" Da draußen bist Du entweder Raubtier oder Beute. Du musst dich entscheiden ?! "
Jennifer Hills hat ihren Namen gewechselt und lebt nun mit neuer Identität in Los Angeles. Noch immer leidet sie unter den Folgen der damals erlittenen Vergewaltigung und flüchtet sich in gewalttätige und oftmals tödlich ausgehende gedankliche Handlungen, sobald ihr jmd. zu nahe zu kommen scheint. In einer Selbsthilfegruppe lernt sie die nach außen hin starke Marla kennen, mit welcher sie sich schnell anfreundet und zu der Jennifer Vertrauen fassen kann. Gemeinsam hegen die beiden Frauen den Wunsch nach Gerechtigkeit und überlegen, wie Vergewaltiger am besten zu bestrafen sind. Aus den Träumereien Folgen alsbald Taten, welche sich allerdings noch im Rahmen bewegen und nicht mit dem Tod des vermeintlichen Täters enden. Als Marla jedoch offensichtlich von ihrem Ex - Freund ermordet wurde und der Polizei aufgrund mangelnder Beweise die Hände gebunden sind, erwacht in Jennifer erneut ihr ganz persönlicher Sinn für Gerechtigkeit.
Hier ist sie also, die inoffizielle Fortsetzung zum Erstling aus dem Jahr 2010,welche nahtlos an diesen anknüpft und welche durch Rückblenden, besonders am Anfang, immer wieder Bezug zu Jennifers Martyrium nimmt.
Wie schon in den beiden Vorgängern dürften die Namen der Beteiligten den meisten von uns unbekannt sein, bis auf die reizende Sarah Butler natürlich. Fünf Jahre hat es gedauert, bis Butler erneut in ihre Paraderolle geschlüpft ist, um als Racheengel mit dem Herz am rechten Fleck dem Abschaum dieser Welt das Fürchten zu lehren und stellvertretend für alle unterdrückten / missbrauchten Frauen einzustehen. Auf dem Regiestuhl nahm diesmal nicht Steven R. Monroe Platz, sondern R. D. Braunstein, von welchem mir allerdings rein gar nichts bekannt ist.
Offiziell lässt sich der dritte Aufguss zwar auch in das Rape & Revenge - Genre einordnen, doch sucht man erstgenanntes hier vergeblich. Es findet nämlich keine einzige sichtbare Vergewaltigung statt, lediglich die Jennifers, welche in den zuvor schon von mir genannten Rückblenden auftaucht. Stattdessen schlägt der Film eine andere Richtung ein und legt sein Hauptaugenmerk auf den Revenge - Part. Gab sich Jennifer anfangs noch ihren gewalttätigen Phantasien hin, so nehmen diese mit der Ermordung von Marla konkrete Züge an. Nicht nur macht sich Jennifer also daran den Tod ihrer Freundin zu rächen, sondern inszeniert sich selbst zunehmend als gnadenlosen Racheengel. Für potenzielle Kandidaten ist dabei bestens gesorgt, welche sie über die Selbsthilfegruppe ausmacht.
So sehr ich ja auch den ersten Teil der Reihe mag und ich insbesondere Sarah Butler in dieser Rolle unglaublich gerne sehe, so kann ich mich doch nicht so ganz mit ihrer Verwandlung anfreunden. Sie und Marla kannten sich erst wenige Wochen, beide haben schlimmes erlebt, wodurch ein gewisses Band zwischen den beiden Frauen entstanden ist, doch hat Butler in ihrer Darstellung auf mich den Eindruck gemacht, als sei sie komplett außer Kontrolle geraten, sobald der Schalter bei ihr umgelegt worden ist. Noch dazu erscheint es mir recht unglaubwürdig, dass Jennifer quasi so lange unbehelligt morden kann, obwohl sie bereits seit der ersten Tat unter Verdacht steht und im Verlauf von Gesprächen innerhalb der Selbsthilfegruppe sich nicht allzu sehr bemüht die Wahrheit zu verbergen. Ist also bei ihrem ersten Film von 2010 die Verwandlung von der gepeinigten Frau zur rachsüchtigen Schlächterin noch durchaus nachvollziehbar, so scheint unser Sprössling hier eher den Lenden eines Charles Bronson entsprungen zu sein, welcher mit seinen " Death Wish " Filmen so ziemlich in dieselbe Kerbe schlägt.
Die Effekte beim Ableben der Übeltäter sind dabei teils handgemacht, teils aber auch CGI belastet, was jetzt nicht zwingend als Kritikpunkt angesehen werden kann, obwohl ich ehrlich gesagt lieber auf die alte Schule stehe und dann doch eher mit solider Hausmannskost vorlieb nehme.
Bei der Gewaltdarstellung zeigte sich die FSK dann auch weitestgehend gnädiger, als noch bei den Vorgängern. Musste der Erstling von 2010 noch satte 13 Minuten Federn lassen, um eine Erwachsenenfreigabe zu erhalten, so waren es beim zweiten Film schon stolze 16 Minuten, indem man prompt komplette Szenenblöcke entfernt hat, wodurch dieser jämmerlich verstümmelte Torso natürlich ungenießbar geworden ist. Bei diesem Ausflug hier fehlen " nur noch " magere 50 Sekunden, welche sich auf die Gewaltspitzen beschränken und am einfachsten dadurch zu erklären sind, dass in Sachen sexualisierter Gewalt ordentlich zurückgerudert wurde.
Wie bereits bekannt sein dürfte, bin ich ein Riesen - Fan des Remakes von 2010, dem zweiten Aufguss kann ich hingegen rein gar nichts abgewinnen (was verständlicher Weise bei den meisten Lesern hier auf völliges Unverständnis stößt) und das nun vorliegende dritte Abenteuer ???
Wie gesagt, als moderner Rache - Thriller der Marke " Death Wish " funktioniert der Film recht gut, da so ziemlich der komplette Anteil an Vergewaltigungsmaterial fehlt, doch ist mir der unbeherrschte Racheengel zu hektisch und überzeichnet und driftet teilweise in etwas lächerlich anmutende Szenen ab, z. B. als Jennifer den Stiefvater der jungen Cassie in einem Schulmädchen - Outfit verführt.
Ich persönlich hätte es beim Erstling mit Sarah Butler belassen, da sie mir dort immer noch am besten gefällt und ich diese Fortsetzung hier jetzt nicht unbedingt gebraucht habe. Dennoch will ich Butler und den übrigen Beteiligten eine solide schauspielerische Leistung nicht absprechen und vergebe deshalb noch...
6/10