Lichtenberg.
Ein Name einer Stadt, wenn man ihn nicht mit diesem schrecklich traurigen Fall in Verbindung brächte, klingt als hätte Gott ein Päuschen gemacht. Doch wo Licht ist, ist Schatten bekanntlich nicht weit und hier scheint, wenn man dieser Dokumentation folgt, wirklich der Teufel zu wohnen, denn die zerklüfteten und von nach Bodenschätzen abgesuchten Wälder ringsum, tragen scheinbar zurecht den titelgebenden Namen Höllental.
Dieser in sich komplex, absurde Fall, dem sich Marie Wilke als dritten Dokumentationsfilm in ihrer Vita widmet, strotzt nur so von Ungereimtheiten, Fehlern der Ermittler in ihren Recherchen sowie in ihrer polizeilichen Vorgehensweise, welche man zeitweise sogar als Polizeiwillkür bezeichnen könnte und von seltsamen Verbindungen und Irrungen, unter welchen nicht nur die Einwohner der einst vielleicht beschaulichen Kleinstadt, die mittlerweile mehr wie eine Geisterstadt wirkt, bis heute leiden, sondern selbst auch nicht mehr loswerden werden.
Zu tief sind die Wunden in dem bereits seit 2001 andauerndem Kriminalfall, welches das ZDF in einer ungewöhnlich spannenden und emotional berührenden Dokumentation präsentiert, was aber meiner Meinung nach ausschließlich der Verdienst der Regisseur-, und Drehbuchautorin Wilke sein dürfte.
Ähnlich wie im Fall Maddie McCann, welche damals in einer Hotelanlage in Portugal fast schon unter den Augen der Eltern verschwand, ist auch die kleine Peggy Knobloch, mit markant schönen Gesichtszügen gesegnet, scheinbar zwar von ihrer gewohnten Routine abgewichen und auch hier werden nicht nur die Eltern in den Kreis der Verdächtigen gezogen, sondern auch Nachbarn und Ortsansässige. Die Vermutungen gehen aufgrund des Stiefvaters sogar soweit, daß man Kindesentführung aufgrund eines Pädophilenrings ins Ausland nicht ausschließt.
Der schreckliche Unterschied in diesem Entführungsfall, ist nicht nur dessen tragisches Ende, sondern, daß Ermittler scheinbar Indizien verdreckt, Verdächtige manipuliert, Geständnisse erzwungen und gleichzeitig Spuren, welchen jeden Sofa-Kriminalisten bereits irritieren und kaum loslassen, gänzlich ignoriert hatten.
Ich will aufgrund des wirklich äußerst spannend zu nennenden Handlungs und Storyaufbaus nicht weiter ins Detail gehen, denn jeder möge sich zusätzlich seinem ihm gegebenen Menschenverstand einen Reim darauf machen, aber wenn ich schon eine verdächtige Person befrage, welche sich fast schon einen Altar von Bildern Peggy´s zuhause aufbaut und noch ein Amulett von ihr um den Hals trägt, oder ein anderer deutlich bei der Vernehmung sagt, daß wenn er sich entführt hätte, man sie nie finden würde, dann kann man diese Spuren doch nicht erkalten lassen oder jene einfach wieder laufen lassen.
Aber in unserem Land ist es ja ebenso nicht selten, daß bereits „polizeilich bekannte Personen, schlimme Verbrechen begehen können“, wo ich mich dann frage, wie so etwas möglich ist, wenn derjenige bereits polizeilich bekannt, also heißt unter Beobachtung befindlich oder auf deren „Radar stehend“ ist.
Das schockierendsten Folgen dürften die letzten Drei der insgesamt sechsteiligen Dokumentationsepisoden sein, in denen die Irrungen deutscher Justiz, Widersprüchlichem, kriminalistische Patzer, sowie für Laien vermeintlich eindeutige Zusammenhänge offenbart werden, die man bis heute nicht zu Ende ermitteln konnte oder wollte, da der Fall im Oktober letzten Jahres zu den Akten, respektive die Ermittlungen eingestellt wurden.
Persönlich wünsche ich diese Situation niemanden oder sie je ertragen zu müssen und den Eltern all solcher Fälle von Herzen Kraft und Gottes Beistand auch wenn dieser oftmals fern oder unmöglich scheint.