Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7
Herstellungsland: | Kanada (1974) |
Genre: | Abenteuer, Erotik/Sex, Krieg, Splatter |
Alternativtitel: | Ilsa - A Guardiã Perversa da SS Ilsa - De wolvin van de SS Ilsa, die Hündinnen vom Liebeslager 7 Ilsa la belva delle SS Ilsa la louve Ilsa la louve des SS Ilsa: She Wolf of the S.S. Ilse - Hun-ulven fra SS La Loba de las SS |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,56 (28 Stimmen) Details |
Dyanne Thorne gelang mit der Rolle des ILSA unter der Regie von Don Edmonds und Jean LaFleur eine Kultfigur des Bösen. Die teutonische Schönheit, die mit deutscher Gründlichkeit herrscht und waltet, ist bis heute ein Klassiker des Sexploitation-Grindhouse-Kinos.
Die im Januar diesen Jahres leider verstorbene Dyanne Thorne hatte in den späten 1970ern die bizarre Ehre, die Hauptrolle in den berüchtigten "Ilsa"-Filmen einzunehmen, in welche sie eine oberweite Körperlichkeit einbringen durfte wie eine weibliche Variante Arnold Schwarzeneggers. Das erste dieser Sexploitationbretter war Don Edmonds "Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7", besser bekannt unter seinem Originaltitel "Ilsa - She Wolf of the SS". Diese kleine Schundperle des abgründig schlechten Geschmacks (7/10 Punkte) befindet sich auf dem Äquator des cineastischen Schmutzes inmitten von sleaziger Erotik, abartiger Menschenschinderei und naiv in die Pop-Kultur übertragenem Nazigedöns, startend mit der kreischenden Stimme Adolf Hitlers:
"Sieg Heil!" (...) "Sieg Heil!" (...) "Sieg Heil!"
Im Gegenschnitt sehen wir die großen Hupen von "Fräulein Doktor", zunächst hüpfend beim Ritt auf einem Gefangenen, dann unter der Dusche und schließlich in die SS-Uniform gezwängt. Als Aufseherin eines Konzentrationslagers ist sie für Mengele-würdige Experimente an Häftlingen verantwortlich. Beide Geschlechter sind unter denselben vertreten, haben sich allerdings unterschiedslos nackig in einer Reihe aufzustellen. In der Folge müssen sie allerlei pseudowissenschaftliche Grausamkeiten nebst einfach nur selbstzweckhaft erscheinenden Folterungen über sich ergehen lassen. Die Make-up-Abteilung hat da ganze Arbeit geleistet und Infektionsgeschwüre oder Verbrennungen entsetzlich realistisch aussehen lassen. Das in der weit zurückliegenden Dekade noch verbreitete Orange-stichige Kunstblut sieht da schon deutlich billiger aus. Angesichts der kranken Inhalte bleibt die Mischung indes überzeugend genug, um eine gewisse Schockwirkung zu hinterlassen (Horror 6/10).
Peitschen auf blanke Körper tun ihr übriges, um die drastische Gewalt (7/10) entlang diverser Erniedrigungen abzuhärten. Dazu ertönt ein Schlaginstrumenten-lastiger Instrumental-Score, der sich mit echter Propagandamusik aus dem Dritten Reich abwechselt, etwa dem Horst-Wessel-Lied. Die Akustik klingt mal trällernd-volkstümlich, mal wie ein unheiliger Marsch, jedenfalls völlig schizoid als Vertonung von Widerwärtigkeiten wie der Gruppenvergewaltigung an einer Delinquentin. Jene muss auch noch mit Sekt übergossen werden, damit sie ja nicht auf die Idee kommt, es sei nett gemeint, dass eine Frau und mehrere Männer aus den unteren Rängen des Faschistenpersonals sich an ihr vergehen. Zwischendurch steht den Herren- und Damenmenschen durchaus einmal der Sinn nach einvernehmlichem Sex (8/10), der bis zur Grenze der Softpornografie zeigefreudig bleibt. Statt dem Kamin knistert da schon einmal der Volksempfänger zu dem Gestöhne der blonden Majorin.
Die genannten Extreme vermengen sich mit grotesken Schüben unfreiwilliger (?) Komik (Humor 4/10). "Besonders" ist schon der Umstand, dass der Amerikaner Wolfe (Gregory Knoph in der einzigen Rolle seines Lebens) sich ausgerechnet durch seine erhöhte Standfestigkeit auszeichnet und ihn das zu so einer Art widerständlicher Identifikationsfigur machen soll. Seine Selbstbeschreibung erinnert an den augenzwinkernden Tom Savini in "From Dusk Till Dawn":
"A sort of human machine."
Zugleich gibt das Personal des Konzentrationslagers genauso wie die textilienarmen Opfer im englischen Originalton eine Karikatur von einem Akzent von sich, der durch einige deutsche Vokabeln unterstrichen werden soll. Das hört sich durchgehend so an, als seien die Sprecher weder der einen, noch der anderen Sprache mächtig. Dadurch entsteht eine rekordverdächtig debile Aura, deren Klimax bei Richard Kennedy, zu dessen Referenzen die grottige Gurke "Invasion der Blutfarmer" gehört, gefunden werden kann:
"Weltmacht oder Niedergang!"
Als der "Herr General" haut er den Gipfel der "Wolfenstein"-würdigen Trash-Jingles heraus, die er mit einem ...
"Wunderbar!"
... herzigen Overacting umsetzt. Perplexes Staunen erzeugen derweil noch die eigenartigen Requisiten wie der Elektro-Dildo, während Papp-Schilder mit Frakturschriftzügen wie "Verwaltung" oder "Dewachtung Kaserne" (sic!) das offensive Gegenteil von Authentizität ausstrahlen.
Nach alledem ist "Ilsa - She Wolf of the SS" natürlich unter herkömmlichen Qualitäts- oder gar Niveaumerkmalen nicht ernsthaft diskutabel. In der Naziploitation-Nische ist ihm jedoch zuzugestehen, dass seine zügellose Freizügigkeit in der Mischung mit sujetgerecht heftiger Lager-Quälerei und unfassbar trashiger Umsetzung einschließlich eines Frontalangriffs auf jede political correctness ihresgleichen sucht. Die Indizierung ist da nur eine Randnotiz.
Kommentare
27.11.2020 12:28 Uhr - Kaiser Soze |
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27.11.2020 13:35 Uhr - Mr.Tourette |
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27.11.2020 14:39 Uhr - Lukas |
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Sehr unterhaltsame Kritik, ich geh dann mal die Kaserne dewachten... :-D
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27.11.2020 17:06 Uhr - McGuinness |
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27.11.2020 17:39 Uhr - sonyericssohn |
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Is jetzt gar nicht mein Fall. Weiß nicht warum, aber das spricht mich einfach nicht an.
Trotzdem wieder eine mehr als gute Vorstellung ! |
27.11.2020 21:36 Uhr - dicker Hund |
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28.11.2020 08:07 Uhr - sonyericssohn |
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Jetzt hab ich Angst 😅
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29.11.2020 02:44 Uhr - Dissection78 |
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29.11.2020 08:04 Uhr - dicker Hund |
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29.11.2020 11:55 Uhr - Ashy Slashy OT |
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