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Willkommen bei den Sch'tis

Originaltitel: Bienvenue chez les Ch'tis

Herstellungsland:Frankreich (2008)
Standard-Freigabe:FSK o.A.
Genre:Komödie
Alternativtitel:Welcome to the Land of Shtis
Welcome to the Sticks
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,13 (8 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Philippe ist Postangestellter und nicht ganz zufrieden mit seiner aktuellen Position. Er erhofft sich eine Versetzung in den sonnigen Süden und versucht dabei etwas nachzuhelfen, indem er eine Behinderung vortäuscht. Dies fliegt allerdings auf und nun steht eine Strafversetzung in den unbeliebten Norden an. Als er dort ankommt, hat er viele Vorurteile und große Schwierigkeiten sich mit den Anwohnern zu verständigen - sowohl Sprache als auch Gepflogenheiten erscheinen ihm höchst seltsam. Einziger Lichtblick sind die Wochenendbesuche bei seiner Familie, die ihn nach dem harten Los besonders verwöhnt. Mit der Zeit kommt er aber immer besser mit seinen Kollegen und der ungewohnten Umgebung zurecht, zieht aber weiterhin bei seiner Frau über diese her, um eine bessere Behandlung zu ergaunern. Als sie aus Mitleid zu ihm ziehen möchte, steckt er in der Klemme. ()

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von kaiser soze:

Review zu anderen, französischen Filmen:
High Tension - Martyrs - Die Horde - 96 Hours - Colombiana - Der Graf von Monte Christo


Man möge sich mal vorstellen, dass ein Ossi zum Beispiel aus MeckPom in ein Kaff im tiefsten Bayern versetzt wird, ein Wessi aus NRW aus beruflichen Gründen nach Sachsen muss oder ähnliche Abwandlungen, bei denen einem sofort Klischees a la Lederhosen, Jodeln, Berge bzw dialektbezogen andere Worte, wie Brötchen für Semmel, Kirmes für Schützenfest oder Büdchen für Kiosk, in den Sinn kommt.

Genau so etwas haben wir von der Grundthematik / Ausgangssituation her gesehen bei einer der besten französischen Komödien (neben etwa „Ziemlich beste Freunde“ (2011)) , die ich kenne und die mich bereits diverse Male belustigt und unterhalten hat, bloß halt mit einem Franzosen aus dem Süden, der in den Norden zu den Sch'tis muss:

Willkommen bei den Sch'tis

(2008) - immerhin das Jahr, in dem mit „Martyrs“ an für sich die 'Neue französische Horrorwelle' (leider) zu Ende ging; wobei „Die Horde“ (2009) auch als noch ein netter Nachzögling bewertet werden kann.

In Frankreich selbst löste „Willkommen bei den Sch'tis“ mit über 20 Millionen Zuschauern „Die große Sause“ (1966 - 17 Millionen Besucher) als erfolgreichster nationaler Film sowie mit fast 26 Millionen Euro Einspielergebnis in der ersten Woche „Les bronzés 3: amis pour la vie“ (2006) als Spitzenreiter ab und auch bei uns sahen über 2 Millionen Leute den Film auf der großen Leinwand! Für Deutschland wurde sogar ein komplett neuer fiktiver Dialekt, der dem dargebotenen Sch'ti-Dialekt ähnelt, entwickelt und erfolgreich eingesetzt; es wirkt, wie eine Mischung aus Nuscheln und (teilweise) Platt - sehr gelungen! Dies erinnert mich irgendwie immer an die beiden Dialektversionen von „Ted“ (2012 - wobei ich „Ted“ nicht mag...). Weltweit konnte so das Budget von 11 Millionen Dollar auf gut 247 Millionen Dollar mehr als ausgeglichen werden.

