräte vernichtet werden - dann kann einem zumindest kein weiß gekleideter Österreicher mehr um Eier bitten... - das Töchterchen seinen Willen vom Frühstück bis zum Schlafanzug durchsetzt oder Henri rausläuft und die Freundin Charlottes so rasant wegfährt, wie man komischer kaum hätte drehen können.
Ja, der Charme, für manche auch Fluch, deutscher Filme ist ein zweischneidiges Schwert! Die Einen hassen es, die Anderen mögen es, aber das muss nun wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls ist es hier nicht peinlich, kitschig, schlecht, wie man es aus (leider) viel zu vielen anderen Werken gewohnt ist. Natürlich ist auch etwas Kitsch vorhanden, aber alles im Rahmen und nicht störend - es passt halt zusammen. Der Film hält sowohl seine Klasse, als auch den Unterhaltsfaktor über die gesamte Laufzeit - immerhin über 2 Stunden! - und wurde meines Erachtens nach vollkommen zurecht von über 4 Millionen Deutschen im Kino angeschaut; schön, wenn auch solche Filme Erfolge feiern (können).
„... wenn wir das haben, können wir von mir aus den ganzen Tag im Bett bleiben und rumvögeln.“
Fazit:
Sofern man Til Schweiger nicht hasst, kann man hier durchaus einen Blick riskieren und sich unterhalten und begeistern lassen!
Von mir gibts:
8,5 von 10 Punkten
9/10