Trotz der zufriedenstellenden Zahlen von Nightmare 2 - Freddys Revenge wurde eine mögliche weitere Fortsetzung von Freddys Eskapaden bei New Line Cinema wegen des "Critical Failovers" des zweiten Teils lange Zeit angezweifelt. Wie schon beim direkten Vorgänger bot Robert Shaye Mastermind Wes Craven auch bei Nightmare 3 - Dream Warriors den Regieposten an, doch Craven sagte dieses Mal auf Grund Terminkonflikten mit seinem Projekt Deadly Friend ab, weswegen Chuck Russell sein Debüt als Regisseur feiern durfte. Unterdessen ließ es sich der gute Wes natürlich nicht nehmen, eigene Drehbuchvorschläge zu liefern und ehe man sich für seinen finalen Entwurf entschied, standen auch diverse Ansätze von anderen Autoren auf dem Prüfstand. Robert Englund und John Saxon stellten ihre Ideen ebenfalls zur Verfügung. Eine Version sah vor, dass Freddy in der Realität den Schauspielern der Nightmarefilme nach dem Leben trachtet, was abgelehnt wurde, 1993 in Wes Cravens New Nightmare aber letzten Endes Verwendung fand. Saxons Interpretation thematisierte eine Art Prequel zum Original und stellte Krüger als Kindermörder zu Lebzeiten dar, auch das wurde verworfen, da die Story nicht in das angestrebte Franchisekonzept passen wollte.
Im Gegensatz zu den bisherigen Geschehnissen wollte man die Bürde, gegen Freddy Krüger kämpfen zu müssen, auf unterschiedlichen Schultern gleichzeitig verteilen, was Craven in einem späteren Interview wie folgt begründete: "Es muss eine Gruppe sein, weil die Seelen von Freddys Opfern ihn stärker gemacht haben". Sein Skript konzentrierte sich wieder mehr auf phantasievolles Albtraummorden und den Teens selbst legte er übernatürliche Kräfte in die Wiege, damit das Duell mit dem übermächtigen Gegner etwas ausgeglichener wirkt. Freddy Krüger (Robert Englund) jagt die letzten überlebenden Kinder der Elm Street Kristen (Patricia Arquette), Kincaid (Ken Sagoes), Joey (Rodney Eastman), Taryn (Jennifer Rubin), Jennifer (Penelope Sudrow) und Phillip (Bradley Gregg) in ihren Träumen, die mittlerweile in einer geschlossenen Nervenheilanstalt untergebracht sind. Nach den ersten unerklärlichen Todesfällen soll Traumforscherin Nancy Thompson (Heather Langenkamp) Dr. Neil Gordon (Craig Wasson) dabei unterstützen, die Unglücke zu untersuchen und die Schlafprobleme der Jugendlichen zu behandeln. Doch Freddy mordet unbeirrt weiter bis eine mysteriöse Nonne (Nan Martin) Dr. Neil Gordon einen Tipp gibt, wie Krüger endgültig besiegt werden könnte. Gemeinsam mit Dr. Gordon, den Kids und ihrem eigenen Vater Lt. Thompson (John Saxon) stellt sich Nancy erneut dem Todeskampf mit Freddy...
Das Zurück zu den Wurzeln, den eigentlichen Vorzügen des Albtraumschlächters, was die Fokussierung auf originelle Traumszenarios mit kreativen Sterbesequenzen beinhaltet, funktioniert prächtig und weiß fast über die komplette Distanz zu unterhalten. Wenn Freddy ein Opfer wie eine Marionette zum Fenstersprung animiert, aus einem streikenden TV Gerät seine Krallen nach der Zuseherin ausfährt, seine Klingen in todbringende Heroinspritzen für einen Junkie verwandelt oder einen Rollstuhl mit messerscharfen Klingen auf seinen Besitzer loshetzt, blickt der Zuschauer gebannt auf den Bildschirm, denn Fantasie kennt bei Nightmare 3 fast keine Grenzen. Unterhaltsam ist auch Krügers neu entdeckter Sarkasmus, mit dem er seine gehässigen Aktionen süffisant kommentiert und Sprüche mit unbestrittenem Kultpotenzial wie "Welcome to primetime, bitch" zum Besten gibt. Handwerklich gesehen ist Freddys facettenreiche Spielwiese von den Setdesignern mit beeindruckenden Kulissen aufwendig in Szene gesetzt worden und auch die SFX-Verantwortlichen haben mit größtenteils gelungener Tricktechnik ganze Arbeit geleistet.
