Drei Jahre nach dem Ende: Freddy Krueger lebt! ... ähm... also, schon wieder...
Japp, nach Freddys Tod in Teil Sechs war die Kuh noch lange nicht abgemolken, da besagter sechster Teil trotz eher durchwachsener Kritiken zumindest finanziell gesehen recht erfolgreich war, und so wurde dann halt doch noch ein weiterer "Nightmare"-Streifen produziert. Diversen Aussagen zufolge war Wes Craven höchstselbst mit dem Abschluss "seiner" Reihe nicht zufrieden, weshalb er sich drei Jahre nach dem Tod seiner ikonischen Horrorfigur dazu hinreißen ließ, dem Franchise einen weiteren Output hinzuzufügen. Um dies zu bewerkstelligen, wärmte er seine ursprüngliche Idee für "Nightmare 2" auf: Freddy versucht aus der Filmwelt in die Realität hinüber zu wechseln, weshalb hier seine Hauptdarstellerin aus Teil 1 es diesmal in persona mit ihm zu tun bekommt.
Heather Langenkamp muss hier also zum dritten Mal ran, um Freddy zur Strecke zu bringen. Dieser hat es, nachdem er schon ihren Ehemann getötet hat, abgesehen auf ihren Sohn Dylan, um sie aus der Reserve zu locken, da er an ihr vorbei muss, um in die reale Welt zu gelangen. Im Grunde handelt es sich aber eigentlich nicht um Freddy, sondern um ein uraltes böses Wesen, das die vergangenen Jahre in Form von Freddy in der "Nightmare"-Saga gefangen war und nunmehr, da die Geschichte auserzählt wurde, seine Gelegenheit gekommen sieht wieder frei zu sein, und dazu die Grenze zwischen Realität und Fiktion verzerrt. Dabei wird Heather in der realen Welt mit dem gleichen alten Dilemma konfrontiert, vor welchem schon ihre Rolle "Nancy" stand: Es glaubt ihr schlicht keiner - außer Regisseur Wes Craven, der die grausigen Ereignisse in seinen Träumen vorhersieht und darauf basierend ein Drehbuch zu einem neuen Film verfasst, in welchem das Wesen wieder eingefangen werden kann.
Wie man sieht, ist die Story einigermaßen verwirrend, was wohl daran liegt, dass sie nicht einfach nur wie die bisherigen "Nightmare"-Filme auf zwei Ebenen - Traum und Wirklichkeit - spielt, sondern gewissermaßen auf mehreren Meta-Ebenen. Wes Craven hat hier quasi eine fiktionale Realität erschaffen, die sich langsam in eine Fiktion in der Fiktion (Anm.: oder Realität?) wandelt, während auch die Traumebene zwischen realer Traumebene und fiktionaler Traumebene hin und her wechselt. Wobei man sich gerne fragen kann, ob diese Verschachtelungen wohl sein mussten, um das böse Wesen möglichst effizient wieder einzusperren? Wer weiß.
Da Heather hier erneut als Gegenspielerin auserkoren wurde, weil sie diese böse Entität im ersten Teil "als Erste gedemütigt" hat, werden von ihm einige Ereignisse aus "Nightmare 1" nachgespielt, was in einigen altbekannten Szenen zum Ausdruck kommt: U.a. haben wir da das leckende Telefon, wir haben John Saxon, der Heather am Telefon wie schon einst mit einem "Ja, sicher!" abkanzelt, wir sehen wieder Freddy aus einem Bett emporsteigen und das Laken zerreißen, und wir sehen erneut ein aufgeschlitztes Mädchen an die Decke gehen. Da die Tricktechnik anno 1995 natürlich deutlich weiter und auch das Budget ungleich größer als noch im Jahre 1984 war, können sich gerade solche SFX-Szenen objektiv betrachtet teilweise schon besser sehen lassen als im Original, wirken dadurch aber auch ziemlich aufpoliert und versprühen nicht unbedingt denselben Charme, den ihre Low-Budget-Pendants besaßen.
Dem gegenüber gibt es auch einige neue Ideen, etwa dass Freddy nunmehr keinen Klingenhandschuh mehr hat, sondern eine Art biomechaniche Klaue mit jetzt fünf (!) statt wie sonst immer vier Krallen (Anm.: wie auch immer er die an seinem Arm befestigt haben soll); dass Freddy wie oben beschrieben eigentlich gar nicht Freddy, sondern eine Art Dämon ist; dass Heather einen Stalker hatte, was ihre Glaubwürdigkeit, als sie behauptet, von Freddy verfolgt zu werden, natürlich nochmals herabsetzt (Anm.: dies basiert übrigens auf wahren Geschehnissen, was mit Erlaubnis von Langenkamp für den Film verwendet wurde); dass hier das Märchen von "Hänsel und Gretel" referiert und in die Handlung mit eingeflochten wird; oder ganz grundlegend eben dass die Geschichte in der Realität spielen soll. Gerade aufgrund des letztgenannten Punktes treffen wir hier einige alte Bekannte in Gastrollen: Neben den bereits genannten John Saxon und Wes Craven gaben sich auch Produzent Robert Shaye, Jsu Garcia ("Rod" aus "Nightmare 1") und Tuesday Night ("Kristen" aus "Nightmare 4") die Ehre - ganz abgesehen natürlich von Robert Englund, der in diesem Teil zur Abwechslung auch einmal als himself auftreten darf. Kurioserweise trägt er bei seinem ersten Auftritt als Überraschungsgast in einer Talkshow das Freddy-Kostüm, um Heather zu erschrecken. Noch kurioser ist allerdings, dass er bei diesem Auftritt zum Publikum gewandt sagt: "Jetzt seid ihr alle meine Kinder!" Dieser Ausspruch Freddys' stammt ursprünglich aus "Nightmare 2" - ausgerechnet jenem Teil, den Wes Craven schon bei Erscheinen nicht mochte und später mit einer Dialogstelle in "Scream" (1996) als schlechtesten Teil der Reihe abwatschte.
