" Manchmal nehmen Insekten die äußere Gestalt ihres natürlichen Feindes an. Eine Fliege kann dann wie eine Spinne aussehen und eine Raupe wie eine Schlange, und so imitiert auch die Judaszüchtung mit ihrem Äußeren ihre natürlichen Feinde... Uns. "
Regisseur Guillermo del Toro, verantwortlich für Filme wie " Blade 2 " (2002), " Pans Labyrinth " (2006) oder aber " Pacific Rim " (2013), bescherte uns mit seinem anno 1997 erschienenen " Mimic - Angriff der Killerinsekten " einen Creature - Horrorfilm, welchen ich damals erstmalig im Kino sah, diesen mittlerweile meiner Sammlung an Filmen hinzugefügt habe und mir alle Jahre wieder ganz gerne mal ansehe, da hier ein recht spannender und atmosphärisch dichter Horrorfilm geboten wird, in welchem die allseits verhassten und stets mit einem Gefühl des Ekels assoziierten Kakerlaken und Schaben ihren großen Auftritt haben.
Inhaltlich spielt die Handlung in New York, wo eine unheilbare tödliche Seuche mit hoher Kindersterblichkeit durch Kakerlaken übertragen wird. Um diese Seuche in den Griff zu bekommen züchtet die Insektenforscherin Dr. Susan Tyler eine genmanipulierte Schabenspezies, die sogenannte " Judaszüchtung " heran, damit sich diese mit den Überträgern kreuzen und diese schon nach wenigen Generationen unfruchtbar und ausgerottet werden. Die Gefahr scheint gebannt und es treten fortan keine neuen Fälle der todbringenden Seuche mehr auf, jedoch führt die Kreuzung nicht zur erhofften Selbstauslöschung der Schaben, sondern diese vermehren sich unkontrolliert weiter und beginnen zu mutieren, wodurch sie zu einer unvorstellbaren Gefahr für die Einwohner New Yorks werden, denn Niemand ahnt, welch tödliche Bedrohung in den stillgelegten U - Bahnschächten unter der Stadt lauert und nur darauf wartet sich seines natürlichen Feindes, nämlich uns Menschen, zu entledigen. Eine kleine Gruppe rund um Dr. Tyler steigt in die ewig finsteren Schächte hinab und nimmt es mit der Brut auf. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt... Survival of the Fittest.
Filme in denen Tiere bzw. widerliche Kreaturen die eigentlichen Stars sind, wußten mir schon in jungen Jahren zu gefallen, egal ob " Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt " (1979), " American Werewolf " (1981) oder aber " Cujo " (1983), boten mir diese doch eine willkommene Abwechslung zum mordenden Mann mit der Eishockey - Maske und wußten durch die damit verbundenen Möglichkeiten zu gefallen. Viele von uns dürften beim Anblick von Kakerlaken, Schaben und anderem Getier ohnehin nicht gerade den innigsten Wunsch verspüren, diese zu berühren und zu liebkosen, rufen solche doch eher Ablehnung und Ekel in uns hervor, wobei der Griff zur zusammengerollten Zeitung dann auch meist nicht mehr weit ist. Daher ist die Wahl von Regisseur Guillermo del Toro mutierte Schaben auf uns loszulassen schon mal keine schlechte Idee, bietet diese doch eine solide Basis für greifbaren Horror, welcher zudem noch mit der Erwartungshaltung und dem damit verbundenen Ekelempfinden von uns Zuschauern spielt.
Mit der Wahl von verlassenen U - Bahnschächten tief unter der Stadt bewies del Toro ebenfalls ein glückliches Händchen, denn mit der Angst vor der Dunkelheit und dem großen Unbekannten, welches darin lauert und nur darauf wartet seine Klauen in uns zu bohren, wird an eine unserer Ur - Ängste appelliert und ein unangenehmes Gefühl der permanenten Bedrohung und des sich beobachtet fühlens geschaffen. Dabei spielt der Film überwiegend in den dunklen Schächten und Katakomben des ehemaligen Schienenverkehrs unter der Stadt, ohne das wir dabei Einbußen beim Betrachten der Gruppe und ihrem Überlebenskampf gegen die mutierten Riesenschaben in kauf nehmen müssen. Das Gefühl der Hilflosigkeit angesichts des dunklen und beengten Labyrinths überträgt sich dabei gekonnt auf uns Zuschauer, lässt die Spannung permanent ansteigen und uns verzweifelt hoffen, dass die Gruppe doch noch ihren Weg unbeschadet an die Oberfläche zurückfindet.
