Viele der ikonischsten Slasherschurken, darunter etwa Jason Voorhees und Freddy Krueger, nahmen in den 1980igern ihren Anfang. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die von einem Serienkiller besessene Puppe Chucky, die sich bisher durch 7 Filme morden durfte. 2019 bekam Chucky schließlich, wie viele seiner „Mörderkollegen“ vor ihm, ein Remake spendiert. Dieses unterscheidet sich schon allein dadurch von seinen Vorgängern, dass der Reihenschöpfer Don Mancini (Drehbuchautor bei Hannibal, Tales from the Crypt) erstmalig nicht an der Umsetzung beteiligt ist und Brad Dourif (Lord of the Rings, Rob Zombies Halloween) der blutdürstigen Puppe nicht seine Stimme leiht. Stattdessen zeichnet sich der norwegische Regisseur Lars Klevberg (Polaroid, The Wall) für die Umsetzung des von Tyler Burton Smith verfassten (Quantum Break, Sleeping Dogs) Drehbuchs verantwortlich. Auch handlungstechnisch hat die aktuelle Variante, von den Namen der Hauptfiguren und dem Fokus auf die Taten eines gewaltbereiten Kinderspielzeugs abgesehen, nicht mehr allzu viel mit dem Original gemein. Ob dies negativ zu werten ist oder dem Film zu gute kommt möchte ich im Folgenden klären.
Der Hauptunterschied in puncto Handlung dürfte wohl sein, dass im Gegensatz zu den Vorgängern komplett auf übernatürliche Elemente verzichtet wird und stattdessen die Thematik der künstlichen Intelligenz einbezogen wird. Dies funktioniert dann auch überraschend gut, da es dem Ganzen nicht nur eine gewisse Aktualität verleiht, sondern es auch ermöglicht Chucky etwas sympathischer zu gestalten. So ist er diesmal eben kein Psychopath, sondern anfangs komplett unschuldig und unwissend. Sein Charakter wird durch die gemachten Erfahrungen und das Beobachten der Reaktionen der ihn umgebenden Menschen geformt, was teils zu Missverständnissen mit fortlaufend fataleren Folgen führt. Da er einfach nicht verstehen kann was er falsch gemacht hat und Andy tatsächlich als Freund, den er um jeden Preis beschützen muss ansieht, hat man (insbesondere mit Blick auf alles was er im Laufe der Zeit durchleiden muss) trotz seiner Untaten Mitleid mit ihm. Ebenfalls recht ansprechend umgesetzt ist die Rolle des Andy, der diesmal kein Kind sondern ein Jugendlicher ist. Da der Film sich weit mehr Zeit als der Erstling lässt Andys Umfeld vorzustellen und etwa seine problematische Beziehung zu seiner Mutter, die sich aufgrund ihrer finanziellen Lage nur wenig um Andy kümmern kann, oder das langsame Öffnen des eher introvertierten Jungen gegenüber neuen Freunden näher zu beleuchten fällt es weit leichter sich in ihn hineinzuversetzen. Auch seine Beziehung zu Chucky ist weniger eindeutig negativ geprägt, im Gegenteil ist dieser anfangs sein einziger Freund und trotz den von ihm verübten Verbrechen fällt es Andy nicht leicht ihn vernichten zu müssen. Insgesamt erscheinen alle wichtigen Figuren gut ausgeformt und eher wie echte Menschen als lediglich Kanonenfutter. Allgemein wird auch ein gutes Gleichgewicht zwischen Humor (etwa bei den Interaktionen zwischen Andy und Detective Norris), Drama (die Konflikte mit dem Freund seiner Mutter), Spannung und Action gehalten. Es sollte dabei potentiellen Interessenten allerdings bewusst sein, das relativ viel Zeit auf Chuckys Entwicklung verwendet wird und dieser somit nicht sofort schnetzelnd und mordend durch die Gegend zieht. Legt er aber erstmal richtig los werden seine Taten angenehm blutig mit visuell 1ansprechenden Effekten umgesetzt. Da Chucky diesmal die Fähigkeit besitzt sich mit verschiedenen Geräten zu verbinden geht es dabei auch recht kreativ vor und es fungieren statt den üblichen Verdächtigen auch mal ferngesteuerte Autos als Mordwaffen. Besonders hervorsticht dabei das Finale
SPOILER im Spielzeugladen, bei welchem wortwörtlich die Hölle ausbricht und die Kunden u.a. von Drohnen und Buddyteddys terrorisiert werden. SPOILER ENDE
Trotz allem hat der Film auch kleinere Schwächen, so erscheint etwa der Filmbeginn in Vietnam wie ein fehlgeschlagener Versuch erzwungener Weise etwas Sozialkritik einzubringen und auch die Namensgebung der Puppe ist (anders als im Erstling) recht unlogisch und eigentlich als reiner Fanservice anzusehen.
Hinter der Kamera übernimmt Mark „Luke Skywalker“ Hamill das Zepter von Brad Dourif. Da ich bisher nur die deutschsprachige Variante gesehen habe, kann ich seine Leistung nicht bewerten, sein Synchronsprecher leistet dabei aber gute Arbeit und schafft es Emotionen passend zu vermitteln und im späteren Verlauf auch bedrohlich zu erscheinen. Ihm zur Seite stehen Aubrey Plaza (Scott Pilgrim vs. the World, Bad Grandpa) und Gabriel Bateman (Annabelle, Lights Out) als Karen und Andy Barclay. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, so das man ihnen als Zuschauer abkauft das sie Mutter und Sohn sind, inklusive der trotz der unvermeidlichen Streitigkeiten vorhandenen tiefen Zuneigung. Allgemein schlägt sich die vorrangig durch Komödien bekannte Plaza überraschend gut in einer ernsthaften Rolle und stellt die junge Mutter glaubwürdig dar. Auch Bateman schafft es seinen Andy als nuancierte Identifikationsfigur für das Publikum zu präsentieren. Ansonsten ist noch Brian Tyree Henry (Hotel Artemis, Widows) als Detective Mike Norris erwähnenswert, der einen Großteil des Humors beisteuert.
Child’s Play kam unbeschadet durch die FSK Prüfung und erhielt in unzensierter Fassung die FSK 16 Freigabe.
Trotz der massiven Änderungen macht auch das neueste Abenteuer Chuckys dank einem guten Drehbuch, einem hohen Härtegrad, einem passenden Mix aus Comedy und Suspense sowie überdurchschnittlichen Schauspielleistungen und glaubwürdigen Figuren sehr viel Spaß. Dafür gibt es von mir 8/10 Buddis.
Zusatzinfos: In einer Szene sehen sich Andy und seine Freunde gemeinsam Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre 2 an.
In der Werbekampagne wird die Toy Story Reihe parodiert, indem auf den Plakaten dargestellt wird wie Chucky die verschiedenen Spielzeuge ermordet.
Als Anspielung auf Hammils Beteiligung an der populären Star Wars Reihe will Andy seine Buddypuppe Han Solo nennen.
8/10