Die Vorstellung, sich die perfekte Frau zusammenstellen zu können, mag sich für so manchen Herren der Schöpfung recht verlockend anhören. Man(n) nehme die Brüste von Dolly Buster, den knackigen Hintern von Anastasiya Kvitko, die langen Beine vom schwedischen Topmodel La Ostergren, die bezaubernden Augen von Irina Shayks und ganz auf der Brennsuppe daher geschwommen sein sollte sie wohl auch nicht, fertig ist das Superweib. Dass beim Gott spielen auch einiges schief gehen kann, zeigte Frank Henenlotter 1989 in seiner von Mary Shelleys Frankenstein lose inspirierten, etwas ungewöhnlichen Horrorkomödie Frankenhooker, welche mit einem Budget von knapp 1,5 Millionen Dollar die bis dato teuerste Produktion des amerikanischen B-Movie Regisseurs darstellte. Außerdem sind auch leichte Paralleln zu H. P. Lovercrafts kurz zuvor erschienenen Bride of the Re-Animator nicht von der Hand zu weisen.
Wer Henenlotters andere skurrilen Werke wie zum Beispiel Basket Case (1982), Elmer (1988), Basket Case 2 (1990) uns Basket Case 3 (1991) aus seiner früheren Schaffensperiode kennt, dem sollte bewusst sein, dass auch Frankenhooker sich von seiner Ausrichtung her an eine eher alternative Zielgruppe richtet, wobei hier dieses Mal das Hauptaugenmerk neben Splatter und mysteriösen Wesen eindeutig auf pechschwarzen Humor gerichtet ist. Sein Protagonist, der etwas abgedrehte Hobbychirug Jeffrey Franken (James Lorinz), startet sein Experiment allerdings nicht zum reinen Selbstvergnügen, sondern lediglich um seine bei einem Unfall von einem Rasenmäher zerfetzte Verlobte Elizabeth Shelley (Patty Mullen) wieder zu beleben, von welcher nur noch der Kopf übrig geblieben ist. Die für die Reanimitation benötigten Körperteile tackert er sich von unterschiedlichen Prostiuierten entwendet zusammen und erweckt seinen "Schatz" eines Nachts mit viel Elektrizität zum lebendigen Frankenhooker. Doch Elizabeth gerät außer Kontrolle. Sie lebt die Persönlichkeiten ihrer Spenderinnen aus und geht zum Unwollen von Jeffrey im wahrsten Sinne des Wortes auf tödlich (s)explosive Freierjagd...
Die eigentliche Faszination geht bestimmt nicht von der handwerklichen Klasse, der großartigen Spannung oder dem blutrünstigen Gemetzel aus, wer jene Erwartungshaltung hegt, wird wohlmöglich enttäuscht werden. Henenlotter setzt eher auf eine schaurig schöne, morbide Atmosphere, grotesk abgefahrene Inhalte sowie die bewusste Auslotung und Infragestellung des guten Geschmacks. Wenn Jeffrey beispielsweise nach verbalem Monolog dem abgeschnittenen Haupt seiner verstorbenen Verlobten Wein zum Trinken gibt, sich selbst zur Entspannung ein Loch Richtung Gehirn bohrt, bekiffte Cracknutten dank gestrecktem Stoff explodieren, oder auch im etwas überraschenden aber gleichfalls gelungenen Finale mutierte Körperteile ein Eigenleben entwickeln, wird durch die bewusste derb-trashige, klamauckige Übertreibung für eine spürbare Diskrepanz zwischen Für und Wieder, zwischen Ablehnung und Staunen sowie zwischen Interesse und Langweile beim Publikum gesorgt. Ich persönlich fühlte mich gesamtheitlich zwar angenehm unterhalten, hätte mir aber phasenweise auch ein wenig mehr Ernsthaftigkeit gewünscht.
Der Splattergehalt von Frankenhooker definiert sich meist über abgetrennte Gliedmaßen wie Arme, Hände, Beine und Köpfe sowie massenhaft explodierende Körper. Die handgemachten Effekte mit klassischer Pyrotechnik sind auch für B-Movie Verhältnisse und unter Berücksichtigung der überschaubaren finanziellen Möglichkeiten als bestenfalls mittelprächtig zu bezeichnen. Dass geht selbst unter limitierten Vorzeichen deutlich besser, passt aber auch irgendwie zu Henenlotters zelebrierten Trashinferno, welches durch jede Menge nackte Tatsachen nochmals zusätzlich unterstrichen wird. Eine größtenteils blutleere Inszenierung und der bereits erwähnte belustigende Unterton sorgen für eine deutliche Abmilderung der graphischen Gewalt, weswegen die ursprünglich bis 2008 existente Indizierung und die offiziell gekürzte 18er Fassung meiner Meingung nach unfreiwillig komisch wirken. Im April 2008 wurde Frankenhooker neu geprüft, seit dem dürften auch Jugendliche ab 16 Jahre dem spassigen Treiben unzensiert beipflichten.
Offen ausgesprochen passen sich die Darsteller dem Niveau der technischen Umsetzung an, es agieren bis auf ein bis zwei positive Ausnahmen nur talentbefreite Amateurschauspieler, die sich aber den Umständen entsprechend wacker schlagen. James Lorenz als freakiger Möchtegern Doctor Franken vermittelt meiner Ansicht nach die Verrücktheit seiner Rolle zufriedenstellend, obgleich zwischen einer richtig überzeugenden Performance noch Welten liegen. Patty Mullen als Ehefrau Elizabeth und durchgeknalltes Zombiewesen Frankenhooker wirkt mit ihren roboterartigen Bewegungsabläufen sowie spastigen Gesichtsverrenkungen wie eine genial-ulkige Persiflage Frankensteins. Als definitive Fehlbesetzung kann Joseph Gonzalez als Zuhälter Zorro genannt werden, wer diesen bemittleidenswerten C-Akteur gecastet hat, muss offensichtlich an akuter Wahrnehmungsstörung gelitten haben.
Dabei ist Frankenhooker mit nichten Henenlotters bester Trashschinken, an die Morbidität eines Basket Case oder die beklemmende Düsterkeit eines Elmers kommt der Streifen nicht ganz heran. Es reicht aber ohne Zweifel für ein kleines unterhaltsames B-Filmchen, welches sich ausschließlich an ein spezielles Publikum richtet, dass kein Problem mit abgefahrener Genrekost hat und darüber hinaus auch nicht unbedingt zum Lachen in den Keller geht. Wer bereit ist, über die technischen Unzulänglichkeiten hinweg zu sehen und die teils alberenen Absurditäten nicht all zu ernst nimmt, wird mit einer belustigend herrlich bizarren, leicht überdurchschnittlichen Horrorkomödie belohnt. MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.
6/10