Mit dem Musicscore, welches in seinen eingängigen Klängen an Ennio Morricone´s Chi-Mai aus Der Profi erinnert und mit einem langgezogenen, dreckigen Dialog der an gute Guy Ritchie-Ganoven Filme anknüpfen könnte, schafft Regisseur Jesse V. Johnson mit Stammschauspieler Scott Adkins, den The Night Comes for us des Knastfight-Genres.
Kurz gesagt rund um die fulminant blutig, Knochen brechende Action wird die Geschichte von Cain Burgess erzählt, besser gesagt erzählt er sie in sarkastischem Tonfall und absolut schlecht gelaunt, den Anwesenden in der Bar seines Bruders.
Doch diese Anwesenden sind nicht nur harmlose Gäste, sie sind die Gang des großen Bruders und der wiederum einen gewaltigen Anteil an der Tatsache hat, warum der kleine Bruder ungebeten aufgetaucht ist, und sich den Kummer zum Leidwesen aller Beteiligten von der Seele reden will.
Adkins habe ich nie so heruntergekommen und zäh gesehen, wie er in diese Figur spielt, aber genau diese Erscheinung unterstreicht die „Glaubwürdigkeit“ seiner Hintergrundgeschichte und warum aus dem schüchternen kleinen Bruder nun dieser erbarmungslose Charakter wird.
Klar sollte man die Glaubwürdigkeit in Frage stellen, denn unter normalen Haftbedingungen, in die Cain kommt, dürfte es bei keiner Haftanstalt eines demokratisch geführten Landes zugehen, jedoch wer bei diesem Genre und speziell bei derlei Filme über Realismus klagt, der dürfte bei anderen Filmen besser aufgehoben sein.
Die unterschwellig biblische Namenswahl des Cain entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn auch die Geschwister der heiligen Schrift haben so ihre Probleme. Ob und wie nun Lincoln (Craig Fairbrass) ein ähnliches Schicksal teilen zeigt Johnson in einer klugen Abfolge von Rückblenden die die gegenwärtige Erzählung Caines in der Bar eingestreut werden.
Teil dieser Hintergrundgeschichte ist ebenso ein alter Bekannter Adkins, nämlich Louis Mandylor mit dem er bereits in Debt Collector vor der Kamera stand, und älterer Bruder des Jigsaw Schülers ab den vierten Teilen der Sage, der hier ebenfalls einen Polizisten gibt, der sich an die Fersen von Lincoln geheftet hat.
Auch wenn man die „Gäste“ der Horse and Jockey Bar allesamt austauschbar sind und keiner von ihnen wirklich Sympathie erzeugt, sondern vielmehr dem gewollt zwiespältig, gesellschaftsfähig aber doch asozialen Eindruck englischer Gangster vermittelt, die Guy Ritchie mit seinen Figuren etablierte, so ist deren Attitüde, besonders die von Hyde (Nick Moran) oder Tune (Thomas Turgoose) doch sehenswert und man sollte den Film durchaus auch einmal im Originalton ansehen um den ein oder anderen Wortwitz mitzubekommen oder sich eben von dem Slang einlullen zu lassen.
Die Fights sind wie gesagt brachiale Lückenfüller zwischen der doch für diese Art des Films intelligent konstruierte Story und bieten genau den Blutzoll, den man aufgrund der Szenerie, der Waffen und den Begründungen, warum sie angewandt wird, erwarten will.
Warum man jedoch diesen Film wirklich in der heutigen Zeit in unserem Land für die volljährigen Zuschauer kürzen musste, bleibt für mich eine unnötige Frage und Situation, denn auch einige FSK 16 oder 18er Streifen wie Savage Dog, Total Recall (mittlerweile sogar FSK 16) Thursday oder Machete geizen nicht mit darstellerischer Gewalt.
Für mich einer der besten Filme in Scott Adkins´ Filmvita und Pflichtprogramm für jeden Filmfan dessen Herz für blutige Action, gekleidet im intelligenten Storygewand schlägt, aber auch für Gorehounds die mal außerhalb der Horrorecke nach Abwechslung suchen.