Anmerkung (Mitglied in meiner Trash-Top-Ten;-)
Regisseure könnten unterschiedlicher nicht sein: Murnau, Lang, Hitchcock, Sturgis, Kubrick, Coppola, Scorsese, Spielberg, Lucas, Scott, Demme, Verhoeven, Tarantino.....Michael Bay. Ich denke das jeder der hier aufgeführten Filmemacher seine ganz eigene Vision zum Thema Kino hat(te). Ich selber kategorisiere Filme durchaus nach einem gewissen Stellenwert. Dieser beinhaltet für mich vor allem Zeitlosigkeit, welche weder Mode, Zeitgeist noch Moral etwas anhaben können. Michael Bay, ehemaliger Videoclip-Regisseur, steht aus diesem Grund nicht ganz oben auf meiner Hitliste. Seine Filme präsentieren sich laut, schrill und geradezu aufdringlich. Seine Handschrift beruht auf der Kunst, Musiker während drei bis vierminütigen Promoclips gekonnt in Szene zu setzen. An dieser Stelle muß die Frage erlaubt sein, ob so ein Mann auch für Hollywood-Produktionen geeignet ist...
ARMAGEDDON:
Als ein Asteorid mit der Größe von Texas kurz vor dem Aufprall mit Mutter Erde steht, bleibt der großen NASA nur noch eine Rettung: Ölbohrfachmann Harry Stamper und seine Crew landen, nach einem Crashkurs als Astronauten getarnt auf dem Ungetüm, und sollen seine Flugbahn mittels Atombomben umlenken...
ANALYSE:
Ich habe diesen sogenannten Blockbuster damals im Kino gesehen und war...begeistert. Ja, ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage ;-) Dieses Werk hat an für sich alles, was ich an Filmen furchtbar und nervig finde: aus allen Ecken triefender US-Pathos, gefühlte hundert Schnitte pro Minute und daneben eine äußerst fragwürdige Mischung aus ca. sechs Genres. Dennoch, ARMAGEDDON unterhält mich immer noch prächtig, egal wie dumm und unglaubwürdig die Story auch sein mag, wie Reißbrettartig die Charaktere auch erscheinen und daneben immer wieder gezeigt wird, das die US-Flagge aus roten und weißen Streifen besteht.
Ganz klar muß gesagt werden, das dieser Sommerhit des Jahres 1998 mit Popcorn, Chips und einem Glas Bier durchaus Spaß bereiten kann...solange man sein Gehirn vorher im Kühlschrank ablegt! Die Unzahl an Logiklöchern sowie der lärmende Bombastsoundtrack könnten einem, neben der Videoclip-Ästhetik ansonsten ziemlich zu schaffen machen. Daneben ist der Film ein Paradebeispiel für das Talent Bays, den beteiligten Schauspielern eine Menge Überzeugungsarbeit abzunehmen, da seine Inszenierung in erster Linie durch Schnitt, Optik und Randnotizen besteht: Hier zählt nicht der Schauspieler, sondern die Szenerie in der er sich bewegt. Bis heute unsagbar dämlich finde ich z.B. die Verwurstung aus einem halben dutzend Genres, wobei auch das keine große Überraschung ist: Das Drehbuch stammte aus der Feder von ca. zwölf Autoren! Folgerichtig haben wir es hier mit einem Mix aus Drama, Science-Fiction, Katastrophenfilm, Liebesschnulze, Komödie und Action zu tun. Eine Mischung welche eindeutig auf zu vielen Hochzeiten tanzt und dadurch mehr als einmal zu unfreiwilliger Komik führt. Das komische an der Sache ist jedoch, das die Schauspieler sichtlich Spaß bei ihrer Arbeit zu haben scheinen.
Steve Buscemi, Peter Stormare und William Fichtner waren bis dato eigentlich aus der Independent-Ecke bekannt. Bruce Willis dagegen hatte erst vier Jahre zuvor seinen Durchbruch in ernsthafteren Filmen geschafft (Pulp Fiction) und so drängt sich natürlich die Frage auf, ob hier nicht ein fetter Gehaltsscheck den Ausschlag für ihre Unterschriften gab? Seit diesem Film halte ich Ben Affleck übrigens für einen absolut talentfreien Schauspieler, da seine hölzernd, blasse Vorstellung selbst in dieser Reißbrett-Produktion übel aufstößt. Liv Tyler spielt die Rolle der aufmüpfigen Tochter und posiert beim Take-Off lächelnd vor der US-Flagge, bevor am Ende auf die Tränendrüse gedrückt wird und sie (plötzlich völlig) allein im Kontrollcenter am Monitor sitzt um ihrem Vater lebewohl zu sagen... Abgesehen von ihrer deutschen Synchronstimme, die zum Teil sehr nervig klingt, macht Tyler ihre Sache ganz gut. Livs wirklicher Vater, Aerosmith-Sänger Steven Tyler, steuerte mit seiner Band einen echten Schmachtfetzten zum Film bei, der sogar die Spitze der Charts erreichte, und die finalen Szenen begleitet.
Die Story detalliert auseinanderzunehmen halte ich für überflüssig, da Armageddon wirklich kein anspruchsvoller Film ist. Er steht für Bombast, Effekthascherei und vor allem MTV-Schnitt. Unterhalten kann mich Bay hier jedoch ähnlich gut wie mit "The Rock", der ebenfalls mit so manch albernen Szenen aufwartet. Alles was vorher (Bad Boys) und nachher (Pearl Harbor, Transformers) kam, ist mit Ausnahme von "Die Insel" nicht mein Ding. Abschließend kann ich ARMAGEDDON den Leuten empfehlen, welche nicht bei jeder Szene auf Realitätstreue wert legen und daneben mit übertriebenem US-Pathos klarkommen. Im Vergleich zum Zeitgleich erschienenen "Deep Impact", welcher mehr als Melodram durchgeht und bis auf den Schluss auf Knalleffekte verzichtet, überzeugt mich "Armageddon" jedoch um einiges mehr. Hier geht es trotz der kitschigen Liebesgeschichte zur Sache, und die Zeit vergeht wesentlich unterhaltsamer. Beide Filme stehen für die Weltretter aus den USA, was gerade seit 9/11 mehr als nervt. Im Erscheinungsjahr (1998) waren mir die Vereinigten Staaten aber auch noch um einiges sympathischer...
5/10