Nachdem das unterhaltsame Actionspektakel Delta Force (1986) alleine in Amerika knapp 19 Millionen Dollar einspielen konnte, war im Hause Cannon eine Forsetzung relativ schnell beschlossene Sache. Uneinigkeit herrschte Anfangs nur wegen der Besetzung und der generellen Marschrichtung des zweiten Teils. Als ursprünglicher Regisseur war Micheal Winner (Death Wish 1-3) angedacht, doch dieser verließ auf Grund künstlerischer Differenzen das Projekt. Steve James und Michael Dudikoff sollten das Buddy Gespann wie in American Fighter 2 oder Night Hunter zum besten geben, auch diese lehnten eine Beteiligung ab. Letzten Endes vergab Cannon den Regieposten an Aaron Norris und sein Bruder Chuck Norris durfte seinen Charakter des Oberst Scott McCoys vom Original weiter führen, auch wenn es außer dem Namen und der Spezialeinheit keine Parallelen zum Vorgänger gibt. Herausgekommen ist mit dem im Mai 1990 auf den Filmfestspielen in Cannes debutierenden Delta Force 2 ein solider B-Actioner mit einem souveränen Chuck Norris und einem fabelhaften Widersacher, die Klasse des Vorgängers kann aber auf Grund der einfältigen Geschichte und den rar gesäten wirklichen Actionhighlights nicht erreicht werden.
Die Dreharbeiten des 16 Millionen Dollar teueren Streifens gestalteten sich schwieriger als gedacht und ein folgenschwerer Setunfall, ein tragischer Hubschrauberabsturz mit 5 Toten, führte zu einer 6 Wöchigen Produktionspause. Neben dem traurigen Unfall sorgten auch Querelen um die Textvorlage von Lee Reynolds für negative Schlagzeilen, als sich Chuck Norris während den Dreharbeiten höchstpersönlich in einem Bericht im Orange county register Magazine am 22.12.1988 beschwerte: "Sie schreiben das Drehbuch neu. Es ist besser, Probleme im Drehbuch lieber jetzt als später zu klären. Ich hasse es, einen Film mit einem halbfertigen Skript zu beginnen, was meist zu einem mittelmäßigen Endergebnis führt. Der erste Delta Force war klasse geschrieben" Dem gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen, denn wo Delta Force 1 mit der spannenden Flugzeugentführung punkten konnte, bringt Delta Force 2 nichts weiter als eine simple Rachegeschichte, die von der Action in der zweiten Hälfte und von einer grandiosen Performance von Billy Drago gerettet wird. Der nach seiner Verhaftung auf Kaution freigelassene Drogenbaron Ramon Cota (Billy Drago) entführt die gegen ihn ermittelnden DEA Agenten nach Kolumbien und tötet Oberst Scott McCoy (Chuck Norris) besten Freund Major Bobby Chavez (Paul Perri). McCoy und die Delta Force schwören blutige Rache und machen sich auf den Weg um die Geiseln zu befreien, die Drogenfelder niederzubrennen und Cota mit seinen Schergen zur Strecke zu bringen...
Dem verheißungsvollen Opener mit der schiefgelaufenen Festnahme und dem blutigen Vergeltungsschlag im Karneval von Rio folgen 60 mehr oder weniger langatmige Filmminuten, in welchen Delta Force 2 fast einzig und allein von den bitterbösen und gewissenlosen Aktionen des skrupellosen Drogenkönigs Ramon Cota (Billy Drago) lebt. Drago verleiht seiner Rolle mit markantem, gleichgültigem Minenspiel und zynisch verächtlicher Dialogführung eine diabolische Aura mit einer Boshaftigkeit, welche seinesgleichen sucht. Auch wenn es neben den sadistischen Gewalttätigkeiten Cotas mit der künstlich inszenierten Kneipenkeilerei, in welcher Chuck Norris ein paar Kauleisten polieren darf, und der Fallschirmverhaftung in schwindelerregenden Höhen kleine Appetithäppchen gibt, muss sich Delta Force 2 in dieser Phase des Films den Vorwurf gefallen lassen, den Zuschauer nur bedingt bei Laune halten zu können. Die tempoarme Inszenierung von Aaron Norris schafft es nicht, vom substanzlosen, minimalistischen Standardplot abzulenken und die klischeehaften 0815 Figurenzeichnungen vom Cota Verräter Miguel (Hector Mecado), vom Agenten Page (Richard Jaeckel) und vom Norris Buddy Bobby (Paul Perri) zu übertünchen.
