Reviews zu Scream-Teilen
Scream - Scream 2 - Scream 3 - Scream 4 - Scream 5
Nachdem ich Reviews u.a. zu den Horrorfilmen „Evil Dead“ (2013) und „Freddy vs Jason“ (2004) geschrieben habe, wieder vollekanne im Horrorfilmfieber stecke und dabei bin diverse Horrorfilme (zum Leidwesen meiner Frau :-D) zu sichten, die ich schon länger nicht mehr angeschaut habe, war nun Wes Cravens Homage an Horrorfilme
aus dem Jahre 1996 an der Reihe.
Für mich hat dieser Film insofern eine besondere Bedeutung, da dies mein erster Horrorfilm, den ich etwa 2002 oder 2003 sah und mit der VHS Kassette zu „Hannibal“ (2001) zusätzlich im selben Jahr meine Filmsammelei begründete! Ich werde also immer etwas nostalgisch beim Sichten des Films, der meine Liebe zum Horrorfilm weckte. Zugegebenermaßen habe ich damals aber die komödiantische Seite des Films ebenso wenig verstanden, wie die diversen Anspielungen auf andere Filme.
Dieser teils blutige (rund 210 Liter Filmblut wurden genutzt), teils lustige Teeniehorrorfilm mit zig Bezügen und Verweisen auf andere Horrorfilme (später mehr dazu) gilt soweit mir bekannt zusammen mit „Dracula“ (1992) als der Film, welcher dem ermüdeten Horrorgenere in den 90er Jahren wieder frischen Schwung einbrachte und zu einer ganzen Welle weiterer (Teenie-) Horrorfilme führte, u.a.: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ (1997), „Düstere Legenden“ oder „The Faculty - Trau keinem Lehrer“ (beide 1998). Zusätzlich folgten noch drei Fortsetzungen - „Scream 2“ (1997), „Scream 3“ (2000) „Scre4m“ (2011 - Wes Cravens letzter Film - † 30.08.2015) sowie die Serie „Scream: Die Serie“ (seit 2015) - gut, bei gut 160 Millionen Dollar Gewinn (Budget: 14 Millionen Dollar, Einspielergebnis: über 173 Millionen Dollar) auch kein Wunder - sowie Parodien a la „Scary Movie“ (2000 - übrigens dem ursprünglich angedachten Titel von „Scream“). Rein vom Einfluss aufs Genre zählt „Scream“ daher zu den wichtigsten Filmen der 90er!
„Was ist dein Lieblings-Horrorfilm?“
Grundsätzlich geht es bei „Scream“ um den maskierten Mörder Ghostface - für dessen Maske Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ Pate stand, nachdem die ursprünglichen Kostüme zu sehr an den Ku Klux Klan erinnerten - , der Jugendliche mit einem Messer abschlachtet und Jagt auf die ewige Hauptdarstellerin Sidney Prescott (Neve Campbell, also zufälligerweise derselbe Nachname, wie Bruce Campbell, der Ash Darsteller aus der „Tanz der Teufel“ (1981) Reihe), die es immer und immer wieder schafft ihm zu entkommen, bevor es im finalen Aufeinandertreffen bei einer Hausparty zum blutigen Showdown kommt. Stilistisch ist „Scream“ (für mich) ein Paradebeispiel, wie ein Horrorfilm sein muss, denn hier stimmt einfach alles, egal ob nun das Zusammenspiel von Musik bzw orchesterartiger Hintergrundmelodie mit den Filmszenen, Soundeffekten bei Schockzenen oder Szenen bei denen man vorgetäuscht bekam, dass es hätten Schockszenne sein können, was diese dann doch nicht wurden oder auch visuell die Umsetzung, etwa wenn Randy (Jamie Kennedy - passenderweise also, wie Jamie Lee Curtis) die laufende Filmszene als Pendant zur im TV laufenden „Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978) Szene erklärt und man zeitgleich dieselbe Szene in „Scream“ sieht und er mit seiner Warnung „Jamie, er ist hinter dir.“ auch sich selbst meinen könnte - übrigens wird in „Halloween H20: 20 Jahre später“ (1998) als Dankeschön dann „Scream 2“ geschaut. Allerdings stimmt Randys Aussage, dass Jamie Lee Curtis in Horrorfilmen immer die Jungfrau war nur dann, wenn man „The Fog - Nebel des Grauens“ (1980) außer Acht lässt. Natürlich gibt es auch andere Fehler und Ungereimtheiten, etwa das Tatum nicht schreit, wenn Ghostface ihr mit seinem Messer den halben Arm aufschlitzt, im Anschluss aber der Garagenmotor unaufhaltsame Kräfte hat usw. Aber all das ist mehr als Verkraftbar und schmälert den Filmgenuss keineswegs.
