Alexandre Ajas Maniac
Herstellungsland: | Frankreich, USA (2012) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK geprüft: keine schwere Jugendgefährdung |
Genre: | Horror, Drama, Krimi, Thriller |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,13 (142 Stimmen) Details |
Also mal ehrlich: William Lustig’s Maniac von 1980 – das ist ein Brett. Das habe ich erst vor kurzem festgestellt. Ich war beeindruckt und auf das 2012er Remake gespannt. Aber Remakes, das ist auch so eine Sache: was erwartet man da? Merzen sie Fehler aus, die das nicht perfekte Original gemacht hat und werden besser? Ziehen sie die Geschichte einfach nur in die aktuelle Zeit, aber kopieren ansonsten? Oder tragen sie einfach nur den selben Titel und visualisieren eine ganz andere Vision mit allerhöchstens dem gleichen Vornamen eines Charakters?
Im Remake ist Frank Zito Restaurator für Schaufensterpuppen, der ein Trauma aus der Kindheit nicht bewältigen kann, und so Frauen skalpiert, die sich in seinen Augen zu hautbetont ihren Mitmenschen zeigen. Als er auf eine Fotografin trifft, die seine Hingabe für die Puppen teilt, fängt er an, mit sich selbst und seinen Erinnerungen und Fantasien zu hadern.
Zu den Fakten: In „Maniac“ von 2012 steht Elijah Wood in den großen Fußstapfen von Joe Spinell. Zumindest in der Darsteller-Position. Das Drehbuch stammt von Produzent Alexandre Aja selbst, zusammen mit Grégory Levasseur. Levasseur und Regisseur Franck Khalfoun sind bekannt im Genre: sie arbeiteten bereits zusammen an „High Tension“ und „P2 – Schreie im Parkhaus“. William Lustig, Regisseur des Originals, produzierte das Remake mit, seine Firma Blue Underground betreibt in einigen Ländern auch den Verleih des Films. Aber allen voran steht natürlich ein Name: Alexandre Jouan-Arcady, besser bekannt als Alexandre Aja. Auch er war bei besagten Filmen bereits als Autor, Produzent und/oder Regisseur dabei. Mit weiteren Filmen wie dem „The Hills have Eyes“-Remake, „Mirrors“ (mit Kiefer Sutherland in der Hauptrolle) oder „Piranha 3D“ hat er die Branche richtig aufgemischt und sich in Hollywood einen Namen gemacht. Klar bei so einer (im französischen Genre-Kino erfahrenen) Crew-Besetzung: Es wird definitiv mehr nackte Haut geben und es wird explizitere Gewalt geben.
So ist es auch eingetroffen und „Alexandre Aja’s Maniac“ landete im Sommer 2014 auf dem Index und wurde im darauffolgenden Jahr sogar bundesweit beschlagnahmt. Jedoch wurde die Beschlagnahme im Sommer 2020 wieder ausgesetzt und der Film gelangte im Herbst dank Nameless Media (ein großes Dankeschön nochmal an dieser Stelle!!) auch in meine Hände.
Im Vorfeld kurz informiert, scheint das „Maniac“-Remake zu spalten: Viele sehr gute Bewertungen, ein paar durchwachsene Kritiken. Ich für meinen Teil finde den Film wirklich gelungen! Klar, der Streifen hatte viel mehr finanziellen Rückenwind als das Original, aber das ist in diesem Falle gut investiert.
Besonders herausstechend ist, dass der Film zu mindestens 90 % in der PoV-Perspektive gedreht ist. Das birgt viele Herausforderungen. So musste Hauptdarsteller Elijah Wood bspw. nahezu jeden Drehtag am Set sein. Nicht gewöhnlich bei einer Filmproduktion. Wie er selbst in einem Interview erzählte, glich der Dreh eher einer Choreographie, in der es schwierig war, Bewegungen natürlich erscheinen zu lassen. Doch diese Choreographie zwischen Elijah Wood, Kameramann Maxime Alexandre und Regisseur Franck Khalfoun ist wirklich geglückt. Bei meiner Bewertung des Originals habe ich allen voran die Atmosphäre herausgestellt und gelobt; ebendiese ist es, die ihrem Vorfahren hier absolut das Wasser reichen kann und sogar noch ein Stück intensiver gelungen ist. Durch die Ich-Perspektive lässt die Figur Frank Zito noch mehr Einblicke in seine deutlich schizophrene Psyche zu. Der spezielle Erzählstil wird ergänzt durch ruhige, intensive Voice-over von Elijah Wood. Sie komplettieren den Zugang zu seinem Innersten.
Wurde hier und da ein Detail der Geschichte verändert, dient dies lediglich der flüssigeren Erzählung. Dies empfinde ich, mit Blick auf das Original, nicht als störend. Da dies hier ein Hollywood-Streifen ist, war es zu erwarten, dass bestimmte Eckpunkte im Vergleich zum Original geändert werden. Dazu wurde der Film aber auch mit einigen Zitaten und Hommagen gespickt (man nehme hier die Skalpierung auf dem Schrottplatz als schönstes Beispiel). Schön zu sehen ist auch, dass sich die Macher auch wirklich Gedanken zu dem vorliegenden Stoff gemacht haben: Die Skalps in Frank’s Wohnung beispielsweise ziehen (im Gegensatz zum Original) mit der Zeit Fliegen an.
Kritikpunkte konnte ich im 2012er „Maniac“ von Alexandre Aja kaum welche finden. Natürlich ist das Geschmackssache! Die Story ist etwas ausgefeilter als im Original, die Darstellung des Hauptprotagonisten ist verstörend. Der Score und das Sounddesign sind gelungen, Kameraführung wie erläutert außerordentlich. Mit gutem Gewissen vergebe ich 10/10 Punkten. Ein großartiges, düsteres Filmerlebnis mit französischem Händchen liebevoll umgesetzt. Der bleibt erst mal im Kopf!
Kommentare
12.01.2021 13:47 Uhr - sonyericssohn |
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12.01.2021 14:45 Uhr - McGuinness |
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12.01.2021 16:08 Uhr - cecil b |
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Tolle Review! Zu einem guten Film, der mMn überbewertet wird.
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