Verotika
Herstellungsland: | USA (2019) |
Genre: | Horror |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 3,00 (1 Stimme) Details |
Oje, Evil Elvis und King of Knödelmetal Glenn Danzig ist unter die Autorenfilmer gegangen und hat sein kinematographisches Debüt gegeben. Wer sich an die wohligen Schauer des Songs "Mother" erinnert, in dem ein böser Kinderverführer Mutter und Vater dazu aufgefordert hat die Hölle zu finden und ordentlich zu headbangen, der wird in Verotika zwar inhaltlich entlohnt, jedoch kaum qualitativ.
Der Anthologie-Horror-Film basiert auf den Comics von Danzigs eigenem Verlag Verotik, deren Reihen schaurig-schöne Titel tragen wie Ge Rouge, Satanika, Venus Domina oder eben Verotika. Erzählt wird in einer etwas undeutlichen Rahmenhandlung, in der einer dieser Danzig-Comic-Charaktere namens Morella erstmal schön blutig ein bisschen Lucio Fulci zitiert und mal wieder die filmreflexive Augenmetapher bemüht.
Episode 1 unter dem Titel "The Albino Spider of Dajette" erzählt von einer Albinospinne, die sich in einen sechsarmigen Spinnenmann verwandelt, der wiederum Prostituierte ermordet. Welche Rolle die attraktive Dajette dabei spielt, die unerklärterweise Brüste mit Augen statt Brustwarzen hat, darf jeder und jede selbst für sich herausfinden.
Episode 2 gehört zu den Highlights der Anthologie mit dem Titel "Change of Face" und handelt Omen est Nomen von einem ebenfalls klassischen Horror-Sujet vom Killer, der seinen Opfern das Gesicht abzieht, um sich daran zu ergötzen und auch gerne selbst zu tragen. Der Twist hier ist, dass der Killer eine ebenfalls sehr attraktive Dame ist, die nebenher als mysteriöse Stripperin mit Düstercape die Brüste im Club wackeln lässt.
Wer jetzt denkt, dass Danzig sich weiter in Kolportagehorror der seichten Art verliert, täuscht sich, denn zum Schluss gibt es mit "Drukija Contessa of Blood" eine weitere Interpretation der Geschichte um die ungarische Blutgräfin Elisabeth Báthory, die im Blut von Jungfrauen gebadet haben soll. Sicher schön anzusehen und eigentlich auch ganz gut gemacht.
Was soll ich sagen? Als ich gehört habe, dass Glenn Danzig einen Horrorfilm gedreht hat, habe ich mich erstmal gefreut, da ich sowohl ein großer Misfits-Fan bin, die den Horror-Punk erfunden haben ("Return of the Fly", "Crawling Eye", "Halloween", etc.), als auch die Band Danzig als eine der großen Metal-Blues-Kapellen verehre, mit herausragenden Alben wie Lucifuge, How the Gods Kill, 4 oder dem unterschätzten Blackacidevil. Ich habe mir vor langer Zeit sogar mal eine Ausgabe von Satanika gekauft, die ich dann zwar unterhaltsam und sehr schön gezeichnet fand, die mich aber nicht über mehrere Ausgaben fesseln konnte.
Danzig selbst gibt an, dass er sich von Anthologiehorrorfilmen wie Die drei Gesichter der Furcht von Mario Bava inspirieren ließ und Trilogy of Terror. Wenn man nun einem großen Meister wie Mario Bava huldigt, ist es gerade im filmtechnischen Bereich eine sehr hohe Fallhöhe. Immerhin muss ich zugeben, dass Verotika eine relativ stimmungsvolle Beleuchtung präsentiert, die an den guten 70er-Horror erinnert, was allerdings aufgrund des ultrabilligen Budgets und digitalen Filmmaterials, wie wohl auch des Equipments leider unter allen Erwartungen zurückbleibt.
Von den Special Effects ganz zu schweigen. Die Albinospinne bietet ein dermaßen schlechtes CGI, das die handgemachten Schönheiten der verwandelten Monsterspinne eigentlich noch schlechter aussehen. Überhaupt darf man über die Machart nicht sprechen. Denn es wurde einfach schlampig gearbeitet. Höhepunkt ist der aufgeplatzte Schritt des Mannes im Spinnenkostüm, das sicher nicht nur übersehen wurde.
Freunde von Hardrock-Porno-Gothic-Horror, denen auch Killer Barbys vs. Dracula von Jess Franco gefällt, werden mit Verotika, guten Freunden und genug Alkohol sicher ihren Spaß haben, allen anderen sei jedoch von dieser gutgemeinten und schlecht umgesetzten Gurke abgeraten. Über die Schauspieler lege ich die Hülle des Schweigens und möchte tatsächlich den Soundtrack als einzig professionellen und überzeugenden Bestandteil des Films nennen, in dem es nicht nur den Track "Eyes Ripping Fire" von Danzig gibt, sondern auch Ministry und einige interessante Newcomer, die mir gut gefallen.
Wer auf hübsche (meist) halbnackte Frauen in düsterer Atmosphäre, bunt angeleuchtet und blutig garniert steht, kann hier einen Midnight Movie finden, dem der Lauf der Zeit vielleicht nach dem anfänglichen Ärgernis ein wenig Humor hinzufügt und ein meinetwegen seltsames Zeitkolorit vermitteln wird.
Leider fiel Verotika in den allgemeinen Kritiken bisher ziemlich durch und Vergleiche zu Ed Wood und Tommy Wiseau wurden gezogen. Ganz so schlecht wie Plan 9 from Outer Space oder The Room erscheint mir Verotika jetzt nicht, aber gut ist einfach anders.
Wie heißt es: Kunst ist das Gegenteil von gut gemeint.
Kommentare
19.07.2020 14:59 Uhr - sonyericssohn |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Was hastn da für ein Ding an Land gezogen ???? :-D
Das nenn ich mal Angriff auf den Geschmack, den guten. |
20.07.2020 00:42 Uhr - TheRealAsh |
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Ja, wirklich sehr kurios, kam nur drauf, weil ich eigentlich Fan von Danzig bin;-)
Unbedingt nicht empfehlenswert :-D |
20.07.2020 08:20 Uhr - sonyericssohn |
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20.07.2020 18:18 Uhr - Nubret |
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Erhellende Kritik, lieber Ash!
Den werd ich mit Sicherheit auch auslassen. Und richtig bemerkt, das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Zumindest meistens. |
20.07.2020 19:59 Uhr - TheRealAsh |
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22.07.2020 21:06 Uhr - Cabal666 |
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22.07.2020 21:44 Uhr - TheRealAsh |
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