Etwas unmotiviert trifft die Jennifer Corvino, Tochter eines weltbekannten Schauspielers, im nahe Zürich gelegenen Mädcheninternat "Richard Wagner" ein. Eigentlich wollte sie nicht hierher, aber ihr Vater hielt es wohl für das beste. Sie freundet sich sehr schnell mit ihrer Zimmerkollegin Sophie an die aus Frankreich angereist war. Von ihr erfährt sie von einem Mädchenmörder der in der Gegend sein Unwesen treiben soll, doch das wird als Märchen abgetan. Doch schon in der ersten Nacht im Internat beginnt Jennifer plötzlich schlafzuwandeln und wird Zeugin eines grausamen Mordes. Verwirrt und noch immer schlaftrunken flieht sie aus dem Internat und trifft in diesem Zuge auf den Insektenforscher John McGregor. Zu ihm baut Jennifer eine Freundschaft auf... allerdings reagieren auch die Insekten des Professors äußerst merkwürdig auf das Mädchen…
PHENOMENA
(Creepers)
Vom Beginn der 1960er bis gut in die Mitte der 1980er sorgten gewisse italienische Regisseure für gehörigen Wirbel in der Horrorfilm- Branche. Zum Beispiel ein Lucio Fulci war zwar nicht unbedingt für tiefe Storys berühmt sondern eher für extra viel Geschmodder. Mario Bava...von dem kenn ich gar nix, also kann ich nicht viel dazu sagen. Außer daß der Herr mitmischte ;-). Aristide Massaccesi, wohl besser bekannt als Joe D'Amato fühlte sich eher im Schmuddelbereich wohl und war auch dem pornographischem Genre nicht abgeneigt. Dennoch sorgte er mit Filmen wie -Bujo Omega (Sado)-, Men- Eater oder Absurd für Gesprächsstoff. Ein Regisseur sticht aber (für aus) der Masse heraus. Ein Mann dessen vorliegendes Werk aus dem Jahre 1985 meine erste Berührung seit ewigen Zeiten mit dessen Arbeit darstellt. Dario Argento, von dem ich bisher nur -Trauma- sah und schon vergessen habe…
Eine blutjunge Jennifer Connelly (Es war einmal in Amerika, Labyrinth) schlüpfte in die Rolle der Jennifer Corvino. Sie fühlt sich von ihrem Vater abgeschoben, ist entsprechend wütend und gleichzeitig traurig darüber. Doch Jennifer ist eine aufgeschlossene und freundliche Person, weswegen kein Problem für sie ist schnell Freundschaft zu schließen. Mit ihrer Zimmerkollegin, der Französin Sophie (Federica Mastroianni) kann sie sich austauschen und Spaß haben.
Allerdings scheint die steife Frau Brückner (Davia Nicolodi; Tenebre) von Spaß noch nie was gehört zu haben und hängt ihr stets wie eine Glucke im Genick. Aber vielleicht meint sie es auch nur gut…
...aber nicht so gut wie der im Rollstuhl sitzende Professor John McGregor (Legende Donald Pleasence; u.a. Halloween, Die Klapperschlange) dem es die Insekten angetan haben. Und auch die Polizei wendet sich gerne an ihn…
"Ich liebe alle Insekten !"
Die Gegenwart kann dazu dienen die Vergangenheit zu bewältigen. Na gut, jetzt mal weniger dramatisch. Aber daß ich und Argento nochmal aufeinandertreffen hätte ich mir nie vorstellen können...wollen. Denn als ich damals den oben genannten -Trauma (Aura)- sah war ich, soweit ich mich erinnere, doch ziemlich enttäuscht. Jetzt wollte es der Herr, also ich, doch nochmal wissen und legte sich nun diesen Film hier zu…
Schon das Intro macht klar das man es nicht mit dem üblichen Horror zu tun bekommen wird. Man beobachtet eine Schulklasse die offensichtlich einen Ausflug ins Bergland der Schweiz gemacht hat und wird nun vom Bus abgeholt. Doch ein bemitleidenswertes Mädel kommt zu spät und kann nur noch hilflos zuschauen wie der Bus sich seinen Weg zurück ins Tal macht. Von den tristen Bildern geht eine gnadenlose Kälte aus die man sogar als Zuschauer fühlen kann... irgendwie. Und das Mädel daß da alleine, mit ihre kurzärmligen Hemdchen in der Einsamkeit der Berge auf der Straße steht ist den Tränen nah... während ein eiskalter Wind weht. Unterschlupf und Hilfe erhofft sie sich in einem scheinbar verlassenen Häuschen unweit der Straße und fällt einem Mörder zum Opfer…
Allein diese Einleitung ist für mich schon ein Kunstwerk. Die Kamera fängt die Szenerie zwar ruhig ein, lässt es sich aber nicht nehmen auch mal dezent hektisch zu werden wenn Action angesagt ist. Wuselt neugierig umher als ob sie was suchen würde um im selben Atemzug wieder dem Mädel auf die Pelle zu rücken. Doch nicht nur Kollege Kamera nähert sich, sondern auch ein Killer der das Mädchen...nun, so viel Fantasie braucht man nicht um zu wissen was folgt. Aber dann die Sequenz mit der Glasscheibe…..!!!!!!!!!!!!
