Wie so oft bei abseitigen Titeln, war auch der 1995er Schwede "Evil Ed" ein Langfilmdebut, hier von Anders Jacobsson. Der mit Abstand interessanteste Aspekt seines Werkes ist die Grundidee, einen für die Zensur von Extremkino zuständigen Cutter durch den Konsum der ganzen Schocker dem Wahnsinn anheimfallen zu lassen. Dadurch kommt die herrliche Ironie zustande, ausgerechnet in einem Fun-Splatter gerade jene Persönlichkeitsstörungen zu inszenieren, die etliche pseudowissenschaftliche Beiträge insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland als wahrscheinliche Folgen der Sichtung der verpönten Genreproduktionen postuliert hatten.
Angemessen durchgeknallt gibt sich in der Hauptrolle Johan Rudebeck, der die geistige Entgleisung des Protagonisten trotz gelegentlich übertriebenen Overactings unterhaltsam mimt. Gerät sein Verstand ins Schlingern, düst die Kamera im Gefolge in bester "Tanz der Teufel"-Manier herum. Seine stärksten Momente hat der an den Originaltitel des zitierten Raimi-Klassikers angelehnte "Evil Ed", wenn zu diesen Stilmitteln auch noch maskenbildnerische Höhenflüge hinzutreten. Eine Figur in einer Zwangsjacke sieht regelrecht zum Fürchten aus, okkulte Wandlungen zu gehörnten Gestalten sorgen für angemessene Horrorschübe (5/10).
Ganz so ernst gemeint ist das alles natürlich nicht. Ständig werden garantiert absichtlich gewählte Namen aus als jugendgefährdend gebrandmarkten Vorbildern gerufen, indem etwa der Boss "Mr. Campbell" und der ehemalige Schneideraumspezialist "McClane" genannt werden. Diverse Plakate wie zum Beispiel von "Kap der Angst" sorgen für weitere Querverweise. Das führt zwar noch nicht zu kontinuierlichem Humor (6/10), aber doch zu öfter witzigen Momenten, zumal den Akteuren nicht selten groteske Zeilen in den Mund gelegt sind. Ob diese Momente gelungen sind, steht natürlich woanders geschrieben. Manche Absurditäten machen sicherlich Spaß:
"Die Bibervergewaltigungsszene kommt wieder rein!"
Andere Witzeleien klingen eher anstrengend, da sie einfach zu plump geschrieben sind in den Dialogen, die ohnehin nicht gerade der Oberliga der Lyrik entstammen. Stehen sie für sich, sind sie für kleinere Längen verantwortlich, wenn etwa das Telefonat mit der Ehefrau ohne jeden (Gegen-) Schnitt heruntergesprochen oder Geknutsche in bester "defekter Plattenspieler"-Manier wiederholt ins Bild gerückt wird. Da ist man froh, dass an dem ausgelagerten, ziemlich gruseligen Arbeitsplatz-Haus in der Vorstadt bald wieder die Halluzinationen Einzug nehmen und das dort enthaltene, ein wenig zu schlicht und billig aussehende Interieur mit Übernatürlichem aufwerten, welches dem verwirrten Geist des zu dem undankbaren Job gedrängten Mannes entspringt.
"Sie sind ganz schön verändert, wissen Sie das?"
Schnipsel der beanstandeten Reihe "Loose Limps" Teil 1 bis 8, die ohne die Bevormundungsschnitte in vielen europäischen Ländern nicht exportfähig wäre, enthalten denn auch angemessen Gewalt (7/10) und Nudity (Sex 3/10). Wenn sie nun den armen Rezipienten wider Willen beschallen, entstehen dadurch in seiner Wahrnehmung heftige Paralleleindrücke, so dass ähnlich wie in "Nightmare Concert" eine ganze Reihe blutiger Effekte gezeigt werden können. In deren Umsetzung ist viel Kompetenz geflossen, die auch dem Score aus genretypischem Instrumentalgeschauer und fröhlichem A Cappella nachgesagt werden darf.
Diese kleine Filmperle (7/10 Punkten) weiß durch satte Blutstöße, zitatreiche Randnotizen, einfallsreiche Trugbilder und eine herrlich sarkastische Geschichte zu gefallen. Leider verliert sie bezüglich letzterer im Verlaufe der Spielzeit den roten Faden, den sie in einer themafremden Actionpassage zerfransen lässt. Das geringe Budget und die nicht immer gelungenen schauspielerischen Leistungen - mühsam anzusehen ist unter anderem Per Löfberg als der Nerd Nick - tragen erschwerend dazu bei, dass das riesige Potential nicht ausgeschöpft wird und dadurch noch reichlich Luft für ein Remake vorhanden wäre. Die BPjM hat den hierfür hilfreichen Spaß verstanden, indem sie vorletztes Jahr die Indizierung für desillusioniert erklärt hat.
7/10