Die Tote von Beverly Hills
Herstellungsland: | Deutschland (1964) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Komödie, Krimi, Parodie |
Alternativtitel: | Corpse of Beverly Hills, The Dead Woman From Beverly Hills Lu That Girl from Beverly Hills |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,00 (3 Stimmen) Details |
Unter ihren Geliebten befanden sich ein Opernsänger, ein reicher Maler, ein Untersuchungsrichter, ein Messdiener und ein emigrierter tschechischer Altertumsforscher.
Aber findet sich dort auch der Name des Mörders?
Der Detektiv Ben folgt allen Spuren. Diese führen ihn schließlich nach Las Vegas, wo jeden Abend die Tiddy Sisters auf der Bühne stehen.
Heute möchte ich einen ganz besonderen Leckerbissen vorstellen. Mit DIE TOTE VON BEVERLY HILLS haben wir den ersten deutschen Film vor uns, der komplett in den USA gedreht wurde. Und das auch noch ohne Drehgenehmigung! Aufgrund dieses Umstandes wurde nur an Original-Schauplätzen gefilmt, teils unter den neugierigen Blicken zufällig anwesender Passanten, die teilweise auch im Endprodukt zu sehen sind.
So entstand ganz nebenbei ein unverfälschter Blick auf das Hollywood der frühen sechziger Jahre, wie er wohl ziemlich einzigartig ist.
Doch trotz der widrigen Umstände wirkt Michael Pfleghars (KLIMBIM) Debüt zu keiner Sekunde gehetzt oder unentspannt, ganz im Gegenteil! Sein satirischer Kriminalfilm ist ein locker-leichtes Vergnügen mit einem lustvoll aufspielenden Ensemble, dem man den Spass an der Arbeit deutlich anmerkt.
Die literarische Vorlage stammt von Curt Goetz, der seine Geschichte während seiner kalifornischen Emigration zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu Papier gebracht hat. Die Filmrechte kaufte Produzent Hansjürgen Pohland der Witwe des Autoren ab, die selbst nicht viel davon hielt. Sie war der Meinung, dass ihr Gatte wenig begabt darin sei, erotische Geschichten zu ersinnen.
Da ich die Vorlage selbst nicht gelesen habe, kann ich das an dieser Stelle natürlich nicht beurteilen. Aber der dazugehörige Film ist, gemessen an seinem Entstehungsjahr 1963, innovativ, mutig und seiner Zeit weit voraus. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich das deutsche Kinopublikum damals mit drögen Heimatfilmen und unterhaltsamen, aber wenig abwechslungsreichen, Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen begnügen musste.
Zur Story:
In den Hügeln von Beverly Hills entdeckt der leicht versnobte C. G. (Klausjürgen Wussow/der Dr. Brinkmann/SCHWARZWALDKLINIK) die unbekleidete Leiche der jungen Lu Sostlov (Heidelinde Weis). Detektiv Ben (Wolfgang Neuss) und C. G. beginnen anhand des Tagebuches der 17-jährigen, den Fall zu bearbeiten. Dabei stellt sich heraus, dass Lu eine durchtriebene Nymphomanin war, die es auf eine stattliche Anzahl von Liebhabern gebracht hat und ihre Triebe sogar in den höchsten Kreisen ausleben konnte. Ein Maler, ein Wagner-Tenor und ein aufstrebender Drehbuchautor zählten unter anderem zu ihren Opfern. Aber auch C. G. selbst wird in dem pikanten Tagebuch erwähnt.
Oder war es vielleicht doch der gehörnte Ehemann (Ernst Fritz Fürbringer), ein anerkannter Archäologe, der dem Treiben seiner untreuen Frau ein Ende bereitet hat?
Die Spur führt schließlich nach Las Vegas zu den Tiddy Sisters (Ellen & Alice Kessler), die dort jeden Abend eine Unterhaltungsshow aufführen und eine gewisse Rivalität zu Lu entwickelt haben.
Was für ein spritziger, vergnüglicher Film! Pfleghar und Pohland ist es tatsächlich gelungen, die Behäbigkeit des deutschen Nachkriegskinos über Bord zu kippen und einen Film zu schaffen, der seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Ganz nebenbei wird noch der AMERICAN WAY OF LIFE gehörig aufs Korn genommen, und direkt in Kontrast zum deutschen Kleinbürgertum der frühen Sechziger des vergangenen Jahrtausends gestellt
Dabei bedienen sie sich zahlreicher, völlig absurder Einfälle, die denen sehr ähnlich sind,die die Zucker-Brüder (DIE NACKTE KANONE) zwei Dekaden später auf die Spitze trieben. Besonders erwähnenswert ist dabei eine Kunstausstellung, bei der die Gäste in Abendgarderobe ihre Drinks im mit Wasser gefüllten Swimming-Pool serviert bekommen. Ebenso tauchen immer wieder Charaktere auf, die für die Handlung völlig bedeutungslos sind, und auch ohne Erklärung wieder aus der selbigen verschwinden.
