Auch wenn mein Review das 25. (!) Review zu „Evil Dead“ (2013) hier auf Schnittberichte.com ist, lasse ich es mir nicht nehmen nach meinem „Starship Troopers“-Review sowie meinem „Sin City“-Review auch noch ein Review zu meinem dritten Lieblingsfilm zu schreiben!
Viel Spaß beim Lesen; ich hoffe, es gefällt Euch und bringt die ein oder andere Neuigkeit zutage, auch wenn das Review etwas lang geraten ist.
„Tanz der Teufel“ - eine schändliche Geschichte über den deutschen Zensurwahn
Sam Raimi hat mit Sicherheit nicht im Traum daran gedacht, dass sein günstig produzierter Trash-Splatterfilm „Tanz der Teufel“ von 1981 zu einem weltweiten Hit werden würde, welcher mittlerweile absoluten Kultstatus erreicht hat, auch wenn natürlich längst nicht jeder den Film mag. Das geneigte Publikum liebt(e), ganz im Gegensatz zu den Zensurbehörden, fürchtete und mystifizierte den Film. Wer erinnert sich noch früher „aufm Schulhof“ an Mythen, wie 'Der härteste Film, den es gibt.' oder 'Verboten und ultrabrutal (...)!'.
Vor allem in Deutschland waren die für die damalige Zeit blutigen und brutalen Effekte und Szenen (etwa: Stift in den Knöchel stechen bzw von Ästen vergewaltigt zu werden, usw) ein Dorn im Auge der Zensoren, die sich gerne als Jugendschützer präsentieren. Es folgten jahrzehntelang (April 1984 bis August 2016) Zensuren in Form von Indizierungen sowie Beschlagnahmen (nach §131 StGB (Gewaltverherrlichung)) und sogar eigens hierfür durchgeführte Gesetzesänderungen (§131 StGB: Die Eränzug „menschenähnlich“), bis das Werk endlich (aber vollkommen überraschend) entschlagnahmt (August 2016), deindiziert (Oktober 2016) und seine passende FSK 16 Freigabe (Januar 2017) erhielt (siehe Liste Ex-Indexfilme mit 16er-Freigabe) - jetzt mal ernsthaft, schaut euch mal den Schnittbericht zur früheren FSK 16 Fassung an! Aus heutiger Sicht ist „Tanz der Teufel“ (für mich) kein harter Film, aber früher... Wer das Ganze genauer nachlesen möchte, dem seien neben die dazugehörigen News- sowie Tickermeldungen unsere absolut geniale Retrospektive und die erste Ausgabe des „Zombie“ Magazins von Markus Haage ans Herz gelegt.
Die „Tanz der Teufel“ Filmreihe
Im Laufe der Jahre / Jahrzehnte folgten „Tanz der Teufel“ (OT: „Evil Dead“) zwei Fortsetzungen, Teil 2: „Tanz der Teufel 2 – Es wird weiter getanzt“ (1987 - meiner Meinung nach mehr Neuverfilmung statt Fortsetzung; seit Juni 2016 ebenfalls ab FSK 16) und Teil 3: „Die Armee der Finsternis“ (1992, FSK 16), welche jedoch den Fokus mehr auf den Komödienanteil legten, anstatt Splatterexzesse abzuliefern, diverse Kurzfilm sowie Dokus, die Serie „Ash vs Evil Dead“ (2015 bis 2018, FSK: KJ), jeweils mit Bruce Campbell in der Hauptrolle als Ash Williams - und zuvor die wirklich brutal-blutige Neuverfilmung
(2013, SPIO/JK geprüft: keine schwere Jugendgefährdung - seit November 2013 auf Liste A indiziert).
„Evil Dead“ Review
Fede Alvarez „Evil Dead“ habe ich 2013 im Kino angeschaut und war sofort hin und weg!
