TC 2000 – Eine belanglose Mission
Jean-Claude Van Damme, Steven Seagal und Dolph Lundgren sind jedem Filmfan ein Begriff, aber wie sieht das eigentlich bei Billy Blanks aus? Immerhin ist der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Amerikaner Erfinder der Fitness-Sportart Tae Bo und hatte in zahlreichen Actionfilmen der späten 80er und 90er Jahre Haupt- und Nebenrollen bekleidet, Letzteres u.a. im Bruce Willis Klassiker „Last Boy Scout“ und dem Stallone/Russell-Reißer „Tango und Cash“. Bekanntheit erlangt hat er jedoch lediglich unter den Fans von billigen Videotheken-Kloppern, zu denen auch der nachfolgend besprochene „TC 2000 – Eine blutige Mission“ gezählt werden muss. Neben Billy Blanks sind mit Matthias Hues und Bolo Yeung zwei weitere B-Movie-Legenden dabei. Ok, nach hochwertigem Hollywoodkino klingt das nicht, aber taugt „TC 2000“ denn für den nächsten Bierabend mit Freunden?
Der Klimawandel führte dazu, dass die Wohlhabenden unter der Erde, in der sogenannten Unterwelt, leben, wo es schön kühl und angenehm ist, obwohl man davon nur karge Betonwüsten, Computerzentralen und Maschinenräume zu sehen bekommt. Die Armen haben sprichwörtlich den Kürzeren gezogen und müssen auf der Oberwelt in brütender Hitze schmoren. Klingt vertraut und das nicht nur, weil Greta Thunberg gerade vor dem realen Zukunftsszenario warnt, sondern weil schon damals Filme wie „Predator 2“ einen ähnlichen Ton angestimmt haben. Die TCs sind die Streifenpolizisten dieser dystopischen Zukunft und sollen Eindringlinge aus der Oberwelt von der Unterwelt fernhalten. Zwei dieser TCs, die besten, um genau zu sein, sind Jason Storm (Billy Blanks, „Tough and Deadly“, „American Karate Tiger“) und Zoey Kinsella (Bobbie Phillips, „Wes Craven's Carnival of Souls“). Während die toughe Zoey dem diktatorischen System bisweilen kritisch gegenüber steht, ist Jason staatstreu bis in die letzte Muskelfaser – und dennoch sind beide ein perfektes Team. Doch auch sie können den mysteriösen Gangsterboss Niki Picasso (Jalal Merhi, „Tigerkralle“-Reihe) nicht daran hindern, sich Zutritt zur Unterwelt zu verschaffen und eine Uzi zu stehlen (kein Witz!). Zoey stirbt, Jason kommt darüber nicht hinweg und quittiert den Dienst. Als er fälschlicherweise des Verrats bezichtigt wird, flüchtet er aus der Unterwelt und freundet sich mit dem Kung-Fu-Meister Sumai (Bolo Yeung, „Bloodsport“) an, welcher in der Oberwelt sein Dasein fristet. Gemeinsam wollen sie Niki Picasso und den wahren Mördern von Zoey das Handwerk legen, doch ein unaufhaltsamer Gegner stellt sich ihnen in den Weg: Der TC 2000 X – eine durch Hightech-Implantate wiedererweckte, manipulierte Zoey, die sich an ihr früheres Leben und ihren Partner Jason nicht mehr erinnern kann.
Auf dem Regiestuhl saß Timothy James Scott, welcher heutzutage vor allem im Serienfach beheimatet ist und u.a. zahlreiche Folgen von „Gotham“, „Star Trek: Discovery“, „Spartacus“, „Orphan Black“ und ganz aktuell „Doom Patrol“ inszeniert hat. Der Kanadier taucht zumeist unter seinem Kürzel T.J. Scott in den Credits seiner Arbeiten auf und weiß auch in seinem allerersten Spielfilm „TC 2000“, bei welchem er auch als Drehbuchautor in Erscheinung trat, grundsätzlich zu überzeugen, sofern man den Debüt-Charakter der Produktion in die Kalkulation miteinbezieht. Zumindest als Regisseur, denn er fängt Szenerie und Action, trotz des schmalen Budgets, stimmungsvoll ein, auch wenn zahlreiche Cuts ungeschickt gesetzt wurden und nicht jede Kameraeinstellung zur Übersichtlichkeit beiträgt. Die Inszenierung T.J. Scotts erinnerte mich phasenweise an B-Film-Legende Isaac Florentine, ohne dessen Klasse zu erreichen. Als Autor hingegen versagt er und präsentiert dem Zuschauer weder eine mitreißende Geschichte noch pointierte Dialoge oder einen Spannungsbogen. Dem wirren, hanebüchen konstruierten Plot von „TC 2000“ zu folgen, stellt sich für den Zuschauer bereits als mittelschwere Herausforderung dar.
Eine mittelschwere Enttäuschung ist die retortenmäßig klingende Filmmusik des Komponisten Varouje, welcher mit düsteren, doch 1000 Mal gehörten Synths Terminator- und RoboCop-Atmosphäre aufzubauen versucht. Richtig schlimm ist aber das Schauspiel der involvierten Mimikakrobaten. Bolo Yeung und Matthias Hues fallen zwischen all ihren laienhaft agierenden Kollegen nicht einmal negativ auf. Ja, SO schlimm ist dieses alberne Vorstadttheater, welchem der geneigte Zuschauer gute 90 Minuten beiwohnen muss. Was Billy Blanks an Schauspieltalent und Modegeschmack fehlt (das dunkle, bauchfreie Crop Top, welches er über 2/3 der Laufzeit trägt, entdeckt man heutzutage allenfalls noch als Betriebsbekleidung von Bordsteinschwalben), macht er mit seinen Martial Arts Fähigkeiten wett. Seine Kampfchoreografien sind abwechslungsreich und mit Highlights gespickt, vor allem zum Finale hin. Wenn mal nicht Billy Blanks die Fäuste und Füße schwingt, dann teilt Bolo Yeung kräftig aus. Besonders deren Duelle gegen Matthias Hues stellen jeweils spektakuläre Höhepunkte von „TC 2000“ dar. Leerlauf kommt so gut wie niemals auf, weil pausenlos geprügelt wird. Ich gebe zu, „TC 2000“ bietet schrecklich dumme, trashige 90 Minuten, aber langweilig wird es nie. Was noch fehlt ist eine Antwort zu meiner eingangs gestellten Frage: Ja, mit Freunden und kühlen, alkoholischen Getränken kann „TC 2000“ Laune machen. Auch an einem verregneten Sonnabend oder Sonntag darf er im Player rotieren. Von einem All-Time-Videotheken-Klassiker zu sprechen, wäre bei T.J. Scotts banaler Prügelparade jedoch zu viel des Guten.
Qualitätswertung: 4 von 10 Punkten
Unterhaltungswertung: 8 von 10 Punkten
Gesamtwertung: 6 von 10 Punkten
Und ich werde meine „TC 2000“ Blu-ray Greta Thunberg ausleihen, denn am Ende wird die Welt vor der Klimakatastrophe gerettet. Happy End!
Bis zum nächsten Review!
Hochachtungsvoll euer Kable Tillman
6/10