Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit
Originaltitel: Bill & Ted's excellent Adventure
Herstellungsland: | USA (1989) |
Standard-Freigabe: | FSK 6 |
Genre: | Abenteuer, Fantasy, Komödie, Science-Fiction, Musikfilm |
Alternativtitel: | Adventures Of Bill And Ted, The Dudes |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,80 (15 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Bill und Ted sind zwei abgedrehte amerikanische College-Kids. Zwar kennen sie alle Hardrock-Bands, glauben allerdings, dass Noah der Mann von Jeanne d'Arc war. Doch plötzlich kommt das böse Erwachen: Wenn sie nicht in einem Tag ein Referat über die komplette Weltgeschichte vorbereiten, können sie ihren Abschluss in den Wind schreiben. Dann würde Ted von seinem Vater auf eine Militärakademie nach Alaska geschickt werden. Aber Rettung aus der Zukunft naht schon... (Studiocanal Internetseite)
Pädagogisch wertvoller Geschichtsunterricht für granatenstarke Vollhoschis
Volle Kanne, Hoschis, unsere granatenstarken Freunde Bill und Ted kommen inklusive ihrer Originalinkorporationen Alex Winter und Keanu Reeves (kennt den heute noch jemand?) und nach fast 30 Jahren wieder zurück auf die Kinoleinwand, um erneut unsere Welt zu retten, die das ja tatsächlich bitter nötig hat.
Um fair zu sein, gehe ich mal davon aus, dass die meisten Jugendlichen unter uns mit Bill S. Preston "Herrscher über die Sülznasen" und Ted "das Nashorn" Logan nicht mehr allzuviel anfangen können, bzw. diese gar nicht kennen, da 1989 fast ja schon düsteres Mittelalter ist. Die Story des ersten Teils könnte quasi als schmackhaft gemachter Geschichtsunterricht für eher schulmotivationslose Jugendliche mit Hang zum Hardrock umschrieben werden. Dahinter steht die Utopie einer Zukunft, in der diese beiden aufstrebenden Helden mit ihrer Band Wyld Stallyns die Welt retten und in eine Utopie verwandeln. Deshalb wird ein gewisser Rufus in die Vergangenheit und Gegenwart unserer Freunde mit einer zeitreisenden Telefonzelle inklusive Telefonbuch geschickt, um den Untergang der Welt zu verhindern. Bill und Ted haben davon natürlich null Ahnung, lassen sich aber gerne auf dieses Abenteuer ein, da die Hauptgefahr der beiden sich darum dreht, dass sie im Geschichtsunterricht durchfallen und damit ihren Schulabschluss nicht bekommen, wenn sie kein ordentliches Geschichtsreferat abliefern. Welche Folgen das nicht nur für die Welt haben würde, braucht wohl nicht extra zu erwähnt werden.
Das lassen sich die beiden Hoschis also nicht zweimal sagen und reisen mit der Telefonzelle durch die Zeit, schnappen sich Billy the Kid, den Westernhelden, Sokrates, den alten Philosophen, sowie Jeanne D'Arc, Sigmund Freud, Ludwig van Beethoven, Abraham Lincoln und zu allem Überdruss noch den großen Kleinen namens Napoleon. Ob unsere beiden granatenstarken Kollegen die Welt und ihre Geschichtsnote retten können und als Bonus vielleicht noch eine mittelalterliche Schönheit mit ihrer Minne ergattern können, das lasse ich mal offen.
Regisseur Stephen Herek, der zuvor Monstererfahrung mit den Critters gemacht hat, Emilio Estevez als Eishockeytrainer in den Mighty Ducks inszeniert hat und sich unter anderem mit Der Guru und Eddie Murphy einigem belangloseren Zeug hingegeben hat, leistet hier trotz allem gute Arbeit. Das Drehbuch, wie auch das zum zweiten Teil stammt von Ed Solomon, der auch Men in Black schrieb und Chris Matheson, die sich beide beim Folgefilm und auch bei Bill & Ted Face the Music wieder zusammenrauften.
Keanu Reeves braucht wohl keine besondere Erwähnung, da er von Speed, über Neo in Matrix, bis hin zu John Wick wirklich eine Karriere gemacht hat, von der Alex Winter leider nur träumen konnte, der allerdings als Regisseur offensichtlich ganz gut arbeiten und leben konnte und auch sonst ein immer noch sympathischer Kerl zu sein scheint. George Carlin als Rufus ist auch nicht schlecht und er erhielt Einzug in Kevin Smiths View Askewniverse.
