Rush - Alles für den Sieg
Originaltitel: Rush
Herstellungsland: | Deutschland, Großbritannien, USA (2013) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Action, Biographie, Drama, Sportfilm |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,64 (14 Stimmen) Details |
Am 20. Mai 2019 verstarb Niki Lauda, 3-facher Formel-1 Weltmeister, Airline-Pilot und Besitzer, Experte, Kommentator und Berater, aber vor allem Sportlegende und mehrfacher Familienvater. Polarisierend in seiner schonungslosen Ehrlichkeit, durch die ihm oft Arroganz unterstellt wurde, war er doch nicht aus dem Motorsport wegzudenken. Ob man Niki Lauda mochte oder nicht, er war wohl einer der größten Kämpfer der letzten Jahre. Er überlebte einen legendären Feuerunfall auf dem Nürburgring, hatte 2 Nierentransplantationen sowie eine komplette Lungentransplantation. Man möchte sagen, er hatte mehrere Leben, ehe er in diesem Jahr im Alter von 70 Jahren dann doch den Kampf gegen den Sensenmann verlor.
Schon zu Lebzeiten wurde seine beeindruckende Formel-1 Karriere mit dem spektakulären Höhepunkt 1976, Unfall und Duell mit James Hunt, verfilmt. Ich möchte ihm sozusagen als kleines Laudatio (treffendes Wort), mit dieser Kritik meinen Respekt ausdrücken.
RUSH - ALLES FÜR DEN SIEG (2013)
Um es vorwegzunehmen, der Film ist eine Wucht, sowohl in seinen Bildern als auch schauspielerisch und in seiner Regie. Schauspieler und Regisseur Ron Howard, auf dessen Konto mittlerweile viele enorm bedeutende und höchstqualitative Filmwerke wie "Apollo 13", "A Beautiful Mind" oder "Frost/Nixon" gehen, schuf hier ein erneut akribisch recherchiertes, spannendes und toll gespieltes Meisterwerk und zugleich meinen Lieblingsfilm des Jahres 2013. Sehr beeindruckend, wie es das Team geschafft hat, die Länge des Film mit knapp über 2 Stunden in Grenzen zu halten und trotzdem so viele Details der Kontrahenden Niki Lauda und James Hunt zu verpacken, ohne auch nur annähernd Langeweile aufkommen zu lassen.
Extra erwähnt werden muss hier die Arbeit von Cinematographer Anthony Dod Mantle ("Oscar für Slumdog Millionaire", "Im Herzen Der See"), der vor allem die Rennszenen realistisch und mitreißend umgesetzt hat und auch in den ruhigeren Szenen die Kameraarbeit immer brilliant und fokussiert ausführte. Besonders gut gelungen ist hier die Farbgebung, die perfekt zu der Zeit passt, in der "Rush" spielt.
Hollywoodstar Chris Hemsworth ("Thor 1-3") spielt den Lebemann James Hunt, und er macht es richtig gut. Der etwas unberechenbare Weltmeister 1976, der vor exzessivem Alkoholkonsum nicht zurückschreckte und als Frauenheld bekannt war, verstarb mit nur 45 Jahren an einem Herzinfarkt, wohl die Folge seines ausschweifenden Lebens. Im erinnerungswürdigen Schlusswort von "Rush" beschrieb sein Hauptkonkurrent Niki Lauda es so, dass ihm der eine Titel einfach reichte, tatsächlich konnte Hunt diesen in seiner Karriere nicht wiederholen. Anders Lauda, der nach seiner ersten Weltmeisterschaft 1975, unterbrochen von seinem Unfall, noch in den Jahren 1977 und 1984 die begehrte Trophäe gewann.
Lauda wird von Daniel Brühl ("Colonia Dignidad") verkörpert, und dieser spielt hier gnadenlos alle an die Wand. Bereits vor Drehstart begleitete Brühl Niki Lauda einige Zeit, um sich Verhaltenszüge, Aussprache und Gestik möglichst perfekt anzueignen. Das Ergebnis spricht für sich, die Ähnlichkeit, vor allem zum jungen Lauda, ist geradezu verblüffend. Vergleicht man Interviews und Kommentare von Lauda, merkt man die Parallelen in der Betonung und der Wortwahl sofort. Meinen Respekt für diese Leistung, leider wurde sie nur bedingt belohnt. Oscar-Nominierungen konnte "Rush" weder für seinen Hauptdarsteller noch für Film und Regie einheimsen, obwohl es durchaus verdient gewesen wäre. Von Kritikern auf aller Welt erntete das spannende Drama allerdings Bestnoten.
