Ursprünglich war das Drehbuch des 2009 erschienen Torture-Horrors The Collector als geplantes SAW Prequel angedacht, wurde aber auf Grund diverser Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Autor Marcus Dunstan und den SAW Verantwortlichen abgelehnt. Wie es das Leben so will, verwendete er daraufhin seine Ideen in leicht abgewandelter Form für sein eigenes Projekt und die nicht ganz uninteressante Figur des blutrünstigen Collectors war geboren. Trotz des eher durchwachsenen wirtschaftlichen Erfolgs (8 Millionen Dollar Budget vs. 10 Millionen Dollar weltweitem Einspiel) und schlechter Resonanzen seitens der Kritiker wurde "The Collector" von den Fans größtenteils sehr positiv wahr genommen, was Dunston wohl dazu bewegte, dass bisher erste und letzte Sequel "The Collection" 2012 nachfolgen zu lassen. The Collection folgt dem typischen höher, größer, weiter Fortsetzungsprinzip und setzt auf noch mehr Action, gemeinere Fallen, mehr Blut und noch mehr schonungslose Gewalt.
Während die optischen Schauwerte ein "Update" erfuhren, konzentriert sich Dunston, was die Geschichte an geht, aufs Wesentliche und setzt auf einen möglichst einfachen Storyaufbau mit wenig Tiefe, aber dafür um so mehr Geradlinigkeit, womit wohl auch die relativ kurze Laufzeit von knapp 78 Minuten erklärt wäre. Die hübsche Elena (Emma Fitzpatrick) geht mit zwei Freunden auf eine Underground Techno Party. Es dauert nicht lange, da schlägt der Collector wieder zu und zerhackselt alle Partygäste mit einer Art übergroßem Mähdrescher. Nur Elana kann fliehen und trifft bei ihrer Flucht auf den in einer Kiste gefangenen Arkin (Josh Stewart), dem Überlebenden aus dem ersten Teil, der immer noch der Folter vom Collector (Randel Archer) ausgesetzt ist. Arkin kann schwerverletzt entkommen, während Elena in die Kiste eingesperrt wird. Ein paar Tage später wird Arkin von Söldnern, welche Elenas Vater, der Gangsterboss Peters (Christopher McDonald), geschickt hat, aus dem Krankenaus entführt, damit er die Einheit zum Quartier des Collectors lotst um Elena zu befreien. Doch der Collector ist in seinem Domizil, dem Hotel Argento, gewappnet und erwartet die Eindringlinge auf seine eigene blutige Art und Weise...
Ja das ist wirklich ein beachtliches Tempo, was The Colletion hier an den Tag legt. Langweile und belangloses Beiwerk sucht der Zuschauer vergebens, ebenso wie irgendwelche Hintergrundinformationen oder auch den Anspruch an nur einen Funken Nachvollziehbarkeit. Wer ist der Collector? Wieso ist der Collector so wie er ist? Warum mutieren gefolterte Opfer zu willenlosen Zombies und vor allem nach welchem Muster geschieht das? Was befriedigt ihn daran, immer nur einen Auserwählten in eine Kiste zu sperren und zum nächsten Tatort mitzunehmen? Wie schafft er es, die kaum menschenmöglichen Fallen alleine einzurichten? Es müssen ja nicht gleich alle Fragen beantwortet werden und wer mich kennt, weiß dass ich ein Freund von "straight to the point" Unterhaltung bin, aber im Falle von The Collection sind selbst mir die gelieferterten Motive zu wenig und die für Gott Gegeben erklärten Inhalte ein kleines bisschen zu viel. Der oft erteilte Rat, das Gehirn aus zu schalten und dann zu konsumieren ist bei Dunstons Schlachtpalette angebrachter den je.
Wer aufs Nachdenken verzichtet und sich von reichlich spritzendem Blut, sadistischen Fallen sowie detailiert ausgiebigen Goreeffekten gut unterhalten fühlt, ist beim streckenweise recht spannenden The Collection genau an der richtigen Adresse. Dabei kann sich die Wertigkeit der vorwiegend klassischen Handwerkskunst durchaus sehen lassen, obgleich der finale Showdown im CGI Flammenmeer dank desaströs schlechter Computeranimationen total in die sprichwörtliche Hose gegangen ist. In Punkto Einfallsreichtum, Vielschichtigkeit und Abwechslung der dargebotenen Fallen muss sich The Collection in keinster Weise vor seinem großen Bruder SAW verstecken und auch der Härtegrad mit anfallendem Bodycount ist nicht von schlechten Eltern. Kein Wunder, dass die freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft der ungeschnittenen Version die Jugenfreigabe verweigerte, uncut ist der Film in Deutschland nur indiziert und mit Spio/JK Siegel erhältlich.
Von einem ausgezeichnet erfüllten Job kann man auch bei den gewählten Schauspielern sprechen, welche dem Werk zusammen mit der im Großen und Ganzen gelungenen technischen Realisierung resumierend betrachtet einen professionellen und gefälligen Gesamteindruck verleihen. Josh Stewart als Arkin hat beispielsweise eine markante Austrahlung, die durch leidvolles Mimikspiel in den dramatischen Szenen unterstrichen wird, während Emma Fitzpatrick ihren Part als taffes, aufmüpfiges Opfer, welches sich durchaus zu wehren weiß, emotional bewegend verkörpert. Für die Besetzung der Söldnergruppe, in welcher nach der "Who is next" Formel einer nach dem anderen blutrünstig das Zeitliche segnen darf, wurden mit Lee Targesen (Lucello), Shannon Kane (Paz) und Andre Royd (Wally) solide agierende Akteure gefunden. Die für mich beste Leistung des Films liefert Christopher McDonald als besorgerter Vater und Mafiaoberhaupt ab, die empfundene Sorge um seine Tochter bringt er absolut authentisch auf die Leinwand. Die schauspielerische Performance vom Collector, welcher von Randel Archer dargestellt wird, kann nur schwierig bewertet werden, da dieser sich den ganzen Film nur hinter seiner Maske versteckt, kein Wort spricht und auch kein Gesichtsausdruck erkennbar ist.
Das finanzielle Abschneiden von The Collection darf wie schon beim Original als ziemlich ernüchternd bezeichnet werden, bei Produktionskosten von 8 Millionen Dollar wurden lediglich 9,5 Millionen Dollar an den weltweiten Kinokassen eingenommen. Ähnlich negativ schnitt der Streifen auch bei den Kritikern ab, die den Film förmlich in der Luft zerrissen und nur für hartgesotene Fans eine Empfehlung aussprachen. Trotz alledem gab Josh Stewart am 02. Mai 2019 bekannt, dass es eine weitere Fortsetzung mit dem Titel The Collected geben soll, an welcher derzeit wohl gearbeitet wird. Ich für meinen Teil sehe mich ungeahndet des missratenen Showdowns und der etwas sehr oberflächlichen Herangehensweise vom saubrutalen, spannenden und kurzweiligen zweiten Vertreter des inoffiziellen SAW Spin Offs gar nicht mal so schlecht unterhalten, die teilweise drastische Gewalt ist aber der Fairness halber erwähnt nicht unbedingt jedermanns Sache. MovieStar Wertung: 6,5 zur 7 aufgerundete Punkte.
7/10