Der Soundtrack von David Newman, der ebenfalls gut im Geschäft war und ist, kommt immer noch ganz gut rüber, er selbst darf jedoch nicht mit seinem unwesentlich erfolgreicheren Bruder Thomas verwechselt werden (z.B. Skyfall, Die Verurteilten oder The Green Mile), der sich musikalisch durchaus tiefgehender ins Gedächtnis brennt. Aber wichtiger sind hier natürlich die Songs der Hardrock-Bands Extreme, Tora Tora, Shark Island, oder Power Tool, die mit "Two Heads Are Better Than One" einen launigen Ohrwurm haben. Dass Bill & Ted's verrückte Reise in die Zukunft hier ganz andere Kaliber wie Megadeth, Steve Vai, Faith No More oder am prominentesten Kiss hervorholen konnten, liegt aber sicher im Erfolg des ersten Teils begründet.
Kommen wir gleich mal zur deutschen Synchronisation dieses granatenstarken Abenteuers, das im Original eher "excellent" ist, während "Volle Kanne" sich von "Party on" herleitet und das kongeniale "Hoschis" vom eher langweiligen "dude" abgeleitet wurde. Die sonst recht gute Übersetzung der deutschen Synchro kann also nicht vollumfänglich mit einer Schnoddersynchro gleichgesetzt werden, wie man aber von "Bill S. Preston, Esquire" (ein Höflichkeitstitel zum Beispiel bei Juristen) zum "Herrscher über die Sülznasen" kommt und aus "Ted Theodore Logan" ein "Nashorn" macht, leuchtet mir zwar nicht ein, ist aber ebenfalls ein genialer Schachzug, der hoffentlich im dritten Teil erhalten bleibt.
Die gröbste Übersetzungsproblematik liegt wohl in Abraham Lincolns Abschlussrede beim Referat, die an seine berühmte "Gettysburg Address" angelehnt ist und heute beim aktuellen Blick auf die USA aktueller denn je bleibt. So sagt Abe Lincoln etwas lapidar auf Deutsch
"Bunt ist das Dasein und granatenstark... Volle Kanne, Hoschis!"
während es im Englischen durchaus ernsthafter und humanistischer vonstatten geht mit
"Be excellent to each other... and party on, dudes!"
Ich glaube, dass dies letztlich auch die Botschaft ist, die Bill und Ted heute noch verkörpern, indem sie niemals müde werden zu verkünden, dass wir einfach alle zueinander "excellent" sein sollten.
Mehr Botschaft brauche ich in so einem granatenstark unterhaltsamen Film auch nicht und wer lustige Zeitreise-Hardrock-Unterhaltung braucht, die sich selbst nicht zu ernst nimmt, ist hier genau richtig und immerhin verdienen die beiden sogar eine Erwähnung in Avengers: Endgame. Wer Vergleichsfilme sucht, kann ein Stück weit auf Waynes World und Tenacious D in The Pick of Destiny zurückgreifen. In der Cinema stand damals wohl, dass "Sinnsucher" und "Pädagogen" bei diesem Schrott abschalten, aber in Wirklichkeit ist es ja genau das: Pädagogik, wie sie sein sollte. Ich gebe es offen zu, hätte ich Bill und Ted nicht kennen gelernt, hätte ich mich für Sokrates, Beethoven, Jeanne D'Arc und die anderen Geschichts-Hoschis vielleicht nie interessiert und da wären mir ein paar granatenstarke Erkenntnisse entgangen.
Wer also wissen will, ob "Dust in the Wind" von Kansas reicht, um ein philosophisches Schwätzchen mit Sokrates zu halten, der sollte hier unbedingt reinschauen, auch um zu sehen, was Napoleon zum Wasserrutschenfan macht und wie Sigmund Freud so flirtet, Beethoven am Synthesizer klingt oder welches die bevorzugte Sportart von Jeanne D'Arc ist.
Geschichtsklitterung par excellence, ihr Hoschis!
Historical Ash, Pädagoge
Kommentare
10.06.2020 21:28 Uhr - cecil b |
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11.06.2020 00:17 Uhr - Dissection78 |
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11.06.2020 01:37 Uhr - Romero Morgue |
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Mehr ist dem nicht hinzuzufügen. Aufgrund deiner superben Rezession kann ich mir jetzt alle weiteren Anmerkungen schenken. Sitzt, passt, Sieg!
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11.06.2020 12:17 Uhr - cecil b |
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11.06.2020 13:31 Uhr - TheRealAsh |
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12.06.2020 12:10 Uhr - Ghostfacelooker |
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12.06.2020 19:11 Uhr - TheRealAsh |
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