Hat man sich von dem genialen Intro wieder einigermaßen erholt lernt man Jennifer kennen die sich auf dem Weg zum Internat befindet. Obwohl ihr Daddy in den Staaten ein gefeierter Schauspieler zu sein scheint, sind bei ihr keinerlei Allüren zu erkennen. Man könnte sogar meinen daß ihr der Trubel fast schon ein wenig peinlich ist. Auch ihre Mitbewohner / Mitschüler geben alles daß die Peinlichkeit Formen annimmt. Da hilft es relativ wenig daß Jennifer sogar noch beginnt schlafzuwandeln. Dieser Umstand macht sie zum Gespött der Einrichtung. Jennifers Einführung in die (zugegeben wirre) Geschichte wurde zwar recht zäh inszeniert, doch das macht es einem leichter sie einigermaßen zu verstehen. Weniger Verständnis kann man vielleicht der Sache mit den Insekten entgegenbringen weil…. einfach ziemlich doof. Mit dem Gedanken daß ein Entomologe (Insektenforscher) der Polizei hilft den Todeszeitpunkt einer Leiche festzustellen kann man sich vielleicht noch anfreunden. Aber daß ein Mensch mit den Viechern…kommuniziert ? Argh ! Seltsamerweise funktioniert genau diese dusselige Tatsache für ein paar richtig schräge Szenen. Wenn plötzlich Millionen Fliegen das Internat belagern, eine Fliege als Wegweiser dient und schließlich ein Fliegenschwarm als Retter in der Not fungiert bleibt kein Auge trocken. Des weiteren darf man eine handvoll blutige Morde begutachten die einen jetzt nicht vom Sofa pusten, aber trotzdem kurzzeitig für Schnappatmung sorgen.
Leider kann der Film das anfangs enorm hohe Tempo nicht halten. Immer wieder bricht die seltsame Story ein und eröffnet einen Schauplatz neben dem anderen. Obwohl die Szenerie im Internat wunderbar düster gehalten wurde, kommt man über den "normalen" Charakter des alt- ehrwürdigen Spukhauses nie heraus. Dem entgegen steht das morbide Treiben McGregors der Maden für was besonderes hält (*würg*) und Fliegen, Kakerlaken, Spinnen und ähnliches Krabbelzeugs bunkert wie andere Weinflaschen. Sieht man allerdings diese beiden Schauplätze als ein ganzes wird wieder der berühmte Schuh draus.
"...sie war böse…"
Ne, so einfach lässt sich dieser Streifen nicht beschreiben. Zuerst sei von meiner Seite gesagt daß mich das Teil echt geplättet hat ! Das beginnt mit der Einleitung die kälter ist als es die Arktis gerne mal wieder wäre. Die Kamera eines Romano Albani welche ein Eigenleben zu besitzen scheint und sich ungern an Regeln hält. Hinzu eine Lichtgestaltung die Jahrmarktqualität inne hat und mit bunten Lichtkannonaden Farbe ins triste Internatsleben bringt. Untermalt wird der durchgehend konfuse Bilderreigen durch die starken Kompositionen der Band -Goblin- die mal kindlich erregt, mal wuchtig hämmernd aus den Boxen quillt. Was allerdings von den Metal- Einsprengseln a la Iron Maiden oder Motörhead zu halten ist lass ich mal dahingestellt...
Es ist ein wenig schwierig den Film angemessen zu besprechen ohne sämtliche Geheimnisse preiszugeben. Was auch das Ende mit einschließt. Nicht nur weil man dies nicht macht, sondern weil es….besonders ist. Besonders….saftig.
Ungefähr 30 Jahre mussten ins Land ziehen um mich auf Argento einzulassen. Ja, der Film ist sperrig ! Ja, der Film ist anders ! Ja, die Story ist...Äh ! Und ja, ich bin trotz allem absolut fasziniert. Widerspruch ? Oh ja.
ses
9/10