Avengement - Blutiger Freigang
Originaltitel: Avengement
Herstellungsland: | Großbritannien (2019) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Action, Krimi |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,34 (36 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Auf Freigang entkommt Cain (Scott Adkins) seinen Wächtern und kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Er will Rache an denjenigen nehmen, die ihn zu dem machten, was er ist: ein kaltherziger Killer. Cain wirft sich heldenhaft in eine blutige Schlacht in den Straßen einer gnadenlosen Stadt - auf der Suche nach seiner verlorenen Seele. (Koch Media Film Internetseite)
AVENGEMENT - BLUTIGER FREIGANG
Scott Adkins und Regisseur Jesse V. Johnson scheinen einander gesucht und gefunden zu haben. Mit Savage Dog (2017), Accident Man (2018), Pay Day (2018) und Triple Threat (2019) drehte das Duo insgesamt vier Filme, die zwar nur auf dem Direct-to-Video-Sektor veröffentlicht wurden, aber nichtsdestotrotz gute, kompromisslose Actionunterhaltung von der Sorte bieten, wie sie im heutigen Hollywood, wo es oft in erster Linie (auch bei Actionfilmen) darum geht, wie man einen Film vermarkten kann, ob er genug Stoff für Fortsetzungen, Remakes, Reboots, Spin Offs oder eine TV-Serie bietet, anscheinend nicht mehr allzu gefragt sind. Auch wenn all diese Filme - so unterschiedlich sie auch sein mögen – ein gewisses Qualitätsniveau niemals unterschritten … Avengement – Blutiger Freigang ist ihr kompromisslosestes und vielleicht auch bestes Werk.
Ein ziemlich durchschnittlicher Pub in London. Die örtlichen Gangmitglieder hängen hier in geschlossener Gesellschaft bei ein paar Pints ab. Plötzlich stapft der vernarbte Cain Burgess (Scott Adkins) in die Kneipe, behauptet vom lokalen Gangsterboss Lincoln Burgess (Craig Fairbrass – London Heist, 2017) eingeladen worden zu sein und mischt sich schnell in die Unterhaltung der Unterweltler ein. Die anwesenden Ganoven ahnen nicht, wer da in ihre Kneipe spaziert ist und wie der Tag für sie verlaufen wird …
Trotz ihres Action – und Gewaltanteils boten einige der Adkins/Johnson-Kollaborationen wie z.B. die schwarzhumorige Comicverfilmung Accident Man (2018) oder der (trotz dramatischer Elemente) mit einigen humoristischen Untertönen versehene Schuldeneintreiber-Actioner Pay Day (2018) relativ zugängliche Unterhaltung. Avengement – Blutiger Freigang ist dagegen etwas schwerer verdaulich, und vor allem roh und brutal.
Und dieser Roheit und Brutalität ist es zu verdanken, dass Avengement – Blutiger Freigang von der deutschen FSK die Freigabe ab 18 Jahren verwehrt wurde. Auch wenn der Verfasser dieses Reviews Zensur, bzw. Schnittauflagen bei fiktiven Filmen jeglicher Art ablehnt, muss er dennoch – ohne die Verweigerungshaltung der FSK zu billigen – eingestehen, dass Avengement – Blutiger Freigang extrem brutaler, äußerst herber Stoff ist. Der Streifen weist eine Reihe unheimlich brachialer Kampfszenen auf, in denen im Grunde alle menschlichen Knochen splittern, reichlich Blut durch die Gegend spritzt und sogar unfaire „Hilfsmittel“ wie Säure zum Einsatz kommen. Dabei bietet Avengement – Blutiger Freigang einige äußerst gelungene Kampfchoreographien, die zwar nicht immer so kunstvoll und ästhetisch aussehen wie in manch anderem (Martial Arts-)Actionfilm, aber die Konfrontationen in Avengement – Blutiger Freigang sollen ja schließlich auch nach Knastschlägerei aussehen. Allerdings haben es Johnson und Co. hier fast schon ein wenig zu gut mit den Actionfans gemeint, denn nach der x-ten Klopperei kann man sich schon dabei ertappen, sich die nächste Pub-Szene herbeizuwünschen. Ein (leichtes) Übersättigungsgefühl ist während des im Gefängnis spielenden Teils der Handlung ist nicht zu leugnen, und außerdem … warum gibt es noch Monate nach Cains Inhaftierung immer noch Leute, die glauben, ihn besiegen zu können, obwohl sich schon zig Knackis vor ihnen blutige Nasen und gebrochene Körperteile eingefangen haben?
