Auf dem Hartbox Cover der deutschen VHS Video Fassung von Highlight Film (Erst-VÖ 29.01.1991) wird Leon großspurig mit dem Slogan "Seine beste, härteste und glaubwürdigste Rolle" beworben. Ich finde, dass diese Aussage durchaus seine Berechtigung hat und nicht zu viel verspricht.
Subjektiv gesehen kann man an der Story entweder gefallen finden (wie ich), oder man kann sie natürlich auch verteufeln, aber eines ist der Plot von Leon bestimmt nicht: 0815! Im Gegensatz zu vielen anderen "Klopper" Filmen hat van Damme hier mal Innovation walten lassen (er selbst hat die Story geschrieben) und präsentiert uns für einen Actionfilm gesehen eine ungewöhnliche und teilweise auch anspruchsvolle Rahmenhandlung. Fremdenlegionär Leon (Jean-Claude Van Damme) hat nur noch 6 Monate in Nordafrika zu dienen als er erfährt, dass sein Bruder in Los Angeles nach einem Feuerattentat von Drogen Gangstern im Sterben liegt. Da er keinen Freigang erhält, flüchtet Leon nach Amerika, leider schafft er es nicht rechtzeitig, sein Bruder ist verstorben und hat seine Frau Helene Gautier (Lisa Pelikan) samt Kind mit einem Berg an unbezahlten Krankenhaus Rechnungen zurückgelassen, gleichzeitig ist ihm die Militärpolizei gefolgt, um den Deserteur zurück zu bringen. Durch Zufall gerät Leon an Joshua Eldridge (Harison Page), der billige Straßenkämpfe an den Docks organisiert. Um sich ein paar Groschen zu verdienen, kämpft Leon bei einem Streetfight mit und gewinnt prompt. Joshua erkennt das kämpferische Potenzial in Leon und stellt ihn der Fight Promoterin Cynthia (Deborah Rennard) vor, die für die High Society Showkämpfe im Großen Stil managed. Cynthia ist schwer von seinen kämpferischen Fähigkeiten beeindruckt und findet darüber hinaus auch noch gefallen an Leon's nicht unattraktivem Äußeren, sie möchte Leon dazu bewegen, weitere Kämpfe für Sie zu absolvieren. Anfangs weigert sich Leon, wegen der finanziellen Notsituation seiner Schwägerin willigt er schließlich doch ein um diese zu unterstützen. Cynthia hingegen ist vor den Kopf gestoßen, da Leon Ihre Schwärmerei für Ihn privat nicht erwidert und organisiert den alles entscheidenden Endkampf gegen den als unbesiegbar geltenden Attila (Abdel Qissi). Leon gegenüber verkauft sie den Gegner als machbar, hinter seinem Rücken wettet Sie jedoch ihr gesamtes Geld auf Attila und bietet der Militärpolizei die Auslieferung von Leon nach dem Kampf an... Wird Leon das Unmögliche möglich machen können, dem hinterhältlichen Komplott strotzen und Attila besiegen?
Als Regisseur wurde Sheldon Lettich installiert, der ein Jahr später auch bei Van Dammes Double Impact Regie führen sollte. Lettich gelingt es, die Intensität der im Film vorkommenden Actionsequenzen kontinuierlich zu steigern, während der Anfangs-Credits bekommen wir den Brandanschlag auf Leons Bruder zu sehen, damals anno 1990 wurde das noch ohne CGI Feuereffekte umgesetzt, was gut zu gefallen weiß. Anschließend folgt der Ausbruch von Van Damme mit der daraus resultierenden Flucht nach Amerika und danach werden die ersten kleinen Streetfight's in die Handlung eingebaut. Für die Straßenkämpfe wurden vorzugsweise echte Streetfighter als Gegner für Van Damme ausgewählt, Lettich wollte eine spektakuläre, aber eben auch realistische Umsetzung der Martial Arts Duelle, van Damme setzt die Vorgabe seines Regisseurs dementsprechend um und zeigt uns neben den Van Damme typischen Drehtritten auch einfache und effektive Faustschläge. In der visuellen Darstellung der Kampfszenen behilft sich Lettich auch immer wieder mit Zeitlupen bzw. mit der Umsetzung von Wiederholungsschlägen, was zu einer gelungenen optischen Inszenierung des Kampfgeschehens beiträgt. Im Mittelteil legt die Action eine Pause ein (Leon muss ja lt. Drehbuch erst den weiteren Kämpfen zusagen). Diese ca. 10 minütige Passage ist meiner Meinung nach auch der einzige kleine Schwachpunkt des Films, hier gibt es phasenweise Handlungslängen, eine straffere Erzählweise wäre da besser gewesen, aber dafür geht es danach um so mehr zur Sache. Die Fight's werden dann immer zahlreicher, länger und brutaler und gipfeln später im atemberaubenden, eindrucksvoll in Szene gesetzten finalen Endkampf zwischen Leon und Attila, unterstrichen wird das Ganze musikalisch durch das bombastische und heldenhaft klingende Leon-Thema von John Scott & Ken Tamplin.
Neben der Action hat Leon noch eine zweite aus meiner persönlichen Sicht sehr positive Prämisse zu bieten: Eine Rahmenhandlung die reichlich Raum bietet für familiäre Gefühlsdarstellung mit Herz. Ich finde es richtig rührselig, wie Leon sich um seine Familie kümmert und der Frau seines Bruders und deren Tochter behilflich ist, dabei liefert Van Damme für seine Verhältnisse in den ruhigen Szenen eine brauchbare und glaubwürdige Performance ab, dass aus ihm aber niemals ein Charakterdarsteller wird, sollte jedoch jedem klar sein. Ein weiteres Lob verdient sich die Kinderdarstellerin Ashley Johnson, die der Rolle der kleinen fünfjährigen Nicole eine sympathische Note verleiht. Das emotionale Highlight neben dem finalen Actionkampf bietet die Endsequenz, Mega-Spoiler aktiviert, als die Militärpolizisten Leon aus dem Auto aussteigen lassen und Leon die Straße zu seiner Familie läuft um diese in die Arme zu schließen, dazu ertönt das wie schon oben betont gelungene Leon Thema, da kann einem schon mal das Herz aufgehen. Ich habe extra geschrieben aus meiner persönlichen Sicht, da es durchaus auch Stimmen geben wird, die mit soviel "Kitsch" in einem Actionfilm weniger anfangen können als wie ich. Vom Einspielergebnis her jedenfalls war Leon damals ein voller Erfolg, bei einem Budget von knapp 3.000.000 $ spielte der Streifen in den Staaten satte 25 Millionen $ ein, in Deutschland schafften knapp 650.000 Zuschauer den Weg in die Lichtspielhäuser, was für einen FSK 18 Film ein achtbarer Wert ist.
So schrammt Leon wertungstechnisch knapp an einer 10 vorbei, wäre der etwas zähe Mittelteil nicht, gäbe es sicherlich volle Punktzahl. Action und Herz in einem Film mit einer mal nicht alltäglichen Story vereint, Lionheart, so der amerikanische Originaltitel, hat es in die Liste meiner Alltime Lieblingsfilme geschafft, 9 - 9.5/10 Punkte.
9/10