Ich kann mich nicht mehr erinnern, welchen Film ich in meinem kleinen fast dörflichen Stammkino gesehen habe. Doch ich hielt einen Flyer in der Hand und dort wurde mir ein Film angepriesen, den ich 1988 unbedingt sehen wollte. Naiv war ich kleiner Bub vom Lande, ja naiv, mit meinen 13 Jahren als ich mich wenige Wochen später zu genau dem Film in die Vorstellung setzen konnte, der den vielsprechenden Namen Jaws- The Revenge trägt oder uns besser als Der Weiße Hai 4- Die Abrechnung bekannt ist.
Geht das nur mir so oder bewirkt auch bei Euch der Zusatz “Die Abrechnung“ eine gewisse Erwartungshaltung a la “Oh da geht es bestimmt auch mal ab“? Keine Sorge, das passiert mir heutzutage nicht mehr. Nein, aus Erfahrungen lernt man. Doch nun lege ich mal los. Im Weißen Hai 4- Die Abrechnung führt Joseph Sargent (Die Bombe, Abschied und Hoffnung) Regie und ist auch der Produzent. Für das Drehbuch zeichnet sich diesmal Michael De Guzman (Bücher: Finding Stinko, Melonhead) verantwortlich. Musik Michael Small (Ein Richter sieht rot, Target) und für die Kamera ist John McPherson (Nummer 5 gibt nicht auf, Bingo-Kuck mal wer da bellt) der Verantwortliche.
Im vierten und derzeit letzten Teil der Jaws- Reihe treffen wir wieder auf Ellen Brody (erneut gespielt von Lorraine Gary/ 1941-Wo bitte geht’s nach Hollywood) die immer noch mit einem ihrer Söhne Sean (Mitchell Anderson/ Träume des Wahnsinns) auf Amity Island wohnt. Sean ist inzwischen Polizist und wird kurz vor Weihnachten von einem Weißen Hai getötet. Ellen flüchtet sich zu ihrem anderen Sohn Michael (Lance Guest/ Halloween 2), der auf den Bahamas lebt und dort meeresbiologische Forschungen betreibt. Dort angekommen lernt sie den Piloten Hoagie Newcombe (Michael Caine/ Batman Trilogy, Die Unfassbaren, Kingsman) kennen und verliebt sich auch in diesen. Nun ja, dem Weißen Hai der Sean aufgefressen hat, ist langweilig und er entscheidet sich nun zu den Bahamas zu schwimmen, um Ellen mal einen netten Besuch abzustatten. Michael und sein Kollege Jake (gespielt von Mario van Peebles/ Solo), wollen den Hai nun aber nicht töten, sondern ihn erforschen. So macht sich Ellen mit einem Schiff selbst auf, um sich ihrem Schicksal zu stellen und es kommt zur besagten Abrechnung…
Habt Ihr den Sarkasmus gemerkt? Keine Sorge, ich lege gleich noch `ne Schippe drauf. Was einem nämlich hier geboten wird, hat mir schon als 13jähriger Bub die Schuhe ausgezogen. Fangen wir also mal mit der Story an. Lieber Michael De Guzman, bitte tue so etwas nie wieder, ehrlich, geh Angeln, Schuhe putzen oder von mir aus Eiscreme verkaufen, aber arbeite bitte nie wieder an einem Drehbuch. Ich weiß gar nicht, bei welchen Logiklöchern ich anfangen soll. Schön das Ellen mit dabei ist, ok damit kann ich leben. Martin Brody, also ihr Exmann wurde von einem Hai aufgefressen. Also mal ehrlich, der Mann, der in den ersten zwei Teilen gefühlt jedem Monsterhai in den Arsch getreten hat, wird nun einfach so aufgefressen?? Sean Brody ist jetzt Polizist, äh was? Der war im dritten Teil zu dumm, um sich seine Schnürsenkel zu binden und nun ist der Polizist und sorgt für Recht und Ordnung? Und dann wird der auch gleich zu Beginn des Filmes aufgefuttert? Hat der denn im letzten Teil nichts gelernt? Michael Brody, wir erinnern uns, in Teil 3 ein Ingenieur, hat sich jetzt mal eben umschulen lassen und betreibt Meeresbiologie, der Michael, der eigentlich das Wasser meidet wie der Vampir die Silberkugeln? Alter…. Dann flüchtet die gute Ellen von Amity Island auf die Bahamas und der Hai denkt sich: “Ach komm, die Ellen find ich süß, der möchte ich gerne mal in den Arsch beißen“- und schwimmt hinterher? Nicht dein Ernst oder? Ich muss nochmal zurückkommen auf Michael. Der steigt dann also auch noch in ein kleines U-Boot und möchte den Hai erforschen? Hat plötzlich überhaupt keine Angst mehr und steckt dem Hai einen Sender ins Maul, womit er ihm Stromstöße geben kann? Ein Sender, der den Standort übermittelt und gleichzeitig den Hai quälen kann? Wohoow, da hätte James Bond aber seine wahre Freude dran, glaub mir mal. Ach ja, und noch ein letztes, was Ellen angeht. Da nimmt sich die Frau doch tatsächlich ein Segelschiff, um einen Hai zu verfolgen…. Hey, ich mag Segelschiffe, ich hoffe Ihr auch, aber meiner einer hätte der Einfachheit halber doch ein Motorboot genommen. Aber wer bin ich schon.
