Nightmare 5 - Das Trauma
Originaltitel: A Nightmare on Elm Street 5: The Dream Child
Herstellungsland: | USA (1989) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Horror, Thriller |
Alternativtitel: | Nightmare V Freddy 5 |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 7,29 (99 Stimmen) Details |
"Ist ja komisch, auf dem Namensschild steht 'Amanda Krueger'."
Ja, echt zum Brüllen komisch - obwohl der Nonne, die da "versehentlich" bei den einhundert Insassen des örtlichen Irrenhauses eingeschlossen wird, vermutlich nicht so wirklich zum Lachen zumute ist. Besagte Insassen hingegen finden es wiederum sehr amüsant und machen sich auch sogleich über die Betschwester her...
... und zum Glück wacht Alice in diesem Moment auf. Oder vielleicht doch nicht? Möglicherweise hat der eigentliche Alptraum ja gerade erst begonnen...
"ES IST EIN JUNGE!"
Regisseur Stephen Hopkins (Predator 2, Der Geist und die Dunkelheit u.a.) schickte anno 1989 Hollywoods Lieblingsantagonist Freddy Krueger zum fünften Mal auf Traumreise. Abermals erfuhr Robert Englunds Paraderolle in "A Nightmare on Elm Street 5: The Dream Child" - anderer Regisseur, andere Herangehensweise - eine leichte charakterliche Abwandlung: Wurde er in den vorangegangenen Teilen eher zum oneliner-kloppenden Comedy-Killer stilisiert, machte Hopkins in Teil 5 einen bitterbösen Sarkasten aus ihm. Zwar legt er immer noch lockere Schlagfertigkeit und Situationskomik an den Tag, doch sind seine Sprüche und Scherze diesmal ungleich makaberer als noch in Nightmare 3 und 4. Der Humor ist also noch da, nur ist er ungleich schwärzer und bösartiger als noch in den Vorgängern.
Freddys Gegenspielerin ist hier erneut die von Lisa Wilcox gespielte Alice (Anm.: Wilcox ist somit nach Heather Langenkamp die einzige Schauspielerin, die mehr als einmal in einer Hauptrolle gegen Freddy antrat). Sie ist gerade mit der High School fertig und freut sich auf ihr neues Leben, doch macht ihr der Alptraum-Killer einen Strich durch die Rechnung, als er sie unerwartet und ungebeten wieder aufsucht. Da Alice als Herrin der Träume (Anm.: s. Teil 4) ihm aber eigentlich den Weg versperrt hat, beginnt alsbald das Rätselraten: Wie hat Freddy wieder zurückgefunden? Die Antwort: Er benutzt die Träume ihres ungeborenen Kindes!
Diese Eingebung der Macher war geradezu genial, weil sie Freddys Zugriff auf die Kids erneut vollkommen unberechenbar macht. Waren es im Vorgängerteil noch Alice's Tagträume, welche ihn auf ihre Freunde zugreifen ließen, die sie jedoch zu kontrollieren gelernt hat, kann Freddy über die Träume ihres Babys wieder zurückkehren, während er die geernteten Seelen seiner Opfer an den Nachwuchs verfüttert und ihn so zu seinesgleichen macht. Der Themenkomplex Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt zieht sich dabei von Beginn an durch die gesamte Handlung des Films: Bereits die psychedelisch anmutende Opening-Credits-Sequenz mit völlig verdreht wirkenden Nahaufnahmen von verschlungenen Körpern beim Sex gibt hier die Richtung an, gefolgt von der eingangs beschriebenen Alptraumszene, in welcher Alice die Perspektive von Schwester Amanda einnimmt; schließlich wird sie dann auch noch Zeugin, wie Freddy als dämonisch entstelltes Baby von Amanda geboren wird (Anm.: Was für ein hässlicher kleiner Scheißer!). Gemeinsam mit dem Untertitel des Films - "The Dream Child" - macht der Film also eigentlich von Anfang an keinen Hehl daraus, wie Freddy abermals zurückkehren konnte bzw. was er vorhat. Dennoch fügt sich diese Konstellation erst im weiteren Verlaufe des Films zu einem Gesamtbild, das einem womöglich sogar erst nach mehrmaliger Sichtung aufgehen mag.
Auffallend ist, dass Freddy sich - man könnte rückblickend sagen, im Verlauf der gesamten Nightmare-Reihe - ziemlich weit von seinem ursprünglichen Beuteschema entfernt hat. Die jungen Erwachsenen, mit denen er aus nostalgischen Gründen noch eine Rechnung zu begleichen hat, können kaum mehr als Teens, geschweige denn als Kinder betrachtet werden. Insofern war es ein ganz guter Kniff, dass Alices Sohn Jacob als Traum-Entität die Form eines Kindes annimmt. Seinen Part übernahm der damals 11-jährige Whit Hertford, später zu bewundern in einer Nebenrolle in Jurassic Park, dessen traurige Gestalt und Mimik perfekt in dieses düstere Setting passt und der der Inszenierung eine nochmals stärkere Wirkung verpasst - einfach dadurch, dass er ein Kind ist. Immer wenn Kinder im Horror beteiligt sind, intensivieren sich (Anm.: zumindest mir geht es so) die Emotionen, insbesondere die Ängste des Zuschauers nochmals deutlich, so auch hier.