Doch neben zahlreichen skurillen, teils unlogischen, aber immer vergnüglichen Szenen weiss der Film auch technisch zu überzeugen. Die Realität der Ermittlungsarbeit wird dem Zuschauer in schwarz-weiss präsentiert, während das lustvolle Treiben der jungen Lu in prächtigsten Cinemascope-Bildern das Auge des Zuschauers betört (fantastisch an der Kamera: Ernst Wild).
Sehr gut gefällt mir auch, dass die Story in eine Rahmenhandlung eingebettet ist, die mit der Premiere des Films DIE TOTE VON BEVERLY HILLS beginnt, und die Hauptdarsteller mit kurzen Einleitungssätzen die Lust des Publikums auf das kommende Spektakel in die Höhe treiben.
Diese sind allesamt gut aufgelegt, Klausjürgen Wussow gibt einen sympathischen Helden ab und Heidelinde Weis und die Kessler-Zwillinge (damals unwahrscheinlich hübsch) sorgen für die nötigen erotischen Akzente.
Auf jeden Fall muss man sagen, dass sich der Einsatz und die Risikobereitschaft voll bezahlt gemacht hat. Und wer würde es heutzutage noch wagen, nur mit einem Empfehlungsschreiben von Willy Brandt ausgestattet, ohne Genehmigung einfach mal drauflos zu filmen?
Für die damals noch unerfahrene Heidelinde Weis bedeutete DIE TOTE VON BEVERLY HILLS den Durchbruch. Völlig zurecht! Zudem wurde er 1965 mit dem Bambi für den künstlerisch wertvollsten deutschen Film ausgezeichnet.
Danach ist dieser tolle Film, für mich völlig unverständlich, irgendwo in der Vergessenheit abgetaucht und war jahrzehntelang nicht verfügbar. Erst das kleine Label M-Square hat den Film in einer stark limitierten, aber liebevoll restaurierten DVD-Fassung wieder zugänglich gemacht.
Gut so! DIE TOTE VON BEVERLY HILLS ist ein herrlich erfrischender, großartiger Spass, der mit sämtlichen Konventionen des piefigen deutschen Nachkriegsfilms gebrochen hat. Für den Mut und den Ehrgeiz, der für dieses Projekt aufgebracht wurde, haben alle Beteiligten meinen höchsten Respekt. Ein Meilenstein und seiner Zeit weit voraus. Ansehen!
Kommentare
14.01.2021 22:34 Uhr - cecil b |
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14.01.2021 22:40 Uhr - Nubret |
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Sehr gerne, Kollege!
Ein echtes Highlight für mich. Sollte jeder Film-Begeisterte mal gesehen haben. |
14.01.2021 22:43 Uhr - cecil b |
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![]() DB-Co-Admin ![]() ![]() |
Kommt WIRKLICH auf meine Liste. Man wird lesen können, ob ich den gesehen habe. ;)
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14.01.2021 22:48 Uhr - Nubret |
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Noch ist er erhältlich...
Schön, dass ich Dein Interesse wecken konnte! |
15.01.2021 00:11 Uhr - TheRealAsh |
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Wow, da hast da aber einen echten Geheimtipp, zumindest für mich. Hört sich sehr vergnüglich an, was ich aber noch nicht ganz verstehe, ist das eher Schlefazfutter oder wirklich gut?
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15.01.2021 00:14 Uhr - Nubret |
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Moin Ash!
Nein, der ist wirklich gut und erstklassig inszeniert. Solltest Du Dir einverleiben! Der Trailer auf Youtube bietet einen kurzen Vorgeschmack. :) |
15.01.2021 12:26 Uhr - Egill-Skallagrímsson |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Schön wieder was von Dir zu lesen, Nubret. ;-)
Wenn ich schon den ersten Review-Absatz lese :D Der kommt auf meine Watchlist, die inzwischen dick wie eine Bibel ist. |
15.01.2021 13:04 Uhr - Nubret |
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Danke, Egill-Skallagrimsson!
Das mit der riesigen Watch-Liste kenn ich. Aber der sollte echt mit drauf. Ist wirklich was Besonderes. |
16.01.2021 10:15 Uhr - Dissection78 |
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16.01.2021 11:33 Uhr - Nubret |
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Morgen, Dissi!
Freut mich, dass ich Dich anfixen konnte...und viel Spass mit dem Film! |
16.01.2021 12:52 Uhr - Ghostfacelooker |
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Da schließ ich mich doch mit dem Watch-List Thema den Vorrednern an, besonders oder gerade weil ich ohne dieses vorzüglich, schmackhaft machende Review, den Film nicht beachtet hätte
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16.01.2021 13:42 Uhr - Nubret |
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Danke auch Dir, Ghost!
Finde den echt sehr vergnüglich. Vor allem im Vergleich mit den sonst eher unlustigen deutschen Produktionen aus dieser Zeit. |
17.01.2021 00:19 Uhr - Ghostfacelooker |
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