Leider vergaßen Craven und Russell in Ihrem Bestreben nach möglichst außergewöhnlichen Inhalten die Handbremse zu ziehen und ein gewisses Minimum an Ernsthaftigkeit beizubehalten. Einige der phantastischen und spirituellen Ideen hinterlassen einen übertriebenen und albernen Nachgeschmack. Die ausgleichenden Superkräfte der "benachteiligten" Jugendlichen sind ja isoliert betrachtet ein ganz nettes Gimmick, verharmlosen aber die Handlung eines eigentlichen Gruselfilms und wenn ein Jugendlicher beispielsweise im Traum wie ein Zauberer mit Energiestrahlen hantiert, oder ein unfreiwillig komischer Zweikampf mit Krügers Skelett stattfindet, ist es für mich einfach zu kindisch. Das Nichtwissen, wann Schluss ist, erzeugt beim Publikum als Kehrseite der Medaille eher zweifelnden Unglauben, anstatt Respekt und Furcht, was sich auf den übermittelten Härtegrad von Nightmare 3 auch deutlich negativ auswirkt und der Film gehört von den graphischen Bluteffekten her eh schon zur etwas harmloseren Abendunterhaltung. Insgesamt gesehen erwarte zumindest ich von einem Streifen, dessen Titel das Wort "Nightmare", sprich "Albtraum" beinhaltet, eine dementsprechende Schockwirkung, welche nur bedingt erzeugt wird, stattdessen wird mir der Fantasiegedanke zu sehr ausgelebt.
Die ausgewählte Darstellerriege agiert auf einem professionellen Niveau und liefert im Großen und Ganzen solide Leistungen ab. Außen vor ist wie immer Robert Englund, der Freddy Krüger gewohnt bösartig, aber in diesem Output zum ersten Mal auch deutlich intellektueller und sarkastischer verkörpert. Englund hat sichtbaren Spaß am Sprüche klopfen und an Freddys neuem Zynismus. Heather Langenkamp bleibt meiner Meinung nach ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Die grandiose Performance vom ersten Teil konnte sie leider nicht wiederholen, allerdings ist sie aber auch weit davon entfernt, komplett zu enttäuschen. Gefallen hat mir hingegen Craig Wasson als gutherziger Dr. Gordon, der die Besorgnis um seine Patienten absolut glaubwürdig spielt. Die anfangs verstörten, aber später dann doch mutigen Kiddies machen allesamt einen ordentlichen Eindruck. Ihre Figuren konnte man mit sympathischen Jungdarstellern besetzten. Zusätzliche Erwähnung verdient noch das Mitwirken von Patricia Arquette und Lawrence Fishboune. Beide hatten damals ihre bekanntesten Rollen noch vor sich und durften mit gelungenen Darbietungen ihre Karrieren in die richtigen Bahnen lenken.
Für den 4,5 Millionen Dollar teuren Nightmare 3 lösten deutschlandweit insgesamt 174.120 Zuschauer ihr Kinoticket, während in den amerikanischen Lichtspielhäusern knapp 45 Millionen Dollar eingenommen wurde, was dem Film den zweiten Platz in der Umsatzliste der eigentlichen Originalserie Nightmare on Elm Street 1 - 7 hinter Teil 4 einbringt. Neben dem Geldsegen erntete Nightmare 3 sehr zum Wohlwollen der Herren von New Line Cinema auch größtenteils positives Kritikerecho. Bei rotten tomatoes kommt der Streifen auf eine Zustimmungsrate von knapp 75 %, was für einen Horrorfilm durchaus beachtlich ist. Ich persönlich schätze Freddys dritten unterhaltsamen Streich für einen stark aufspielenden Robert Englund und dessen beeindruckende Machtdemonstration seiner tödlichen Fähigkeiten in einer hervorragend visualisierten Traumwelt, hätte mir aber zusammenfassend einen deutlich düstereren Grundton gewünscht, da aus meiner Sicht so manch gut gemeinter, schöpferischer Einfall in die sprichwörtliche Hose geht und phasenweise auch ein Stück weit dämlich wirkt. Manchmal kann ein bisschen weniger auch mehr sein. MovieStar Wertung: 7 / 10 Punkte.
7/10