Alleine schon die konsequente Anfangsszene, die die Messlatte in Sachen Brutalität und Atmosphäre schon ordentlich hochschraubte, begeisterte mich auf Anhieb. Der Zuschauer wird direkt ins Geschehen reingezogen, bevor man ihm kurz etwas Luft zum Atmen lässt und die Geschwister Mia (Jane Levi) und David Allen (Shiloh Thomas Fernandez) sowie Ihre Freunde Natalie (Davids Freundin (Elizabeth Backmore)), Olivia (Jessica Lucas) und Eric (Lou Taylor Pucci) vorstellt, die in einer abgelegenen Hütte mitten in einem riesigen Wald Mias kalten Drogenentzug durchziehen wollen. Man sieht also, handlungstechnisch wird „Tanz der Teufel“ eher weniger herangezogen - das Necronomicon als Ursprung des Bösen sowie kultige „Hilfsmittel“ (Kettensäge und Shotgun) usw kommen dafür weiterhin vor. Die Seiten und darin beschriebenen Ankündigungen des Buches des Bösen sind wie eine Art Kapitelübersicht, die sich langsam aber sicher erfüllt.
„Evil Dead“ bewahrt vieles für die Fangemeinde des Originals und begeht dabei nicht den Fehler eine eins zu ein Kopie zu sein; was auch besser ist, denn wer könnte (für die eingeschworene Fangemeinde) schon Bruce Campbell ersetzen??? (Ja, drei Fragezeichen, eins hätte hier nicht gereicht!)
„Kunda. Astratta. Montosse. Canda.“
Wo wir grad dabei sind, was wäre ein „Tanz der Teufel“ Film ohne Ash (Bruce Campbell)?
Richtig, kaum vorstellbar - und wie es sich für ein „anständiges“ Remake gehört, bekommt Bruce Campbell daher eine (Mini-) Szene - „Groovy“ - am Ende spendiert! Das gehört dann sicherlich genauso zum Fanservice, wie dass beim Film, ähnlich wie beim Original, überwiegend handgemachte Effekte statt CGI zum Einsatz kamen und andere diverse Details auffallen und gefallen dürften: Die Anfangsbuchstaben der Namen der Hauptdarsteller,
David
Eric
Mia
Olivia und
Natalie
ergeben das englische Wort für Dämon ('Demon'), der Darsteller Lou Pucci (spielt Eric) hatte als Anlehnung an die 80er Jahre lange Haare wie auch eine alte Brille (fast schon hippiemäßig...) und Mia trägt genauso ein Michigan State Shirt, wie seinerzeit in der Eröffnungsszene von „Tanz der Teufel“, weil Sam Raimi aus Michigan stammt bzw die Flagge Uruguays ist im Film zu sehen, da Fede Alvarez Uruguayer ist u.v.m.! Die Liebe zum Detail ist es, was für mich einen Film immer ein stückweit aufwertet und auch dies ist hier sehr gelungen. Die fünf neuen Hauptdarsteller machen Ihre Sache dabei auch sehr gut und überzeugend, sind sympathisch, sodass man auch hofft, dass zumindest der ein oder andere überleben wird - man weiß ja nie... - und fiebert entsprechend mit. Make-up, Spezialeffects, musikalische Untermalung, schrille / laute Toneffekte - die „Grundlagen“ einer überzeugenden Inszenierung sind ebenfalls alle bestens erfüllt und die bekannte Kameraführung beim Erscheinen des Bösen darf natürlich auch nicht fehlen!
„Ich habe laut ein paar Worte aus dem Buch gelesen und etwas Böses freigesetzt.“
„Evil Dead“ ist der erste Teil der Reihe mit einer Laufzeit über 90 Minuten (zumindest mit Abspann), KF: 91 Minuten, EC: 97 Minuten, und wenn die Einleitung erst einmal vorbei ist, beginnt ein Horrordauerfeuerwerk, dass sich gewaschen hat! Splatter, Gore, Schocker, Dämonen, usw, das Ganze garniert mit diversen Anspielungen auf andere Filme sowie seine Vorgängerteile - all das bietet diese Neuverfilmung (!) - garniert es mit Eigenständigkeit und überzeugt asl Horrorfilm.