Damit zu den Darstellern: Abermals macht Englund seine Paraderolle sichtlich Freude, doch scheint er sich diesmal auch ein wenig zurückzuhalten bzw. durch das Drehbuch etwas gezügelt worden zu sein - was schade ist. Wenn man dabei bedenkt, dass er laut Englund himself in einer Szene als noch "dunkler, böser" als sonst beschrieben wird, ist das etwas verwunderlich. Zudem ist auch seine Maske etwas modifiziert worden: Im Gesicht fehlen dem neuen Freddy diverse Hautpartien und geben den Blick auf die darunter liegende Muskulatur frei - welche leider sehr gummi-artig geraten ist. Das ist zwar keine Schuld von Englunds Spiel, lässt aber den Freddy abermals etwas weniger furchterregend wirken.
Heather Langenkamp hingegen liefert hier, das muss man anerkennen, ihre beste "Nightmare"-Performance ab, was vermutlich an ihrer fortgeschrittenen Erfahrung liegt. Wirkte sie im ersten Teil noch etwas grün sowie im dritten Teil etwas zu abgeklärt, hat sie hier nahezu die perfekte Balance gefunden, wobei sie v.a. als besorgte Mom zu überzeugen weiß.
Damit zu ihrem Sohn Dylan, gespielt von Miko Hughes ("Pet Cemetary", "Kindergarten Cop", "Das Mercury Puzzle" u.a.): Ja, was soll man sagen... der Junge nervt! Zwar spielt er seinen Part ganz gut, und besonders seine paranormale Feinfühligkeit bringt er relativ ausdrucksstark rüber... aber irgendwie... mit diesem Minenspiel zwischen verschlafen, traurig und grenzdebil... nervt er halt trotzdem (Anm.: ich weiß, das ist nicht objektiv, Verzeihung 8P). Da dies die drei Hauptcharaktere sind, ist zu den sonstigen Mimen eigentlich dann auch nicht viel mehr zu sagen, da sie zwar alle solide aufspielen, aber im Grunde nur schmückendes Beiwerk sind. Allenfalls John Saxon als himself bzw. später, als die Realität sich veschiebt, Nancys Vater sowie Tracy Middendorf als Dylans Babysitterin Julie wären noch eine positive Erwähnung wert, da sie von allen Nebenrollen immerhin mit der meisten Screentime bedacht wurden.
Fazit:
Hmpf. Irgendwie werde ich mit diesem Film wohl nicht mehr so richtig warm. Sicher, war mal was anderes, und objektiv betrachtet ist die Grundidee des bösen Wesens, das durch Geschichtenerzähler eingefangen wird, schon ganz cool... aber irgendwie... nee.
Dabei kann ich auch gar nicht so genau sagen, warum nicht... vielleicht liegt es aber einfach daran, dass sich die Vorstellung von Freddy Krueger in der realen Welt einfach irgendwie falsch anfühlt. Freddy Krueger ist schlicht Fiktion, und er bleibt Fiktion, ganz egal ob die Schauspieler hier ihre Realnamen benutzen. Zudem schlägt für mich negativ zu Buche, dass man hier diverse Szenen aus dem ersten Teil schlicht neu aufgelegt hat. Andere mögen dies als Fan-Service betrachten, ich persönlich fand es einigermaßen ideenlos und durchgepaust. Irgendwie fällt dieser Streifen mit dem, was er im "Nightmare"-Franchise zu sein versucht, für meine Begriffe völlig aus der Rolle. Und schließlich tut der Bengel Miko Hughes dann sein übriges - sorry, aber mit jeder weiteren Sichtung nervte er mich noch etwas mehr.
Dennoch muss ich zugeben, dass mir der Film für sich genommen - also wenn man ihn losgelöst von der restlichen Reihe zu betrachten versucht - aufgrund seiner düsteren Atmosphäre und einiger interessanter Ideen immerhin besser gefällt als die Comic-Episode namens "Freddy's Finale". 6,5 (aufgerundet 7) Punkte daher von meiner Seite für "New Nightmare".
7/10