Review zu anderen, französischen Filmen:
High Tension - Martyrs - Die Horde - Colombiana - Der Graf von Monte Christo - Willkommen bei den Sch'tis
Wir alle kennen (und oftmals lieben!) unsere Actionhelden vergangener Dekaden sowie deren Filme, egal ob nun Sylvester Stallone als „Rambo“ (1982 bis 2008) bzw „Rocky“ (1976 bis 2006, Auskopplung seit 2015), Arnold Schwarzenegger als „Terminator“ (1984 bis 2015) u.v.m. Aber auch in diesem Jahrtausend gibt es abseits seichter Comicverfilmungen von Marvel Gott sei Dank alte und neue (Action-) Stars, die Filme wie auch Filmreihen mit immer gleicher / bewährter Art in die Herzen des geneigten Publikums bringen. Neben Gerald Butter, z. B. in „300“ (2006) oder in „Gesetz der Rache“ (2009), beides sehr gute Filme (!), ist einer der Actionstars, wenn nicht sogar mit der erfolgreichste, der mittlerweile Ende 60 jährige (Jahrgang 1952) Liam Neeson... und alles begann mit dem französischen Actionthriller
im Jahr 2009!
Aufgrund des ansehnlichen Gewinns von rund 202 Millionen Dollar - rund 227 Millionen Dollar Einspielergebnis bei einem Budget von 25 Millionen Dollar, also wurde das Budget verneunfacht! - gibt es mittlerweile zum einen zwei Fortsetzungen (2012 und 2014), zum anderen eine Serie (2017), welche die Vorgeschichte des Hauptdarsteller Bryan Mills beleuchtet; in allen Fällen spielt ein Ire die Hauptrolle - bei den Filmen Liam Neeson, bei der Serie: Clive Ständen.
Da ich persönlich sowohl Schauspielerwechsel innerhalb einer Filmreihe, wie auch Serien als solches, (eher) nicht mag, kenne ich lediglich die Filmtrilogie und bewerte diese eindeutig absteigend: Teil 1: sehr gut, Teil 2: gut, Teil 3: Schrott.
'Wisst ihr, warum Moslems stinken? Damit auch Blinde sie hassen können - Scheißkanacken!'
Gut, ganz so dolle, wie dieser fiese Witz, geht der Film (handlungstechnisch / beim Vokabular) dann doch nicht ins Gericht, aber wer lieber politisch korrekte Werke anschauen möchte, sollte hierum, also um einen Film, in dem kriminelle Migranten (hier Albaner) ungehemmt trotz polizeiliche Bekanntheit, Verbrechen in Europa begehen (erinnert schon etwas an die kriminellen Ausländerclans in Deutschland...), besser einen Bogen machen!
Es passt halt zur Machart und Handschrift des Regisseurs Pierre Morel, der neben „96 Hours“ (2009) auch „Ghettogangz“ (2004 - guter Film!) und „From Paris with Love“ (2010 - sehr guter Film!) drehte, die ebenfalls mitunter Korruption in der Politik sowie der Polizei als auch Ausländerkriminalität beinhalteten.
Auch wenn der Bodycount 'nur' bei 35 liegt, was einem bei den ganzen Schlägereien, Hebelattacken, Verfolgungsjagden, Schießereien usw deutlich mehr vorkommt, darf sich „96 Hours“ durchaus als Actionkracher bezeichnen. Dabei sind alle Actionszenen ausgezeichnet choreographiert, da hat Mick Gould, seines Zeichens ehemaliger SAS Agent, den Hauptdarsteller wirklich gut vorbereitet (!), und es wird dauerhaft ein hohes Niveau gehalten. Die FSK 16 Freigabe finde ich im Gesamtkontext aber absolut angemessen, da die Tötungsszenen und Co zwar sichtbar, aber nicht so brutal oder gar blutig sind, dass man dies nicht verstehen könnte.
„Bryan, versuch keine Sauerei zu machen.“
Der Thrilleranteil ist ebenfalls enorm groß, man sollte also, sofern man den Film noch nicht gesehen hat, bitte kein Actiondauerfeuerwerk erwarten, sondern ein sauber aufgebauter und strukturierter Film mit Charakteren, Handlung, Nebenschauplätzen. Spannung und Adrenalin werden bei diesem kaum vorhersehbaren Werk, wenn man nicht einfach pauschal von „alles wird am Ende gut“ ausgeht, effektiv gehalten und man fragt sich wirklich, wie die unmögliche Suche ausgehen wird.
