Léon - Der Profi
Originaltitel: Léon - The Professional
Herstellungsland: | Frankreich (1994) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Drama, Krimi, Thriller |
Alternativtitel: | The Cleaner Léon The Professional |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,16 (134 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Auftragskiller Léon führt ein isoliertes Leben ohne nennenswerte menschliche Beziehungen. Präzise und emotionslos geht er seinem Job nach. Sein durchorganisierter Alltag gerät aus den Fugen, als das Nachbarsmädchen Mathilda, dessen gesamte Familie von korrupten Cops ausgelöscht wurde, Hilfe suchend an seiner Tür klingelt. Notgedrungen nimmt er die frühreife Zwölfjährige bei sich auf, die nur ein Ziel kennt - Rache an den Mördern ihres Bruders. Gegen Mathildas kindlichen Charme ist der Profikiller wehrlos. Léon lässt sich überreden, ihr sein blutiges Handwerk beizubringen... (Kinowelt)
Mit "Léon - Der Profi" schuf Frankreichs Ausnahmeregisseur Luc Besson den Film, welcher heute von vielen als sein Meisterwerk angesehen wird. Dabei diente er ursprünglich nur dazu, eine längere Pause in der Vorproduktion von Bessons eigentlichem Herzensprojekt "Das Fünfte Element" zu überbrücken. Das Regie-Mastermind zeigte hiermit jedoch, dass ihm auch Werke gelingen, in die er nicht sein ganzes Herzblut steckt.
Und was für ein Film "Léon - Der Profi" geworden ist! Eine Mischung aus hartem, stilisiertem Actionthriller und sentimentalem Drama, das von hervorragenden Akteuren getragen wird. Auf dem Papier erzählt der Film nur eine simple Rachegeschichte, aber die vielschichtigen Charaktere und die souveräne Inszenierung heben ihn weit über den Durchschnitt hinaus. Die subtile Beziehung zwischen dem traumatisierten, aber schlagfertigen Mädchen Mathilda und dem wortkargen titelgebenden Berufsmörder, der hinter seiner harten Schale einen weichen Kern verbirgt, wirkt immer glaubwürdig und zieht einen von Anfang an in den Bann. Trotz einiger problematischer Implikationen vermeidet Besson, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, dabei gekonnt eine unangemessene Verherrlichung von Pädophilie und zeichnet vielmehr das Porträt zweier Außenseiter, die sich zwar gegenseitig ergänzen, aber kein Liebespaar sein können.
Dass die Beziehung zwischen den beiden so realitätsnah geriet und ihre Charaktere immer dreidimensional bleiben, ist dabei auch, wie erwähnt, der großartigen Besetzung zu verdanken. Bessons Lieblingsschauspieler Jean Reno in der Rolle seines Lebens als in sich gekehrter, aber immer zielstrebig handelnder Auftragskiller Léon nimmt einen sofort mit seinem Charisma für sich ein. Die damals erst zwölfjärige Natalie Portman in ihrer allerersten Filmrolle als leidgeprüfte, aber trotz allem vorwitzige Mathilda wächst dem Zuschauer mit ihrem ersten Auftritt ans Herz. Den fiesen Bösewicht Norman Stansfield, einen korrupten Drogenfahnder, gibt der extrem vielseitige Gary Oldman, der trotz seiner überdrehten Darbietung eine allgegenwärtige Bedrohlichkeit ausstrahlt. Seine Rolle wurde dabei zur Blaupause für zahlreiche ähnliche Filmschurken, die in den folgenden Jahren auftreten sollten. In Nebenrollen sieht man noch weitere Charakterdarsteller wie den vor allem durch Fernsehserien bekannten Michael Badalucco als Portmans unverantwortlichen Filmvater und den kürzlich verstorbenen Danny Aiello (u.a. "Der Pate II", "Es war einmal in Amerika", "Jacob's Ladder") in einer typischen Rolle als zwielichtiger Mafioso, der gleichzeitig aber auch Léons Freund und Mentor ist. Außerdem hat Bessons damalige Freundin Maïwenn Le Besco, die in "Das Fünfte Element" als blauhäutige Aliendiva auftreten sollte, mittlerweile selbst eine anerkannte Filmemacherin ist und deren Beziehung zum damals doppelt so alten Regisseur als Inspiration für den Film diente, einen kleinen Kurzauftritt. Ebenso wie der französische Darsteller Jean-Hugues Anglade, der in Bessons Vorgängerwerk "Nikita" eine größere Rolle innehatte.