Spätestens wenn Chuck Norris sein unfreiwillig komisch wirkendes Spezialtraining der Delta Force abgeschlossen hat und den angeblich unerklimmbaren Berg zu Cotas Festung erstürmen konnte, wird die Schlagzahl von Delta Force 2 endlich erhöht und das Publikum bekommt das, worauf es die ganze Zeit sehnlichst gewartet hat: Blutige Old-School Action mit bleihaltigen Schusswechseln, handgemachten Explosionen und Martial-Arts Zweikämpfen. Doch auch hier fehlt zumindest für mich der letzte Funke Überzeugungskraft, das Spektakel, der Bombast. Aaron Norris seine Realisierung ist bestimmt nicht von schlechten Eltern, technisch gibt es auch nichts zum Meckern, es fehlen aber die herrausragenden Höhepunkte, die Schlüsselmomente, welche die Actiondarbietung über den Status der anständigen Genreunterhaltung hieven. Einen nicht unerheblichen Teil zum geerdeten Anschein von Delta Force 2 hat bestimmt auch der etwas ermüdende und demotivierende Filmscore von Frederic Talgorn beigetragen, der meines Erachtens nicht dazu geeignet ist, die heldenhaften Taten einer Spezialeinheit in einem klassischen Actionreißer zu glorifizieren.
Jetzt werden Sie sich noch die berechtigte Frage stellen, was mit Chuck Norris los ist? Nun, auch wenn Norris sich über Lee Reynolds Drehbuch ausgelassen hat, erweist dieser ihm zumindest den gefallen, ausufernde Dialoge, die ein etwas anspruchsvolleres Schauspiel verlangen würden, von ihm weitgehendst fernzuhalten. In seinen knappen Unterhaltungen hinterlässt Norris jedenfalls einen ordentlichen Eindruck und auch in seinen Kampfdarbietungen weiß er größtenteils zu überzeugen. Außerdem bekommt Norris ein paar passende Situationen auf dem Silbertablett serviert, in welchen er mit seinen zweifelsfrei erhabenen Kampfsportfähigkeiten hausieren gehen kann, vor allem die Unterrichtsstunde, die er einem von Cotas Handlangern erteilt, zeugt von einem erhöhten Unterhaltungswert. Seine finale Auseinandersetzung mit Billy Drago kann sich ebenfalls sehen lassen, auch wenn er in seiner Karriere sicherlich schon in besseren Showdowns mitgewirkt hat. Man(n) denke da nur wehmütig an seinen legendären Kampf gegen Bruce Lee in die Todeskralle schlägt wieder zu (1972), da war er aber auch um 18 Jahre jünger, von daher geht der gebotene Endkampf in Delta Force 2 auch völlig in Ordnung.
Anno 1990 hagelte es größtenteils negative Kritikerresonanzen und auch das Publikum hatte damals keine so richtige Lust auf den bärtigen Superhelden. Die Kinogänger straften das zweite Abenteuer der Delta Force mit einem mickrigen Erlös von 6,6 Millionen Dollar ab, was gleichzeitig auch Chuck Norris sein Auszug aus den weltweiten Lichtspielhäusern besiegelte, bis er 2012 in einem Kurzauftritt in Sylvester Stallones Expendables 2 auf die große Leinwand zurück kehrte. Delta Force 2 - The Colombian Connection ist mit Sicherheit trotz seiner Schwächen kein Totalausfall, dass Problem war einfach, dass er mit seiner ordentlichen, grundsoliden Action dem Erstling nicht das Wasser reichen konnte und die Zeiten, in denen man sich mit anspruchsbefreiten Actionfilmen eine goldene Nase verdienen konnte, langsam aber sicher zu Ende gingen. "Wenn der Tod kommt, wirst du weinen wie ein Baby" MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.
6/10