Mit der Wucht und Brutalität des Films einher geht eine düstere, von Hoffnungslosigkeit geprägte Atmosphäre. Schon der Song, der den Film einleitet und mich entfernt an das musikalische Leitmotiv von Der Profi (1981, mit Jean-Paul Belmondo – Musik: Ennio Morricone) erinnert, lässt bereits erahnen, dass Avengement – Blutiger Freigang keine komödiantischen oder (selbst)ironischen Züge aufweist und man macht sich automatisch Sorgen um das Schicksal des Protagonisten. Denn in einem Film, der bereits zu Beginn einen solchen Ton setzt, ist es nicht garantiert, dass es die Hauptfigur unbeschadet bis zum Ende schafft … wenn überhaupt. Aber auch danach wird Johnsons fünfte Zusammenarbeit mit Scott Adkins nicht optimistischer, da der von ihm dargestellte Cain Burgess immer tiefer in einen gnadenlosen Strudel der Gewalt gerät, ohne eine Chance, diesem zu entkommen. Also passt er sich den Umständen an und wird – innerlich wie äußerlich – immer mehr zur menschlichen Bestie. Diese Wandlung bringt Scott Adkins schauspielerisch glaubhaft rüber. Zwar wird aus dem Briten in diesem Leben höchstwahrscheinlich kein Charakterdarsteller, der sich irgendwann Hauptrollen in größeren Hollywoodstreifen aussuchen kann, aber ähnlich wie Jean-Claude Van Damme in einigen Filmen seit JCVD (2008) zeigt Adkins hier, dass er auch schauspielerisch fitter ist als mancher seiner Konkurrenten aus dem Direct-to-Video-Bereich. Aber auch einige seiner Avengement-Kollegen können bleibenden Eindruck hinterlassen, wie z.B. Craig Fairbrass und Nick Moran in ihren Schurkenrollen oder Kierston Wareing in der Rolle der Bez. Der Rest der Besetzung agiert solide bis zweckmäßig.
Avengement – Blutiger Freigang spielt sich in erster Linie in einem Pub ab; das dortige Geschehen wird aber immer wieder durch Rückblenden unterbrochen. Das könnte Freunden linearer Handlungen sauer aufstoßen und diese Erzählweise ist auch nicht gerade neu – mir hingegen gefällt diese Herangehensweise gut, da sie sich von den Plots der bisherigen Adkins/Johnson-Filme abhebt und das Interesse des Zuschauers aufrechterhält, da nach und nach alle Fragen geklärt werden, die man sich beim Ansehen von Avengement – Blutiger Freigang stellen könnte.
Unterm Strich ist Avengement – Blutiger Freigang nicht frei von Fehlern und wird (wahrscheinlich) auch nicht in einem Atemzug mit den Klassikern von Actionstars wie Schwarzenegger, Stallone, Van Damme oder Lundgren genannt werden, gehört aber dennoch zu Scott Adkins bisher besten Filmen und stellt viele frühere Filme des britischen Actionstars – darunter auch die unter der Regie von Jesse V. Johnson entstandenen Accident Man (2018) und Triple Threat (2019) – in den Schatten. Der Streifen ist packend, kompromisslos, roh und düster … und zeigt Scott Adkins in einer seiner besten Rollen, die nicht nur seine Fähigkeiten als Kampfsportler fordert. Mehr davon!
8-9/10
Kommentare
12.11.2019 20:46 Uhr - sonyericssohn |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Fand den ganz okay, aber auch ned wirklich überragend. Liegt womöglich an der von dir erwähnten Erzählstruktur.
Schwanke zwischen ner 6 und 7. Gute Präsentation wie immer Puni ! |
12.11.2019 21:06 Uhr - Punisher77 |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Vielen Dank, Sony!
Das mit der Erzählstruktur kann ich durchaus nachvollziehen. |
12.11.2019 22:09 Uhr - dicker Hund |
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Feine Kritik mal wieder. Der Film ist spätestens jetzt notiert. Ausgewählte Raubeinaction geht zwischendurch gerne.
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12.11.2019 22:26 Uhr - Kable Tillman |
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13.11.2019 00:22 Uhr - TheMovieStar |
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Gutes Review, hier haben wir mal wieder den gleichen Geschmack auch von der Wertung her. Saubere Arbeit, Punisher!
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13.11.2019 19:56 Uhr - NoCutsPlease |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Schöne Kritik wieder. Well done, Mr. Castle! :)
Und was den Film angeht, sind wir ja bekanntermaßen einer Meinung. |
13.11.2019 21:26 Uhr - Charlie Bronson |
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14.11.2019 05:44 Uhr - Punisher77 |
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