„'n Abend, Tschipfel, häää? Alscho wir da von der Poscht, wir wollen (...)
wasch beschtellen, und schwor dasch schelbe, Tschipfel, häää?“

Die Darsteller, von denen ich persönlich ad hoc erst einmal keinen (er-) kenne, machen Ihre Sache hier sehr gut und überzeugend; später sah ich dann, dass Kad Merad etwa im ebenfalls wirklich guten Action-Thriller „22 Kugeln“ (2010) und Michel Galabru in mehreren Louis de Funès-Filmen mitgespielt hat. Alleine schon zu Beginn, wenn Hauptdarsteller Kad Merad als Philippe Abrams vorgibt im Rollstuhl zu sitzen und bei der Verabschiedung dann aus Gewohnheit aufsteht - dieser Gesichtsausdruck bei den beiden - oder er von Dany Boon als Antoine Bailleul abgeholt wird, mit zu Antoines tyrannischer Mutter (Line Renaud), die auch nur als Antoines Mutter oder eben Madame Bailleul bekannt ist und durchaus etwas an Lionels Mutter (Elizabeth Moody) in der Kult-Horror-Komödie „Braindead“ (1992) erinnert, und denkt, dieser sei ne Schwuchtel, weil er die Karnevalsbilder (?!) falsch interpretiert, einfach herrlich und ausgezeichnet in Szene gesetzte Sizuationskomik. Allgemein stehen die etwas grantigeren Darsteller, wie Philippe Duquesne sowie Michel Galabru, ebenfalls absolut positiv hervor und verleihen dem Ganzen auch eine realistische Note, da nun einmal nie alle komplett sind. Die Damen, Ehefrau Julie Abrams (Zoé Félix) bzw Schnuckelchen Anne Marivin als Annabelle Deconninck lockern das Geschehen als positive Pole auf oder lassen den Männern das Blut in den Adern kochen, je nach Szene.

Die beiden weiteren Personen, die übertrieben negativ Michel Galabru - Julies Großonkel bzw sehr positiv (der Kumpel bei der Feier) über den Norden reden, lassen kurz durchblicken, dass hier etwas so nicht stimmen kann, aber das kommt dann doch erst später.

„Gottverdaulischer! Braunkack!“

Aber der absolute Hammer ist und bleibt einfach die Szene, wenn Zoé Félix kundtut, dass Sie doch mit in den Norden kommen will und das Lügenkarussel wie ein Kartenhaus zusammen stürzt / stürzen droht. Der Plan, dieses Lügenkonstruckt aufrecht zu erhalten, mit der Besprechung im Büro, bei dem die Belegschaft kopfschüttelnd geht, über die vorgegaukelte Realität - für diesen Film musste keine Katze sterben ;-D wer denkt sich sowas aus, einfach super! - bis hin zum Heimweg, wenn die halbe Dorfbevölkerung schaut, obs geklappt hat. Jedes Mal, wenn ich diese Film sehe, freue ich mich auf diesen Teil des Films! Den Polizisten (Patrick Bosso) zwischendrin als eine Art Runningag einzupflegen, finde ich auch sehr gelungen! Langsam, schnell, Unfall...

Den zweiten Film „Die Sch'tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen“ (2018) sowie die italienische Verfilmung „Willkommen im Süden“ (2010) kenne ich selber nicht - wie sind die beiden Werke denn? Wertungen sehen eher mittelmäßig aus...

Gut, was man dann vielleicht doch als kleine Wermutstropfen selbst bei „Willkommen bei den Sch'tis“ eingestehen muss, ist dass der Humor auf den Dialekt sowie die Schimpfwort bezogen teils eher etwas niveaulos wirken kann, was mich persönlich aber kaum stört, aber auffällt. So oder so die gut 106 Minuten, wobei es nach dem Abspann vermasselte Szenen gibt (!), vergehen und die Lachmuskeln können durchaus auch mal etwas weh tun; das ist bei einer Komödie wohl ohne wenn und aber gelungen.


09 von 10 Punkten

 

PS:
Bevor sich jemand wundert, ja, es gibt noch viele weitere, auch bedeutend ältere französische Komödien, die man durchaus als (sehr) gut bezeichnen darf. Louis de Funès habe ich auch nicht von ungefähr erwähnt, die „Taxi“-Filmreihe (1998 bis 2018) ist immer einen Blick wert und und und... wobei ich Filme, wie den grandiosen und klaren 10 Punktefilm „Der Gott des Gemetzels“ (2011) aufgrund der Darsteller (kein Franzose bei (?!)) nicht als französischen Film werte, aber das ist eine andere Geschichte...

9/10
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