Nehmen wir mal Olivias Todesszene im Badezimmer als konkretes Beispiel, wo das Badezimmer wie auch die Gesichtsverletzung eine gewisse Ähnlichkeiten zu denen in „Inside“ (2007) aufweisen, mit der Spiegelszene und dem wirklich nicht schön anzusehenden Spiegelbild, wie in „Mirrors“ (2008) und extrem brutal endend (Einstechen mit der Spritze / Zerschmettern des Kopfes) wodurch „Evil Dead“ zu einer eigenen Marke wird. Oder wenn sich Natalie den besessenen Arm abschneidet bzw Mias Arm durch das Auto abgetrennt wird, darf dies sicherlich ebenso als Anspielung an „Tanz der Teufel 2“ (1987) aufgefasst werden, die Wiederbelebung einer Drogensüchtigen durch eine Spritze mitten ins Herz an „Pulp Fiction“ (1994) oder das Ende, wenn Blut vom Himmel regnet, als Erfüllung Marcies Albtraum aus / in „Freitag der 13.“ (1980), was vor allem durch die Auswahl der Waffen - Machete oder Kettensäge - nochmals unterstrichen wird. Die Szene mit der Nagelmaschine (heißt das so?), in dem Personen kurzerhand Nägel in diverse Körperteile geschossen bekommen und den Nagel in Nahaufnahme rausziehen (!), wer denkt sich sowas bloß aus :D, oder die berüchtigte Szene, in der Mia Ihre Zunge mir einem Teppichmesser zerschneidet, für die Kürzungen in der R-Rated vorgenommen wurden (siehe Schnittbericht), ist nicht bloß extrem hart anzuschauen, sondern spiegelt auch den Kern des Films wieder: kompromisslose Brutalität auf hohem Niveau!
„Ihr werdet alle heute Nacht sterben!“
„Evil Dead“ kupfert dabei nicht nur ab, sondern garniert und interpretiert Dagewesenes auf seine eigene Art und Weise. Auch wenn eine Gruppe junger Menschen alleine in einer Waldhütte zugegebenermaßen nicht die fleischgewordene Innovation einer Filmhandlung wiederspiegelt, ist der Film so eigenständig mit wechselnden Merkmalen und Szenen, dass sich dieser vor oder hinter nichts und niemandem verstecken muss. Dabei liegt der übernatürliche Schatten, dem man nicht entkommen kann, immer schwer im Magen. Verbrühungen und Mia muss ins Krankenhaus? Ja, Pech, der Fluss ist überflutet und es gibt keine Brücke mehr. Der besessene Arm wird zum Ärgernis des Dämons abgeschnitten? Hilft nicht, der Ausschlag, der ebenfalls irgendwie etwas an „Cabin Fever“ (2002) erinnert, lässt sich nicht abschneiden! Die Hammerszene mit Opa (Rückblende) finde ich auch hart, wobei die ein oder andere Szene / Aussage auch zum Schmunzeln einlädt - sinngemäßes Zitat:
„Alles wird gut?! Sie hat sich den Arm abgeschnitten, wie soll das wieder gut werden?“
Finanziell gesehen, gehören Horrofilme in der Regel (leider) nicht zu den Werken, welche Milliarden einspielen, aber bei einem Budget von 17 Millionen Dollar spielte „Evil Dead“ immerhin rund 100 Millionen Dollar ein, was für einen beinahe NC-17 Film ja auch sehr gut ist, wie ich finde! Ich gehörte seinerzeit glücklicherweise zu denjenigen, die die Unratedfassung (diese enthält neben zusätzlichen Handlungsszenen, etwa der berühmten „Wir kriegen dich...“-Szene, auch einiges mehr an blutigen Bildern und alle Tötungsvarianten des Necronomicon! Siehe erneut den Schnittbericht) am 25. Januar 2015 im englischen Fernsehen auf Channel 4 aufgenommen haben, wobei diese Fassung mittlerweile ja auch offiziell als ungeprüfte Fassung erhältlich ist. Der Film wurde übrigens in der Ukraine wegen seiner extremen Gewalt verboten... da bekommt man gleich eine Gänsehaut und muss ans Original denken.
Fazit:
Wie eingangs bereits erwähnt, ist „Evil Dead“ einer meiner drei Lieblingsfilme. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Review vermitteln, warum dies so ist.
Für mich wirklich einer der härtesten Horrorfilme, die ich je gesehen habe, auch wenn die französischen Horrofilme a la „High Tension“ (2003), asiatische (Folter-) Filme, wie „Grotesque“ (2009), Rap'n'Revengefilme, etwa „I Spit on Your Grave“ (2010), oder anderem „kranken Scheiß“ (da darf jetzt jeder selber entscheiden, ob dies positiv oder negativ zu verstehen ist) z. B. „A Serbian Film“ (2009) u.g.v.m. natürlich ebenfalls sehr hart sind und waren.
Ich habe diesen Filme mittlerweile bestimmt schon 10x gesehen und bin immer wieder begeistert!
10 von 10 Punkten
10/10