„Die Frage ist nicht wer ich bin, sondern wo ich bin!“
Mit einem klingelndem Telefon, einem Gespräch über Horrorfilme, zwei Morden und den ersten Verweisen auf Horrorfilme fängt alles an.
Die blutige Mischung und das unverhohlte Morden aus reinem Vergnügen sorgte bei Horrorfilmfans nicht nur für Begeisterung, sofern man nicht grundsätzlich Teeniehorrorfilme hasst, sondern ließ „Scream“, der von der MPAA mehrfach ein NC-17 Rating erhielt, bevor er sein R-Rating erhielt, auch von 1998 bis 2011 auf dem Index verweilen; für eine 16er Freigabe mussten seinerzeit mehr als 3 Minuten weichen - siehe Schnittbericht. Mittlerweile ist der Film in seiner ungekürzten Fassung vollkommen zurecht ab 16 Jahren von der FSK freigegeben worden (siehe Liste Ex-Indexfilme mit heutiger 16er-Freigabe). „Dennoch“ behält der Film natürlich einige Schauwerte, welche nicht ganz ohne sind, wie etwa die tote Tatum (Rose McGowan), das blutige Ende oder die erhangene Casey Becker (Drew Barrymore), wobei bei der Anfangsszene, in der Casey getötet wird und Ihre Eltern eintreffen, Caseys Vater (David Booth) ihre Mutter (Carla) Hetley) zu den McKenzeys schickt; die McKenzeys sind die Familie, bei der Jamie Lee Curtis in „Halloween“ als Babysitterin arbeitet.
Die Darsteller sind größtenteils recht jung, machen Ihre Sache aber überzeugend, gut und sollen mitunter auch die ein oder andere Szene bzw Dialog improvisiert haben, allen voran natürlich Neve Campbell, die für mich immer Sidney Presscott bleiben wird. Rose McGowan gefällt mir, Cortney Coy als skrupellose und egoistische Reporterin, die den dümmlich-naiven Dewey (David Arquette) nicht nur im Film um den Finger wickelte, gefallen mir aber ebenfalls sehr gut und Filmjungfrau Jamie... äh Randy (Jamie Kennedy), dem exzentrischen Filmnerd spielt mit am besten, wie ich finde. Aber, ich weiß nicht genau woran es nun liegt, ich mag einfach die (letztendlich) bösen am liebsten: Billy Looms (könnte auch eine Anspielung auf Dr Loomis aus „Halloween“ sein - Skeet Ulrich) und Stu Riley (Matthew Lillard) sind einfach coole Typen und den gesamten Film überzeugen den gesamten Film über. Das ist aber alles irgendwo Geschmackssache und oben erwähnter Nostalgiefaktor schlägt hier sicherlich mit durch.
Den „Ü-Wagen“, die versteckte Kamera im Wohnzimmer mit der rund 30 sekündigen Verzögerung usw finde ich irgendwie auch eine super Idee und wird zu einem entscheidenen Faktor am Ende werden. Da ist dann ähnlich gut, wie wenn man Ghostface Spiegelbild in der Brille des Direktor (Henry Winkler) sieht oder wie die Handys aus heutiger Sicht aussehen :D und dann noch die Anruf-ID, ein Hoch auf Retro!
