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The Devil All the Time

Herstellungsland:USA (2020)
Genre:Drama, Thriller
Alternativtitel:Das Handwerk des Teufels
Bewertung unserer Besucher:
Note: 9,33 (9 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

In Knockemstiff (Ohio) und den umliegenden Wäldern versammeln sich einige finstere Gestalten – ein unheiliger Priester (Robert Pattinson), ein absonderliches Pärchen (Jason Clarke und Riley Keough) und ein verlogener Sheriff (Sebastian Stan) – um den jungen Arvin Russel (Tom Holland), der mit allen Mitteln versucht, sich und seine Familie vor dem Bösen zu schützen. In seinem vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Vietnamkrieg spielenden Thriller „The Devil All The Time“ erschafft Regisseur Antonio Campos eine verführerische und gleichzeitig erschreckende Kulisse, in der die Gerechten den Verdorbenen gegenüberstehen. (Netflix)

eine kritik von jasonxtreme:

The Devil all the Time erzählt uns einen Ausschnitt aus dem Leben einiger Personen in den 50er und 60er Jahren, im ländlichen Amerika. Genauer gesagt rund um und in den Käffern Coral Creeke, Knockemstiff und dem Städtchen Meade. Willard Russell kommt aus dem 2. Weltkrieg zurück, in dem er menschenunwürdige und brutale Dinge erlebt hat. Er lernt in einem Diner in Meade ein Mädel kennen, welches er heiratet. Aus dieser Ehe geht Sohn Arvin hervor. Als Arvin ein kleiner Junge ist, stirbt seine Mutter Charlotte an Krebs, nicht aber nicht ohne Willards krankhafte Idee sie durch Gottesanbetung und Opferung von Tieren am Leben halten zu können, was auch Sohn Arvin in die Welt der Gewalt einführt... Schon durch die erste Begegnung zweier Personen im Diner, wird sich das Leben aller Beteiligten auf kurz oder lang ändern...

Ich möchte zur Handlung nicht viel verraten, da es zwei Effekte hätte. Zum Einen sollte man möglichst wenig wissen, zum anderen würden Spoiler der doch behäbigen, aber eben sehr zweckdienlichen Handlung noch mehr schaden. Ich persönlich kenne die Buchvorlage Das Handwerk des Teufels von Donald Ray Pollock, und freute mich um so mehr, als ich merkte, dass The Devil all the Time die Verfilmung genau dieser darstellt. Ich dachte erstes sei ein Roman den ich noch nicht kenne. Kurzum: Ein möglicher passender deutscher Titel wäre für mich definitiv auch der bereits belegte GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG.

Aber der Reihe nach. Die Story spiegelt im Grunde eine Zeit wider von knapp 20 Jahren, da sie im Grunde mit Willards Kriegsheimkehr in den Vierzigern beginnt, was aber nur ein ganz kurzer Teil ist, führt über Kindheit und Jugend, und sie endet Mitte/Ende der 60er Jahre - eben dort wo sie begann, im Dunstkreis der drei Orte. Knackpunkt hierbei ist Pollocks Gabe die Berührungspunkte der ganzen Hauptfiguren miteinander gekonnt zu verweben, und das über die vielen Jahre hinweg, ohne konfus oder unübersichtlich zu werden. Genau das hat Regisseur Antonio Campos definitiv 1:1 auf den Film übertragen können! Fehler finde ich da keine, wenngleich gegenüber der Vorlage ein paar kleine Änderungen bei einzelnen Sachen gemacht wurden. Die Änderungen fallen aber nicht ins Gewicht, und sind auch nicht sonderlich relevant, weil man es trotzdem gepackt hat, alles wichtige drin zu haben, nur etwas verkürzt. Näheres gern auf Nachfrage an mich...

Die Erzählweise ist ruhig, gemächlich, und dennoch wird die Geschichte stets vorangetrieben. Das fand ich sehr passend, da auch der Roman denselben Weg geht. Höhepunkte der Handlung in dem Sinne gibt es hier keine, das würde aber auch nicht zur Sache passen. Hier geht es um Abgründe, Menschen und deren Widrigkeiten. Niedrige Beweggründe, Inzest, Bigotterie, religiöser Wahn, Eifersucht, Gewalt. Spiralen die sich bei einem jeden unermüdlich weiter in nur eine Richtung drehen - nach unten. Moral gibt es hier wenig bis keine, und selbst wenn dann ist diese eigentlich nicht vorhanden oder lediglich aus der jeweiligen, charaktereigenen, Sichtweise zu deuten. Trotz der gewalthaltigen Story hält sich der Regisseur grafisch sehr zurück! Wirklich explizite Szenen sind ganz rar gesäht und spiegeln wenn dann höchstens den Zweck wieder, dem sie geschuldet sind, da hält das Buch teils doch eher mehr drauf. Geschadet hat das hier aber nicht, da The Devil all the Time ... der Name ist Programm, hier ist nichts Gutes, hier gibt es keinen positiven Bezugspunkt, und wenn dann nur kurz. Hier herrschen Armut, Dreck, Zweifel, Rache, Siff, Verrohtheit und Gewalt. Unterstrichen wird das Ganze noch durch eine Erzählstimme die uns durch die Szenerie führt, was ich im Übrigen unumgänglich finde!