Nebenhandlungen wie der Streit mit Laudas Eltern, das Kennenlernen seiner ersten Frau, technische Veränderungen sowie auch Hunts Beziehungsprobleme werden in ausreichender Detailfreude beleuchtet, ohne dabei Längen zu erzeugen. Highlight des Films ist aber natürlich der legendäre Feuerunfall von Lauda auf dem Nürburgring. Trotz Warnungen und Protesten einiger Fahrer (unter anderem Lauda selbst), wurde das Rennen gestartet, mit fatalen Folgen. Filmisch wurde auch der Unfall realistisch und originalgetreu wiedergegeben. Mit schwersten Verbrennungen und einer Verätzung der Lunge wurde Lauda ins Krankenhaus gebracht, und auch hier wurde der starke Wille Laudas von Daniel Brühl nahezu perfekt nachgespielt. Bezeichnend die Szene, in der der noch immer stark bandagierte Rennfahrer versucht, den Helm unter starken Schmerzen über den Kopf zu ziehen, da ohne ihn ein schnelles Comeback natürlich unmöglich gewesen wäre.
Erst ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich ein Respektverhältnis zwischen den beiden ungleichen Konkurrenten, zuvor hatte James Hunt Lauda immer scherzhaft als "Ratte" oder "Rattengesicht" bezeichnet. Voraussichtlich vorhandene Schuldgefühle Hunts, der für einen Start des irregulären Regenrennes gestimmt hatte, werden ebenso thematisiert wie der Ausstieg Laudas aus dem entscheidenden Rennen der Weltmeisterschaft, wiederum unter schwierigen Bedingungen.
DIe Filmemacher schaffen es hier auf beeindruckende Art und Weise, dem Zuseher trotz des schweren Unfalls eine durchwegs positive Grundstimmung zu vermitteln. Gespitzte Dialoge, eine geniale Schauspielleistung von Daniel Brühl und eine spannende Story, wie sie nur das echte Leben schreiben kann, sorgen für höchsten Filmgenuss in Reinkultur. Ein leider etwas untergegangenes Meisterwerk, nur ca. 90 Millionen Dollar konnte der Film weltweit an den Kinokassen einspielen. Rechnet man das Budget von 38 Millionen und die Werbekosten gegen, bleibt unterm Strich leider trotzdem nicht der erhoffte Erfolg. Ein mutiges Projekt von Beginn an von Ron Howard, da bekanntlich die USA weniger Interesse an der Formel-1 als an Nascar und Indycar haben und die Story über einen Österreicher und einen Briten auch unter dramatischen Umständen nur am nichtamerikanischen Markt wirklich punkten konnte.
Sieht man die aktuellen Rennen wird einem erst verdeutlicht, wieviel Sicherheit heutzutage im Vergleich zu damals geboten wird. Spektakuläre Unfälle enden meist mit keinen oder nur glimpflichen Verletzungen, ein Umstand, den sich zum Beispiel Jochen Rindt, Gilles Villeneuve, Ayrton Senna oder auch Niki Lauda gewünscht hätten, um nur einige zu nennen. "Rush - Alles Für Den Sieg" war schon vor Nikis Tod hohe Filmkunst und wird auch in einigen Jahren noch ein tolles Filmereignis über den Motorsport bleiben. Wie bereits erwähnt, einer meiner absoluten Lieblingsfilme, für den ich natürlich die Höchstwertung vergebe. RIP Niki, Ayrton, Gilles und alle anderen Verunglückten.
10 von 10 Punkten
Kommentare
10.06.2019 11:32 Uhr - Mucki1979 |
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Konnte mich bislang nicht dazu ringen, den Film zu sichten.
Aber nach dieser wunderbaren Besprechung sind die Chancen stark gestiegen. Vielen Dank! |
10.06.2019 14:06 Uhr - Topper_Harley |
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10.06.2019 22:28 Uhr - Punisher77 |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Der Film hat mich ohnehin interessiert, und Deine fabelhafte Kritik hat mich nur darin bestärkt, mir den Film anzusehen...toll geschrieben!
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10.06.2019 22:39 Uhr - Ivan_Danko |
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Vielen Dank Euch allen, freut mich sehr dass es Euch gefällt!
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11.06.2019 01:58 Uhr - der neue1067 |
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11.06.2019 16:29 Uhr - Mucki1979 |
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11.06.2019 20:23 Uhr - Stoi |
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11.06.2019 22:02 Uhr - Ivan_Danko |
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