Wie Ihr also lesen könnt, die Story ist mal so dahingerotzt, dass einem nicht mehr viel dazu einfällt. Diese ganzen Traumata an Logikfehlern werden nur noch durch die total ätzende Liebesgeschichte übertrumpft. Was den guten Michael Caine geritten hat, in diesem Film mitzuwirken, es ist mir ein Rätsel. Das Gesamtpaket der darstellerischen Leistungen ist so schlecht, dass selbst der komplette Cast von GZSZ einen besseren Horrorfilm hätte darstellen können. Sorry.
Zur technischen Umsetzung gibt es in diesem Teil gar nicht so viel zu sagen. Soll bedeuten, wo quasi nichts passiert, kann auch nichts schiefgehen. Das Haimodell sieht nicht grade schön aus und kann den Hai aus Teil 3 sogar noch toppen. Die Kameraführung ist ok, hält aber auch keine besonderen Einstellungen parat. Einzig und allein die wenigen kurzen Landschaftsaufnahmen lenken vom Desaster ab. Zudem versucht man hier die Zeit aufzufüllen in dem man ständig Flashbacks aus den anderen Teilen zeigt. Und auch dort liegt ein großer Fehler begraben. Denn die teilweise gezeigten Szenen die Ellen im Kopf herumschwirren, kann sie gar nicht erlebt haben, weil sie nicht dabei war, als diese passierten. Zudem wirkt das ganze wie eine Seifenoper. Tut mir leid, aber dieser Film ist für die Jaws- Reihe wirklich eine Schande und stellt den absoluten Tiefpunkt der gesamten Reihe dar. Zurecht hat dieser Film international auf die Mütze bekommen.
Einzig und allein die Veränderung des Endes ist interessant. Mir war dies lange Zeit gar nicht bekannt. Denn die Kino- und die TV- Fassung unterscheiden sich am Ende. So ist es in der Kinofassung, dass Michael mit seinen Stromstößen den Hai so stark ärgert, dass dieser aus dem Wasser springt und bei dem Zusammenstoß mit dem Boot explodiert. Sein Kollege Jake überlebt. Anders in der TV- Fassung. Hier gibt es auch den Zusammenstoß mit dem Boot, der Hai wird aber aufgespießt und geht mit dem Boot unter. Jake taucht nicht wieder auf. Auch mir gefällt dieses Ende besser. Ich habe den passenden Schnittbericht hier mal verlinkt:
Der Weiße Hai 4 - Schnittbericht: Kinofassung (Schnittberichte.com)
Da wäre ich dann auch schon bei den Gimmicks. Die Chicago Times gab dem Film 0 von 4 Sternen. Die Entertainment Weekly setzte den Film auf die Liste der 25 schlechtesten Fortsetzungsfilme. Ja auch die Filmzeitschrift Empire nahm den Film in die Top 50 der schlechtesten Filme der aller Zeiten auf. Das Einspielergebnis betrug 52 Mio. Dollar und war mit Abstand der schlechteste Teil der Reihe. Und dann gab es ja auch noch 1988 die goldene Himbeere. Hier übertrifft der Film sogar noch den 3. Teil und wurde 6mal nominiert. In den folgenden Kategorien: Schlechtester Film, Regisseur, Nebendarsteller, schlechteste Hauptdarstellerin, schlechtestes Drehbuch und vor allem als schlechtester Darsteller: Bruce der Hai. Ja da treibt es einem doch die Tränen in die Augen. Ein Hailfilm in dem der Hai auch noch als schlechtester Darsteller nominiert ist. Ohne Worte.
Viel mehr bleibt mir hier zum Abschluss gar nicht zu sagen. Als ich aus dem Kino kam, war meine Enttäuschung unendlich. Inzwischen kann ich nur noch über diesen Film schmunzeln. Und auch wenn ich es nicht gerne tue und mir oft noch positive Sachen auffallen, würde ich behaupten, dass dies durchaus einer der schlechtesten Filme war, die ich jemals im Kino gesehen habe. Somit möchte ich mich mit den Worten des Lexikons des internationalen Films verabschieden, die wie folgt lauten: „Ein außenordentlich dünner, vierter Aufguss eines Filmerfolges mit etlichen Längen und einigen unfreiwillig komischen Elementen, die sich aus dem mangelhaften Drehbuch ergeben“. Ich vergebe eine 2/10.
2/10