Wenn nun aber doch einer der bedauernswerten Helden aus der Gruppe in den Genuß der messerscharfen Krallen der Schaben kommt, so gestaltet sich dies durchaus blutig, ohne jedoch zu viel zu zeigen, was jedoch nicht etwa dem Umstand der schlechten Beleuchtung unter Tage geschuldet ist, als vielmehr der Tatsache, dass sich die Resultate des auseinanderpflückens in unserer Phantasie abspielen, was allein schon gruselig genug ist und unweigerlich zu Magenproblemen führt. Die Schaben selbst sind jedoch gut animiert worden, wobei sich computergestützte Effekte eher bedeckt halten und es erfreulicher Weise größtenteils solide Handarbeit zu bestaunen gibt. Recht eklig mutet es demnach an, wenn die Exkremente dieser Viecher von der Decke hängen, ein Jungtier beispielsweise seziert wird, oder aber sich die Gruppe mit der überaus schleimigen Duftdrüse einer der toten Schaben einreibt, um vor weiteren Angriffen durch diese geschützt zu sein.
Für das durchweg als gelungen zu betrachtende Schauspiel holte man sich dabei einige prominente Gesichter dazu, allen voran Mira Sorvino in der Rolle der Dr. Susan Tyler und bekannt aus " Geliebte Aphrodite " (1995) und " The Replacement Killers - Die Erstzkiller " (1998), sowie Jeremy Northam als ihren Ehemann Dr. Peter Mann, gesehen in " Das Netz " (1995) oder " Amistad " (1997). Beide überzeugen in ihrer jeweilige Rolle als Wissenschaftler, wie auch als Liebespaar und harmonieren auch vom rein optischen Aspekt her ganz gut miteinander. Besonders auch Charles S. Dutton in der Rolle des U - Bahnpolizisten Leonard sei noch genannt, welcher mit seiner direkten und oftmals auch Flüche ausstoßenden Art, für so manchen Lacher sorgt, insbesondere wenn er in Stresssituationen anfängt zu singen. Dutton ist bekannt aus " Alien 3 " (1992) oder " Menace to Society " (1993).
Was jedoch ziemlich schnell ins Auge sticht, sind die maßgeblichen Einflüsse der unbestrittenen Klassiker " Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt " (1979) und dessen Fortsetzung " Aliens - Die Rückkehr " (1986). Nicht nur das die Larven in ihrem Kokon eine frappierende Ähnlichkeit mit den Eiern und dem sich darin befindlichen " Facehugger " aufweisen, auch die mit klebrigen weißem Schleim bedeckten Gänge und Räumlichkeiten erinnern doch sehr stark an die genannten Klassiker. Auch hier gibt es wieder ein Oberhaupt, von dem der weitere Fortbestand der Kolonie abhängig ist, doch haben wir es diesmal mit einem Männchen zu tun und nicht wie bei " Aliens - Die Rückkehr " mit einer Königin. Leider gestaltet sich der Herr der Schöpfung nicht wesentlich bedrohlicher als seine Untergebenen und auch der Radius seiner Aktionen lässt dann doch eher zu wünschen übrig, wobei der finale Kampf gegen diesen bedauerlicherweise auch ein viel zu frühes und recht unspektakuläres Ende findet.
So bleibt " Mimic - Angriff der Killerinsekten " dennoch ein durchweg spannender, wenn gleich auch nicht überragender Horrorfilm, der sich zwar durchaus seiner großen Vorbilder bedient, ohne jedoch allzu dreist abzukupfern, sondern dennoch den Spagat zwischen Vorlage und eigenen Ideen wagt, welcher ihm auch ganz gut gelingt und wozu die solide Leistung aller Beteiligten ihr übriges tut. Wer also schon immer eine Phobie gegen Insekten hatte und zudem dunkle Katakomben noch nie als besonders einladend empfinden konnte, der darf hier gerne mal einen Blick riskieren.
7/10