1. Enthalte dich jeder Form von Sex, Sex ist gleich Tod;
2. Nicht trinken und keine Drogen, Dds alles fällt unter Sünde. Sünde ist die Erweiterung von Nummer 1;
3. Du darfst nie, niemals, unter keinen Umständen sagen: „Ich komm gleich wieder!“, denn du kommst nicht wieder!
Neben satirischen Untertönen und dem Krimigerne, das bei der Mördersuche und derem finalen, gar nicht mal so schlechten (Verwechslungs- / Vertuschungs-) Plan durchaus durchblitzt, überwiegt hier ganz klar das Horrorgenre mit komödiantischen Einwürfen, welches parodieartig die Klischees des Horrorgenres aufzeigt, wiederspiegelt und nutzt, um zu zeigen, dass ein Film trotz dieser Klischees blutig, spannend und unvorhersehbar sein kann. Nach zigfachem Sehen bin ich zwar der Meinung, dass man bei der „Ich komme gleich wieder.“ Szene zumindest einen der beiden Mörder wissen kann, da er sich sein Bier schließlich selber holen muss... allerdings ist dann immer noch unklar, wie er das alles geschafft hat, da es nun einmal zwei Mörder sind; und wenn man jetzt noch die Hintergründe aus „Scream 3“ einbezieht, wird es komplett undurchsichtig.
Wie schon bei oben angesprochenen „Freddy vs Jason“-Review muss ich mich bei der Einordnung der Anspielungen auf andere Filme zurückhalten, da „Scream“ über 100 verschiedene Verweise beinhaltet und alle den Rahmen absolut sprengen würden. Grundsätzlich darf man Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street“ (1984) und o.g. „Halloween“ von John Carpenter als Vorbilder des Films ansehen und es gibt zig Verweise auf diese Filme, wie etwa das identische Hochklettern ins Zimmer der Geliebten (Johnny Depp in „Nightmare“, Skeet Ulrich hier), übrigens ins Haus Nummer 34 auf der Elm Street, den Putzmann Fred (ist das nicht sogar Wes Craven?) im gewohnten, gestreiften Pullover bzw Tatums Pullover mit der Nummer 10 (ebenfalls Johnny Depp in „Nightmare“) und die Tatsache, dass auch Freddy Krüger immer lustige Szenen in seine Filmreihe einpflegte, passt auch in das hiesige Filmkonzept. Wem der Sheriff (Joseph Whipp) in einer Polizeiuniform bekannt vorkommt, darf sich ebenfalls an „Nightmare“ zurückerinnern. Tatum erwähnt auch einmal den Namen Wes Carpenter, einer Mischung aus Wes Craven und John Capenter. Bzgl der Anspielungen auf „Halloween“ verweise ich auf die diversen Bemerkungen im Review ;-) Aber natürlich werden noch zig andere Filme angeschnitten, „Der Exorzist“ (1973), den Billy im TV sieht und Linda Blair, die damalige Hauptdarstellerin hat einen Gastauftritt als Reporterin, „Psycho“ (1960), ebenso wie „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“ (1976) als / mitsamt Zitat, „Freitag, der 13.“ beim anfänglichen Telefonat oder Randys Bezugsfilm „Prom Night - Die Nacht des Schlächters“ (beide 1980) u.v.m.
Wie es sich aber für einen anständigen Film der 90er Jahre gehört, gibt es ein spektakuläres Ende, ein Finale, bei dem alles, vom Gewaltgrad bis Spannung noch einmal einen Gang zulegt. Stus Hausparty, der komplette Aufbau einschließlich Auflösung des Komplotts mit immer wieder eingestreuten Wendungen, Opfern und vermeintlich Toten - „ohne Sicherung funktioniert die besser“ (sinngemäß) und dem Schlusskampf. Ich bin am Ende des Films immer wieder begeistert!
Fazit:
Seit anderthalb Dekaden ein Film, den ich alle paar Jahre anschaue und immer wieder gut unterhalten werde und mein Filmnerdherz höher schlagen lässt. Möge Wes Craven in Frieden ruhen!
08 von 10 Punkten
PS: Nicht vergessen: „Einmal Prom Night sehen!“
8/10