Was ebenso auffällt, ist der geringe Bodycount, der in diesem Film nur 3 - in Worten: Drei! - Teenagerleben fordert und somit die geringste Opferzahl der gesamten Reihe darstellt, was diesem Teil nicht selten als negatives Kriterium angelastet wurde. Zugegeben: Freddy ist diesmal äußerst geizig mit dem Einsatz seiner Klingen - dafür sind die Kills in "Nightmare V" allerdings recht spektakulär geraten [ACHTUNG: Spoiler!]: Dan (Danny Hassel) als Motorradmann und Greta (Erika Anderson) als Stopfgans sind auch heute noch übel anzusehen. Beim letzten Ableben allerdings schrammt die Darstellung auch hart am Slapstick vorbei , nämlich als Alices Kumpel und Comic-Freak Mark (Joe Seely) zu Konfetti verarbeitet wird [Spoiler Ende]. Spekulation: Möglicherweise war die Bestrebung dahinter ja der Grundsatz "Weniger ist mehr", so dass man sich bei den wenigen Kills entsprechend kreativ austoben konnte.
Interessant ist das Wiederaufgreifen der Handlung um Freddys Mutter Amanda (Beatrice Boepple), das gewissermaßen zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird [ACHTUNG: Spoiler!]: Freddy benutzt sie zunächst, um wieder auf der Bühne erscheinen zu können, doch ist es auch sie, die weiß, wie man ihn aufhalten kann und die letztlich die Bürde auf sich nimmt, ihm als Gefängnis zu dienen. Dazu muss sie allerdings erst aus ihrem irdischen Dasein erlöst werden - und hier schleicht sich eine kleine, storytelling-mäßige Ungereimtheit mit ein: Warum sie nie begraben wurde, wie Mark überhaupt darauf kommt, dass sie nie begraben wurde und weshalb sie (Anm: lebendig? oO) in der stillgelegten Irrenanstalt eingemauert wurde, wird nicht näher erörtert [Spoiler Ende]. Das ist einigermaßen schade, da die Story ansonsten sehr ausgefeilt erscheint, jedoch in diesem elementaren Punkt sehr nachlässig behandelt wurde.
Fazit:
Das ist er also. Jener Film, jener Teil der "Nightmare"-Reihe, der mich im zarten Alter von 12 Jahren zum Freddymaniac machte. Rückblickend betrachtet kann ich es folgendermaßen erklären: Natürlich hatte ich schon zuvor von "Nightmare on Elm Street" gehört, insofern hatte ich eine ungefähre Ahnung, was mich erwarten würde. Als ich damals sah, dass der Teil im Fernsehen lief, zeichnete ich ihn über den Familien-VHS-Recorder heimlich auf (von TV-Zensuren hatte ich damals noch keine Ahnung), und als ich ihn am folgenden Tage nach der Schule sichtete, war ich schockiert und begeistert gleichermaßen. Freddy war böse, Freddy war eklig, er war düster, krank und sarkastisch - und trotzdem war er irgendwie witzig. Und da ich mich zu dieser Zeit häufiger eher mit Antagonisten als mit positiven Helden identifizieren konnte, da mir diese oftmals zu moralisch daherkamen, wurde Mr. Krueger somit schnell zu einem meiner Lieblinge. Zeitgleich war es für mich die Einstiegsdroge in eine härtere Gangart im Horror-Genre, ein Neuland, das ich mutprobenmäßig allein betreten hatte, verbunden mit dem verruchten Geschmack des Austricksens meiner Mutter, die sich mit unserem Videorecorder nicht so richtig auskannte.
Somit lässt sich sicherlich festhalten, dass ich diesen Teil sehr stark durch die Nostalgiebrille betrachte und ihm u.a. deshalb eine entsprechend hohe Wertung verpasse. Abgesehen aber davon, dass Nightmare V einen besonderen Platz in meinem Horror-Herzen hat, ist er von der Machart einfach bösartiger und düsterer als noch Teil 3 und 4, welche stark in Richtung Party-Slasher tendierten - was manche Fans an diesem Teil (Anm.: nebst der geringen Opferzahl) möglicherweise gestört hat, mir persönlich aber, damals wie heute, ganz allgemein und unabhängig von der "Nightmare"-Reihe schlicht besser gefällt.
"School's out, Krueger!"
Kommentare
21.07.2020 07:56 Uhr - dicker Hund |
|
21.07.2020 11:42 Uhr - Lukas |
|
![]() |
Gelungene und angenehm zu lesende Kritik! Nur die R-rated vs. Unrated Thematik wäre aus meiner Sicht gerade bei Teil 5 unbedingt noch erwähnenswert.
|
21.07.2020 14:30 Uhr - McGuinness |
|
21.07.2020 16:29 Uhr - Fratze |
|
23.07.2020 12:28 Uhr - CrazySpaniokel79 |
|
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