Die Darstellung der damaligen Zeit wurde ebenso passend eingefangen, da nimmt man sich nix! Fahrzeuge, Orte, Häuser, Kleidung und Musik - hier passt alles wie die Faust aufs Auge! Bleiben noch die Darsteller, und da finde ich keinen einzigen der seine Sache nicht hervorragend gemacht hat! Tom Holland als Arvin Russell, Bill Skarsgard als dessen Vater, Pattinson als (Schweine)Priester... ganz stark auch Harry Melling als Prediger Roy oder Jason Clarke (den ich normal nicht wirklich gut finde) als Carl Hendersen. Auch die weiblichen Rollen sind gut besetzt, auch wenn diese bis auf Riley Keough und Elizah Scahlen als Lenora eher etwas untergehen.

Wer einen Film mit richtig mieser Laune und Botschaft sehen will, der deprimierend ist, runterzieht und teils ohne Worte zurücklässt, aber auch die niederen Instinkte anspricht, der ist bei The Devil all the Time goldrichtig! Da in Pollocks Romanen auch viel autobiographisches einfließt, würde ich mal behaupten, dass dies eine der schonungslosesten Offenlegungen der damaligen amerikanischen Landbevölkerung ist, die es bisher gab. Ich für meinen Teil halte den Streifen für einen der besten (wenn nicht den Besten) der je von Netflix produziert wurde - Chapeau! Es würde mich nach wie vor noch mehr freuen, wenn man sich an weitere Romane machen würde, statt Remakes und unsinnige Drehbücher und Fortsetzungen zu drehen - es gäbe SO VIEL Stoff, den man nicht einmal groß umschreiben müsste.... aber was rede ich.


Ich hoffe wird werden von dem Regisseur noch mehr hören, denn wer so ein Buch in so einen Film packen kann, der hat was drauf! Übrigens hat Jake Gyllenhaal hier mit produziert.

9/10
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Kommentare

30.09.2020 12:21 Uhr - Ghostfacelooker
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Sehr interessante Review die vor allem, und dafür DANKE, ein besseren Eindruck vermittelt als der Trailer, welcher mich vor dem Ansehen eigentlich abhielt, was du nun geändert hast

30.09.2020 12:28 Uhr - JasonXtreme
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Danke. Vor allem möchte ich noch anmerken, dass man auf manchen Seiten folgenden Satz zum Inhalt findet - der aber so auch nichtmal stimmt, da Pattinson einen anderen Charakter spielt^^
"Robert Pattinson, der als Spinnen-affiner Prediger mit seinem Gitarre spielenden Sidekick auf der Flucht vor den Gesetzeshütern ist."

30.09.2020 12:31 Uhr - Ghostfacelooker
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ahhhhhhh Pattinson...ähm ich meine Spinnen^^^^^^^^^^

30.09.2020 14:25 Uhr - Pantera
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Sehr böser Film. Und definitiv der beste Netflix Film.

30.09.2020 15:22 Uhr - TheMovieStar
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Kann mich Ghost nur anschließen, sehr gut formuliertes und interessantes Review von Dir Jason, der Film könnte was für mich sein:-) Allerdings müsste ich dann wieder Netflix reaktivieren, ich warte da mal, bis der auch wo anders kommt :-)

Trotzdem danke fürs Vorstellen !

01.10.2020 12:41 Uhr - cecil b
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Moderator
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Wohl ein toller Runterzieher. Und ein Spitzenreview!

01.10.2020 18:07 Uhr - ulver
1x
Einer der besten Netflix Filme. In seiner bitteren Bösartigkeit mehr als effektiv. Die darstellerische Leistung ist eine Wucht. Ich hätte niemals erwartet, dass der Spiderman - Hüpfer zu einer solchen Performance fähig ist. Jason deine Review ist stark geschrieben und hebt wunderbar das Wilde und Dunkle hervor, dass der Film in zahlreichen Einstellung produziert. Vielen Dank dafür.

02.10.2020 18:55 Uhr - Kable Tillman
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Der steht noch auf meiner Watch-Liste. Vielen Dank für den Tipp! Für den muss man wohl einen Wein getrunken haben und in der dazugehörigen Stimmung sein.

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