Auch das Team hinter den Kulissen erbringt hier Bestleistungen. So fängt Kameramann Thierry Arbogast, der seit "Nikita" bei allen Filmen Bessons diese Funktion ausübt, beeindruckende Aufnahmen der Hochhäuserschluchten des Big Apples ein, die sich von den eher klinischen Aufnahmen amerikanischer Produktionen wohltuend abheben. Die Montage der Cutterin Sylvie Landra, welche mit Besson auch bei seinen folgenden Werken "Das Fünfte Element" und "Johanna von Orleans" zusammenarbeiten sollte, verleiht sowohl den ruhigen Dialogszenen, als auch den zwar eher rar gesäten, dafür aber wuchtig inszenierten Schießereien und Explosionen den passenden Rhythmus. Und zuletzt untermalt Bessons Stammkomponist Eric Serra den Film mit mal düsteren, mal gefühlvollen Themen, die im Kopf bleiben. Stings melancholische Ballade "Shape Of My Heart", die während der letzten Szene und beim Abspann zu hören ist, setzt dazu schließlich einen sentimentalen Schlusspunkt. Auch wenn sie, zumindest meiner Meinung nach, nur haarscharf am Kitsch vorbeischrammt.
"Léon - Der Profi" ist letztlich ein recht ungewöhnliches Werk: eine französische Produktion, die hauptsächlich in Amerika und auf Englisch gedreht wurde und eines der unkonventionellsten Leinwandpaare bereithält. Die ikonischen Charaktere und packende Inszenierung wurden dabei stilbildend für das Actiongenre. Der Film bietet die richtige Balance zwischen Spannung, Tragik und Spektakel. Dabei spart er auch nicht an Humor - beispielsweise in einer herrlichen Szene, in der Mathilda mit Léon ein Spiel spielt, in der sie abwechselnd bekannte Persönlichkeiten aus der Popkultur imitieren. Dazu nimmt er, wie erwähnt, seine Figuren sehr ernst und sorgt dafür, dass sie dem Zuschauer mit zunehmender Laufzeit ans Herz wachsen. Dies wird noch verstärkt im rund 22 Minuten längeren Director's Cut (wobei Luc Besson diese Bezeichnung für die längere Fassung allerdings ablehnt), der die Beziehung zwischen den Hauptfiguren noch vertieft und den ich im Oktober anlässlich der 4K-Restauration des Films in einem IMAX-Kinosaal erstmals auf großer Leinwand erleben konnte.
Ich muss dazu erwähnen, dass ich den Film auch zuvor noch nicht komplett immer nur auszugsweise gesehen hatte und diese erste Komplettsichtung damit definitiv etwas Besonderes war. In Bessons Filmographie gebe ich zwar seinem Folgewerk "Das Fünfte Element" den Vorzug (ich stehe eben mehr auf eskapistische Weltraumepen), aber "Léon" bleibt ebenfalls ein Erlebnis. Ganz egal, in welcher Fassung man ihn sich anschaut.
Kommentare
23.12.2019 08:37 Uhr - dicker Hund |
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Informative Besprechung eines Ausnahmewerkes.
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24.12.2019 18:54 Uhr - Giant P |
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Wieder ein guter Bericht.Über den Film muss man nicht viele Worte verlieren. Einfach nur genial.
Schade , dass es heute selten solche Filme gibt. Gary Oldman war nie besser |
25.12.2019 02:46 Uhr - spobob13 |
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@cabal666
Gut gemacht :-) Viel Hintergrundwissen zu einem Film über den fast alles schon gesagt wurde. Einfach nur Kultkino. Irgendwo zwischen Top 10 und Top 50 der besten Filme aller Zeiten. |
26.12.2019 20:23 Uhr - Gorno |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Tolle Kritik zu meinem all time Lieblingsfilm :)
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