Klar ist das nacheheliche Verhältnis zwischen den beiden Elternteilen Bryan (Liam Neeson) und Exfrau Lenour (Famke Janssen) bzw dem neuen Ehemann Stuard (Xander Berkeley) eher etwas flach oder eindimensional, aber sind wir doch mal ehrlich: der Film schafft es in kurzer Zeit, dass Sympathien zu den Darstellern aufgebaut werden, man möchte einfach, dass Bryan sein hübsches Töchterchen Kim (Magie Grace) rettet und fiebert mit, wenn Marco gesucht wird - was will man mehr? Die (Haupt-) Darsteller sind natürlich auch keine Neulinge im Filmgeschäft. Alleine Liam Neeson hat fast 40 Werke im vergangenen Jahrtausend, u.a. „Schindlers Liste“ (1993) oder der bei mir sehr beliebte (ernst gemeint) „Star Wars - Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ (1999), abgeliefert.
Als kleinen Funfact oder gegebenenfalls als Anspielung auf längst vergangene Tage kann man die Karte Europas ansehen, auf der die Reiseroute von Kim eingezeichnet ist. Da hier noch die nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Länder Tschechoslowakei (1918 bis 1992) wie auch Jugoslawien (1918 bis 2003) zu sehen sind, muss auch diese Karte aus den 80er oder 90er Jahren (oder früher) stammen - unterstellen wir jetzt mal Absicht!
Ich weiß, gerade bei Actionfilmen wird über die schauspielerische Leistung oftmals gemeckert und über Eindimensionalität rumgemosert, aber hier ist, für mich, alles absolut ok. Der Film ist dabei über die gesamte Laufzeit von rund anderthalb Stunden sehr konsequent.
Wobei der / das ein oder andere Kommentar bzw Gespräch fast schon Kultstatus genießt:
„Wenn Sie meine Tochter jetzt gehen lassen, ist die Sache erledigt.
Ich werde nicht nach Ihnen suchen, ich werde nicht Jagd auf Sie machen.
Aber wenn nicht, werde ich nach Ihnen suchen, ich werde Sie finden und ich werde Sie töten.“
„Viel Glück.“
„96 Hours“ hat es einfach geschafft zu den Filmen gezählt zu werden, die oftmals als Filmempfehlung genannt (von (Action-) Filmfans) und angezeigt (Streamindienste bzw über 500.000 Wertungen bei der IMDB) werden. Erfolgs und qualitätsbedingt hat „96 Hours“ auch einen Einfluss auf die heutige Filmwelt und bezieht sich seines Zeichens „wie es sich gehört“ natürlich auch auf andere Filme. Neben oben bereits aufgezählten Fortsetzungen gibt es etwa die indisches Neuverfilmung „Chingari“ (2012) - gut das ist jetzt nicht DIE Referenz, ich erwähne es aber gerne ;-D - und es ist de facto der Auftakt Liam Neesons zweiter Karriere; weiterhin gibt es Verbindungen u.a. in Filmen, wie „Colombiana“ (2011) oder „Deadpool“ (2016) und diversen Serien (einzelne Episoden). In „96 Hours“ selbst gibt es aber auch verschiedene Referenzen, Anspielungen oder Zitate - ich, als Filmnerd, liebe ja sowas :-) So darf man sicherlich davon ausgehen, dass wenn Patrice Saint-Clair (Gerard Watkins) tot im Aufzug zur Feier hochfährt und wir uns denken: „Aha, 'Stirb Langsam'!“, dass dies genauso eine absichtliche Anspielung ist, wie die bekannte Aussage „Es war nicht persönlich, es war nur geschäftlich.“ („Der Pate“ (1971)).
„Ich sitze an einem Schreibtisch und bekomme Anweisungen von jmd mit einem noch größerem Schreibtisch.“
Fazit
Sehr guter Auftakt für eine späte, quasi zweite Karriere Liam Neesons, dessen Filme (etwa auch „Unknown Identity“ (2011) oder „Non-Stop“ (2014)) mich fast ausschließlich überzeugen.
Von mir gibts
10 von 10 Punkten
10/10